Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2
Dienstwagen des Nationalparks erkannten: »Weg mit den Rangern!«
Dem Superintendent blieb nichts anderes übrig, als anzuhalten. Er sah mehr gestresst als verärgert aus, hatte wohl mit einem solchen Empfang gerechnet und blickte den Männern misstrauisch entgegen. »Die Baldwins, wer sonst?«, sagte er mehr zu sich selbst. Sicherheitshalber griff er nach seinem Handy.
Julie beschlich ein ungutes Gefühl, als die Männer immer näher kamen, und schloss erschrocken die Augen, als plötzlich eine Salve von festen Schneebällen auf den Wagen prasselte. Sie richteten keinen Schaden an, kleisterten aber die gesamte Windschutzscheibe zu und zeigten Julie und dem Superintendent, wie erwünscht sie bei den Baldwins und ihren Leuten waren.
Als die Polizeisirenen aufheulten und mehrere Streifenwagen heranbrausten, war der Spuk bereits vorbei, und die Männer flohen aufs Uni-Gelände und tauchten in den Gebäuden unter. Die Trooper machten keine Anstalten, sie zu verfolgen. Solange Schneebälle statt Kugeln flogen, war alles okay.
Julie und der Superintendent stiegen aus und kratzten die Windschutzscheibe sauber. »Sorry, aber die spielen schon den ganzen Morgen verrückt!«, rief ihnen ein Trooper zu. »Die sind schwerer zu bändigen als kleine Kinder.«
»Solange sie nur mit Schneebällen werfen«, erwiderte der Superintendent.
12
Das Murie Building Auditorium der University of Alaska platzte aus allen Nähten. »Save the Wolves – Rettet eine bedrohte Tierart« war ein Thema, das jeden in Alaska interessierte und so aufgeladen war, dass es schon auf dem Weg in den Vortragssaal zu lautstarken Wortwechseln kam. Die Tierschützer, angeführt von einem Vertreter von Greenpeace und Louise Fletcher, und die Wolfsgegner, aufgeheizt durch die Parolen der beiden Baldwins, standen sich auf der Treppe gegenüber und stritten lauthals. Hätten nicht Polizisten an den Eingängen und im Auditorium gestanden, wäre es schon vor Beginn der Veranstaltung zu einer Rangelei gekommen.
Julie fiel es schwer, ihre Gefühle im Zaum zu halten, nicht nur wegen der Ansprache, zu der sie der Super während seines Vortrags bitten würde, sondern auch wegen der Anwesenheit von Dr.John Blake, der mitverantwortlich für die Veranstaltung war und während eines Seminars am frühen Nachmittag sein Wolf Monitoring Program erläutert hatte. Obwohl er überall gebraucht wurde und nur ein paar Worte mit ihr wechseln konnte, spürte sie jedes Mal, wenn er in ihrer Nähe war und sie anblickte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Es kostete sie einige Anstrengung, sich vor dem Superintendent nichts anmerken zu lassen, und so zu tun, als wäre er nur ein Kollege.
Auch John schien gegen seine Gefühle anzukämpfen, errötete fast jedes Mal, wenn sich ihre Blicke kreuzten, und verhielt sich betont neutral, als er etwas zu ihr sagte. Julie versuchte dasselbe, brauchte nur an das zu denken, was sie Josh gesagt hatte, um das Kribbeln aus ihrem Bauch zu vertreiben. Sie hatte ihn belogen, das stand fest, denn irgendwas geschah mit ihr, wenn John in ihrer Nähe war. Was sie allerdings sehr ernst gemeint hatte, war, dass sie sich nicht durch alberne Beziehungsprobleme von ihrer Arbeit abbringen lassen wollte. Nicht auszudenken, wenn sie mit John etwas anfangen würde. Es könnte ihr zwar niemand verbieten, würde aber zeigen, dass für sie Arbeit und Karriere nicht an erster Stelle standen.
Julie und der Superintendent warteten in einem Nebenraum und stärkten sich mit Häppchen und Kaffee, während die Zuhörer in das Auditorium drängten. Statt John, der an einem Informationsstand neben dem Eingang stand, betreute sie eine junge Professorin aus dem English Department, die sich bei Greenpeace engagierte und schon jahrelang für den Tierschutz eintrat. Seit einigen Monaten blieb sie allerdings eher hinter den Kulissen, nachdem sie sich eine Ermahnung wegen einer Kampagne gegen japanische Walfänger eingehandelt hatte. Öffentliche Aktionen sah man ungern bei der University of Alaska.
Für Julie in ihrer frisch gebügelten Uniform und einige andere Offizielle und VIP s waren Stühle neben der Bühne reserviert. Julie verschlug es fast den Atem, als sie das Auditorium betrat und die vollbesetzten Stuhlreihen sah. Zahlreiche Zuhörer standen an der Wand und an den Fenstern, weil sie keinen Sitzplatz gefunden hatten, und es drängten immer noch Menschen herein.
An den Transparenten und Schildern, die viele Zuhörer emporreckten, konnte man deutlich sehen,
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