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Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Titel: Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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gefüttert werden, auch keinen Winterschlaf.)
    In Yellowstone, wo Meister Petz auch in der kalten Jahreszeit reichlich Nahrung zur Verfügung steht, melden sich Bären immer öfter und früher aus der Winterruhe zurück. Im Glacier-Nationalpark gab es einen Grizzly, der regelmäßig Wölfen und Berglöwen folgte und ihnen die Kadaver abnahm. Dieser Bär war so gut genährt, dass er sich nie zu Winterruhe zurückzog.
    Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Wölfe in Yellowstone nur wenig, wenn überhaupt, Einfluss auf die Grizzly- und Schwarzbärenpopulation haben und umgekehrt. Mit Ausnahme ihres Aufeinandertreffens in der Nähe von Kadavern und Wolfshöhlen laufen die meisten Interaktionen ohne Konfrontationen und ohne Verletzungen ab. Nach den bisherigen Beobachtungen kann man sogar davon ausgehen, dass die Bären von der Anwesenheit der Wölfe profitieren, indem ihnen durch sie mehr Nahrung zur Verfügung steht.
     
    Wölfe und Kojoten
    Kojoten (Canis latrans) , die kleineren Verwandten der Wölfe, sind intelligent und anpassungsfähig. Ebenso wie die Wölfe sind sie seit Jahrhunderten verfolgt worden – und werden es immer noch – weil sie Nutztiere töten und weil sie für viele Menschen »Ungeziefer« sind. Aber im Gegensatz zu den Wölfen konnten sie nie ausgerottet werden. Im Gegenteil: Durch ihre enorme Anpassungsfähigkeit und ihre Klugheit haben sie es geschafft, überall in Nordamerika zu leben, von den Slums in Los Angeles bis zu den Wüsten Arizonas. Je mehr man versucht hat, sie zu vernichten, um so stärker haben sie sich vermehrt.
    Die Kojoten von Yellowstone gehören zu den größten Kojoten der Vereinigten Staaten. Nur an der Ostküste gibt es ähnlich große Kaniden. Die Rüden wiegen 14 bis 28 Kilo, die Fähen etwas weniger. Kojoten werden etwa sechs Jahre alt, in Yellowstone gab es aber auch eine Kojotin, die 13 war, bevor sie von einem Puma gefressen wurde.
    Kojoten leben wie Wölfe in einem Sozialverband mit einem Leitpaar und den Nachkommen aus den ersten zwei Jahren. Ihre Rudelgröße in Yellowstone beträgt zwischen sechs und zehn Tieren. Ebenso wie die Wölfe produzieren auch die Kojoten gelegentlich mehrere Würfe in einem Rudel. Bob Crabtree, Kojotenforscher in Yellowstone, beobachtete in einem Jahr, wie ein elf Jahre altes Leitweibchen sieben Welpen hatte und ihre zweijährige Tochter zur selben Zeit fünf Welpen. Der komplette Nachwuchs wurden vom Rudel gemeinsam aufgezogen.
    Kojoten ernähren sich von Mäusen, Erdhörnchen und kleineren Nagern, aber auch von Hirschkälbern oder Aas.
    Biologen haben Kojoten bei der Jagd beobachtet. In fast allen Fällen leitete das Leittier die Jagd an, immer griffen sie die Beute von hinten oder von der Flanke her an. Gelegentlich ergriffen sie das Tier auch am Hals, um es herunterzuziehen. Erfolgreiche Angriffe dauerten von 14 Minuten bis zu 21 Stunden! Selbst erfolglose Angriffe dauerten zwischen zwei Minuten und acht Stunden, bevor die Kojoten aufgaben. Die Jagd wurde beeinflusst von der Tiefe des Schnees und dem Terrain, in das die Beutetiere flohen. Wenn sie in einen Fluss rannten, gaben die Kaniden fast immer auf.
    Auch Berglöwen oder Grizzlys sind schon von Kojoten von einem Kadaver verjagt worden.
    Wegen ihrer Größe werden die Kojoten in Yellowstone von Touristen oft mit Wölfen verwechselt. Erst wenn sie die massiveren 40 bis 60 Kilogramm schweren Verwandten gesehen haben, können sie den Unterschied erkennen.
    Die Kojoten von Yellowstone sind sozialer als die in anderen Gebieten Amerikas. Die meisten von ihnen leben und jagen in Gruppen von sechs bis sieben Tieren. Ebenso wie die Wölfe grenzen sie ihr Territorium durch Heulen und Geruchsmarkierungen ab.
    Bis 1995 waren Kojoten die Top-Beutegreifer des Parks. Sie lebten, wo es ihnen gefiel. Ihre Population wuchs, und außer Bären und Pumas hatten sie keine Feinde. Sie bewohnten ihre traditionellen Territorien, die sie teilweise schon seit 1940 innehatten, seitdem der Naturforscher Adolph Murie sie erforschte. Es gab wenig, vor dem sie sich fürchteten. Ein schlechter Winter, der Einfluss auf ihre Nahrungsquellen hatte, war das Schlimmste, was ihnen widerfahren konnte. Sie ernährten sich von Wühl- und Feldmäusen, Erdhörnchen und anderen kleinen Säugetieren und nahmen gelegentlich noch ein Hirschkalb mit oder fraßen von einem Kadaver. Alles in allem verlief ihr Leben stabil und ohne Aufregung.
    Dies änderte sich schlagartig, als man ihnen 1995 die ersten Wölfe vor die

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