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Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Titel: Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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zu erkennen. Die Luft roch nach Schnee.
    Am Savage River trennten sich die Frauen. Carol fuhr weiter nach Westen zum Teklanika River, Julie bog nach Norden ab und kämpfte sich auf einen schmalen Trail, den die Ranger und sie selbst mit dem Hundeschlitten in den tiefen Schnee gegraben hatten. Durch lichten Mischwald fuhr sie am Ufer des Savage Rivers entlang durch die Ausläufer des Mount Margaret, der sich nordwestlich vom Trail in den Dunst erhob. Als sich der Himmel langsam verfärbte, leuchtete eine zerklüftete Felswand im schwachen Sonnenschein auf.
    Julie schaltete ihre Stirnlampe aus und ließ die Hunde am Waldrand verschnaufen. Ein paar Minuten genoss sie die andächtige Stille unterhalb der Felswand, die während des kurzen Hochsommers das Ziel zahlreicher Wanderer war. Bevor sie für den National Park Service gearbeitet hatte, war sie etliche Male zum Wandern am Mount Margaret gewesen, einmal sogar mit ihren Eltern, als sie noch nicht geschieden waren und zumindest alle paar Wochen etwas Zeit für sie und sich selbst gefunden hatten. Seitdem ihr Vater als Chefarzt im Fairbanks Memorial Hospital arbeitete, sprachen sie kaum miteinander, und wenn, musste er schon nach wenigen Minuten wieder in den OP .
    Die Felswand hielt den Wind ab, der in den letzten Minuten stärker geworden war und den losen Schnee über die Hügel wehte. Mit dem schwachen Sonnenlicht, das am Horizont emporstieg und sich zwischen den Wolken über den Himmel stahl, schien sich ein pinkfarbener Schleier über den Schnee zu legen. Die zerklüftete Felswand leuchtete plötzlich in zarten Farben, die ihr etwas von der abweisenden Schroffheit nahmen. Vereinzelte Schneeflocken fielen vom Himmel und verloren sich in den dichten Kronen der Schwarzfichten. Lange würde die Sonne nicht gegen die Wolken ankommen.
    Julie suchte das Land mit ihrem Feldstecher ab, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Ungewöhnlich still und scheinbar verlassen lagen die zerklüfteten Hänge, die hinter der Felswand zum Mount Margaret anstiegen, vor ihr. »Banu und sein Rudel haben sich wohl irgendwo verkrochen«, rief sie ihren Hunden zu. »Ist auch besser so. Solange die Baldwins ihr Unwesen treiben, sollten sie lieber in Deckung bleiben. Und wer weiß, ob sie die Einzigen sind. Vor der Veranstaltung am Samstag wollen die Wolfskiller sicher noch ein Zeichen setzen. Würde mich nicht wundern, wenn noch was passiert.«
    Sie trieb die Hunde an und blieb am westlichen Ufer des Savage River, der mit seiner dichten Eisdecke kaum von seiner verschneiten Umgebung zu unterscheiden war. Der Trail schlängelte sich durch ein Labyrinth von verschneiten Felsen und aufgeworfenem Eis, das die Ausläufer des Mount Margaret wie eine verwunschene Märchenlandschaft aussehen ließ. Leichte Flocken wirbelten durch die Luft. Die hellen Streifen am Horizont waren verschwunden, nicht einmal stellenweise drangen noch Sonnenstrahlen zwischen den Wolken hindurch und ein dunkler Himmel wölbte sich über das Land.
    Der Wetterbericht hatte von teilweise starken Schneefällen gesprochen, aber nach einem Blizzard sah der Himmel nicht aus, und Julie lebte schon zu lange in Alaska, um sich vor ein bisschen Schnee und Eis zu fürchten. Entschlossen trieb sie die Hunde weiter. Ungefähr eine halbe Meile hinter der steilen Felswand bog der Trail nach Westen ab und führte durch die schroffen Ausläufer der Berge bis zum westlichen Rand der Felswand und von dort weiter zum Teklanika River und dem Trail, auf dem Carol unterwegs war.
    Der Vormittag verlief ohne besondere Vorkommnisse. Die Berge um sie herum schienen menschenleer zu sein und außer einem Schneehasen bekam sie auch keine Tiere zu Gesicht. Von Carol kam ebenfalls keine Meldung. Julie meldete sich jede Stunde über Funk bei ihr und sagte jedes Mal das Gleiche: »Nichts.« Unter den dunklen Wolken schien das Land erstarrt zu sein und in einem Zustand zu verharren, der nicht einmal Wölfe und Elche duldete. Sie kam sich plötzlich wie ein Eindringling vor, als hätte sie den Wintergeist der Indianer gestört und müsste dafür irgendwann mit einer strengen Strafe rechnen. Es war so still, dass man das Scharren der Kurven deutlich hörte, und das Rauschen des Windes beinahe störend in ihren Ohren klang.
    Hinter der Felswand ging es bergab und durch die Ausläufer des Berges in flachere Gefilde. Auch hier hatte sie das Gefühl, allein in der Welt zu sein, so still und einsam war die Gegend westlich des Savage River. Auf dem ebenen Trail

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