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Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Titel: Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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wenig verdienten.«
    »Machen Sie sich nichts draus, Harry. Wer so denkt, hat es auch nicht verdient, zu Ihnen nach Alaska zu kommen. Es gibt genügend andere Leute, die sich freuen würden, sich mit Ihnen zu treffen. Männer, die ebenfalls verwitwet sind und genauso leiden wie Sie. Und Frauen, die ihre Männer begraben mussten. Die dachten auch alle, die Welt würde untergehen, als sie ihre Liebste oder ihren Liebsten verloren haben. In der Gruppe haben sie neuen Lebensmut gefunden. Es gibt sogar Senioren, die sich jedes Jahr zu einer Sternfahrt mit ihren Wohnmobilen und Campern treffen. Das wäre doch was für sie.« Julie hatte sich schlau gemacht, bevor sie zum Krankenhaus gefahren war. »Ich hab Ihnen die Adressen rausgeschrieben.« Sie legte den Zettel mit den Adressen auf den Nachttisch. »Ihre Zeit hier ist längst noch nicht zu Ende, Harry, das Leben hält noch so viel für Sie bereit. Glauben Sie mir, Sue-Ellen freut sich wahrscheinlich, wenn sie vom Himmel herabblickt und Sie wieder einigermaßen glücklich sieht. Ich bin sogar sicher, dass sie sich freut.«
    Harry lächelte schwach. »Sie können ziemlich überzeugend sein junge Dame, wissen Sie das? Wesentlich überzeugender als der Psycho-Doc hier im Krankenhaus. Der leierte nur den Text runter, den er wahrscheinlich allen Patienten erzählt. Und Sue-Ellen hat er mit keinem einzigen Wort erwähnt.«
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie sich mal aussprechen wollen«, sagte Julie, bevor sie ging. »Und sagen Sie rechtzeitig Bescheid, wenn Sie im Sommer mit Ihren neuen Freunden den Nationalpark besuchen. Dann gehen wir gemeinsam auf eine Wanderung. Versprechen Sie mir, dass Sie kommen?«
    »Wer könnte Ihnen widersprechen, Julie?«
    Julie lachte. »Machen Sie es gut, Harry! Und vergessen Sie nicht, Ihre Schlaftabletten zu nehmen. Auf dem Zettel steht meine Handynummer … für alle Fälle. Sie können mich jederzeit anrufen, okay? Gute Besserung, Harry!«
    An diesem Abend fühlte sich Julie wesentlich besser. Sie hatte dem alten Mann gerne zugehört und keine leeren Phrasen gedroschen, als sie ihm versprochen hatte, stets für ihn da zu sein. Dass es keinen Menschen gab, der ihm noch nahestand, hatte sie erschreckt und an ihre Mutter erinnert, die schon seit einigen Jahren mit einem anderen Mann in Kalifornien lebte und ebenfalls kaum noch anrief. Ihr Vater war allein geblieben, hatte weder Zeit für eine neue Beziehung noch für sie.
    »Meine Familie ist mir am wichtigsten«, hörte sie häufig in Interviews mit Prominenten. In den meisten Fällen handelte es sich wahrscheinlich um eine Phrase, die den Zuschauer für den jeweiligen Star einnehmen sollte. Aber es war etwas Wahres dran. Wie düster war das Leben, wenn es keine Verwandten, Freunde und Bekannten gab? Sie würde sich mehr um ihre Eltern kümmern, dafür sorgen, dass ihre Familie nicht endgültig auseinanderfiel. Auch ein Chefarzt brauchte nicht dauernd zu arbeiten. Bis sie ihren Vater wiedersah, würde jedoch mindestens eine Woche vergehen.
    Am Samstagmorgen, ihrem freien Tag, verabschiedete sie sich gleich nach dem Frühstück von Carol: »Sag Chuck, dass ich mich am Sonntag um ihn kümmere. Er ist wahrscheinlich schon sauer, weil ich mich so selten bei ihm blicken lasse. Bis heute Nacht … ich glaube, es wird spät.«
    »Pass gut auf dich auf, Julie! Es gibt bestimmt Zoff.«
    Superintendent Green war bereits abfahrbereit, als sie ihn abholte. Er trug seine beste Uniform und duftete nach einem teuren Rasierwasser.
    Ein Dienstwagen des Denali National Parks stand schon bereit. Nachdem sie eingestiegen waren, reichte er ihr eine Mappe mit dem Vortrag, den er am späten Nachmittag an der University of Alaska in Fairbanks halten würde. »Lesen Sie bitte noch mal drüber, Julie, vielleicht fällt Ihnen noch was Zündendes ein.«
    Julie bezweifelte, zum Thema »Save the Wolves – Rettet eine bedrohte Tierart« mehr sagen zu können als der ranghöchste Ranger des Denali National Parks, las den Vortrag aber während der Fahrt nach Fairbanks interessiert durch und war begeistert, wie leidenschaftlich sich der Superintendent für die Wölfe einsetzte. »Ich schätze mich glücklich, den größten Teil meines Lebens in freier Natur verbracht zu haben«, hieß es im letzten Absatz seines Vortrags, »und ich betrachte es immer noch als ein Geschenk, während meiner Arbeit in der Wildnis des Denali National Parks so stolze und intelligente Tiere wie Wölfe beobachten zu können. Allein durch ihre Gegenwart

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