Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2
hat nichts zu bedeuten, Josh.«
»Ach, wirklich?«
Sie versuchte zu lächeln. »John war einer der Veranstalter und wollte nach mir sehen, das ist alles. Er war besorgt, dass die Medien mehr über die Ausschreitungen als über die bedrohten Wölfe berichten würden. Die Tiere liegen ihm sehr am Herzen und es ist ihm wichtig, dass der Tierschutz im Vordergrund steht.«
»Deswegen war er hier?«
»Nun ja, das klang wenigstens so durch.«
»Für mich wirkt es eher so, als würde ihm was an dir liegen.«
»Er flirtet ein bisschen, das ist alles. Den würden nicht mal Angelina Jolie oder Jennifer Lawrence oder irgendeine andere Hollywood-Schönheit von seinen Wölfen wegbringen. Außerdem will ich nichts von ihm.« Ich kriege nur jedes Mal weiche Knie, wenn ich ihn sehe, dachte sie bei sich. »Nun sei doch nicht so eifersüchtig, Josh! Bei der ganzen Arbeit, die es im Park zu tun gibt, habe ich sowieso nur Zeit von einem Mann zu schwärmen. Und das bist du, Josh!« Sie deutete auf die Blumen und begann zu grinsen. »Sind die Blumen für mich? Wenn sie für mich sind, würde ich sie nämlich langsam mal auspacken und mir in die Hand drücken. Vielleicht lasse ich mich dann sogar dazu hinreißen, dir einen Kuss zu geben. Oder läufst du immer mit einem Blumenstrauß herum? Vielleicht liegt Jennifer Lawrence ja nebenan, und du wolltest das Gemüse ihr geben.«
»Und wenn Miss America höchstpersönlich im Nachbarzimmer läge«, erwiderte er ebenso fröhlich, »dieser kostbare Blumenstrauß ist nur für dich.«
Sie nahm die Blumen und küsste ihn auf den Mund. »Danke, Josh.«
14
Am Morgen des übernächsten Tages durfte Julie das Krankenhaus verlassen. Ihr Vater überbrachte ihr die gute Nachricht persönlich und gab ihr »einen kleinen Schein für den nächsten Einkauf« mit, wurde aber gleich darauf zu einer wichtigen Operation in den OP 1 gerufen. »Ein mehrfacher Bypass«, entschuldigte er sich. Eine Krankenschwester begleitete Julie zum Ausgang.
Trooper Corwin hatte sich freundlicherweise bereit erklärt, sie zum Nationalpark zu fahren, weil er ohnehin in die Richtung musste, um den Baldwins auf den Zahn zu fühlen. Sie hatte erst nach kurzem Zögern zugestimmt. In ihrem Bemühen, sich ihre Gefühle für John nicht einzugestehen, war sie bei Josh mit ihrem lustigen Geplänkel sehr weit gegangen. Nun fürchtete sie, ihm zu große Hoffnungen gemacht zu haben. Die Aussicht, beinahe zwei Stunden mit ihm im selben Wagen zu verbringen, bereitete ihr Unbehagen.
Albern … du bist albern, überlegte sie im selben Atemzug. Du schwärmst wie ein kleines Mädchen für diesen John, lässt dich von ihm zum gemeinsamen Lunch überreden und wunderst dich, wenn er dich zu einem weiteren Date einladen will. Und weil du deinen Job nicht gefährden willst, spielst du die Kühle, ziehst dich wieder zurück und scherzt stattdessen mit Josh herum, als hätte es nie eine Funkstörung zwischen euch gegeben. Hast du noch alle Tassen im Schrank? Wolltest du in diesem Winter nicht ganz auf Männer verzichten, um dich voll und ganz auf deinen Job konzentrieren zu können?
Doch Josh wartete neben Corwin in der Eingangshalle, als sie sich von der Schwester verabschiedete, und blickte ihr so erwartungsvoll entgegen, dass sie am liebsten davongerannt wäre. So war das eben, wenn man den Männern zu große Hoffnungen machte. Dann klammerten sie wie verliebte Teenager.
Zu ihrer Überraschung hielt sich Josh aber eher im Hintergrund. Lediglich sein Lächeln blieb, als er sie flüchtig an der Schulter berührte und fragte: »Hey … wieder auf dem Damm?« Anscheinend wollte er sich in der Gesellschaft des Troopers keine Blöße geben.
»Mehr oder weniger.« Sie berührte sich am Hinterkopf. »Bis auf die Beule, die ich mir bei dem Sturz geholt habe.« Sie blickte Corwin an.
»Ein Wunder, dass es nicht mehr Verletzte gab«, sagte der Trooper.
Vor dem Krankenhaus erwartete sie bittere Kälte. Eisiger Wind fegte unter dem Vorbaudach des Eingangs hinweg und wirbelte den frischen Schnee auf. In den frühen Morgenstunden hatte es aufgehört zu schneien, aber der Himmel war immer noch bedeckt und vom Mond und den Sternen war nichts zu sehen. Die Lichter der Stadt hoben sich kalt und klar von der Dunkelheit ab.
Julie war froh, als sie auf die Rückbank des Streifenwagens rutschte und der Trooper die Heizung laufen ließ. Josh saß auf dem Beifahrersitz. Man sah ihm an, wie stolz er darauf war, bei einem Alaska State Trooper mitfahren zu dürfen.
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