Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)
sie stets in Sicherheit vor den Kojoten. Zum Abschluss umkreiste sie nochmals den Grizzly, bevor sie davonlief.
In den ersten fünf Jahren seit der Wiederansiedlung wurden sechs Kojotenwelpen von Wölfen ausgegraben und getötet. Die Kojoten haben darauf reagiert, indem sie ihre Höhlen unter große Felsblöcke oder weit entfernt von den Wolfsgebieten gegraben haben. Dies bedeutet aber auch, dass sie sich von guten Beuteplätzen entfernen mussten, was es wiederum schwieriger machte, Futter für ihre Welpen zu besorgen. Die Natur half wie immer ausgleichend, indem einige der überlebenden Kojotenrudel zwar weniger Familienmitglieder hatten, dafür aber mehr und schwerere Welpen mit einer höheren Überlebensrate.
Inzwischen gibt es auch etliche Kojotenhöhlen in der Nähe der Straße. Die klugen Vierbeiner haben gelernt, dass Wölfe die Straße meiden. Beispielsweise laufen sie, wenn sie von Wölfen verfolgt werden, direkt in Richtung Straße. Wenn sie es bis dahin schaffen, bleiben die Wölfe zurück. Dann allerdings besteht die Gefahr, dass sie von einem anderen »Raubtier« getötet werden – dem Auto.
Die Dezimierung der Kojoten hat weitreichende ökologische Folgen. Es gibt wieder mehr kleinere Säugetiere und Nagetiere, die bisher Kojotenbeute waren. Dadurch gibt es auch wieder mehr Beute für Greifvögel wie Adler, Habichte und Uhus.
Seit die Wölfe in Yellowstone zurück sind, ist die Kojotenpopulation klüger und vorsichtiger geworden. Sie werden mit Sicherheit überleben. (Wegen der extrem schwankenden Population gibt es keine offiziellen Kojotenzahlen für Yellowstone, jedoch hat sich ihre Population 2012 weitestgehend erholt.)
Wölfe und Pumas
Der Puma (Puma concolor) , auch Berglöwe und im Amerikanischen »Cougar« genannt, ist das größte Mitglied der Katzenfamilie in Nordamerika. Pumas leben im gesamten Yellowstone-Park; da sie jedoch extrem scheu sind, gibt es nur sehr wenige Sichtungen.
Erwachsene Tiere wiegen 65 bis 75 Kilo, Weibchen etwa 45 Kilo. Ihr bevorzugter Lebensraum ist felsiges Gebiet, und ihre Hauptbeutetiere sind Hirsche, Maultierhirsche, Stachelschweine und andere kleine Säugetiere. Die meisten der 14 bis 23 Berglöwen (2012) leben im nördlichen Teil des Parks, also im Wolfsgebiet.
Der stets allein jagende Puma schleicht sich an seine Beute heran und tötet sie mit einem Biss in den Nacken oder Hals. Er frisst, bis er satt ist, und versteckt das Fleisch für später. In Yellowstone übernehmen manchmal Bären die Beute von Pumas. Auch Kojoten versuchen, sich einen Happen zu sichern, laufen jedoch Gefahr, getötet zu werden. Wölfe vertreiben Pumas in nur etwa fünf Prozent aller Fälle vom Kadaver.
Die Berglöwenpopulation ist im letzten Jahrzehnt leicht angestiegen, ebenso die Interaktionen zwischen Wölfen und Pumas. Yellowstones Puma-Forscherin Toni Ruth hat mehr Wolfsspuren als bisher im Pumagebiet gesehen. Ruth, eine Wissenschaftlerin der Wildlife Conservation Society, hat einige dramatische Zwischenfälle zwischen Wölfen und Berglöwen im nördlichen Yellowstone notiert. Im Winter 1999 töteten Wölfe vier junge Pumakätzchen, die ihrer Mutter durch den tiefen Schnee folgten. Die Kleinen waren leichte Beute. Vier Kätzchen ist eine Menge Nachwuchs für einen Puma (durchschnittlich haben sie einen Wurf von zwei bis drei Jungen). Da die Kleinen alle Untergewicht hatten, war es zu schwer für sie, im tiefen Schnee zu flüchten.
Im Winter 2003 tötete ein Wolfsrudel eine erwachsene Berglöwin. Die beiden Kleinen, die sie mit sich führte, verhungerten drei Wochen später.
Toni Ruth untersucht, ob die Pumas in Zukunft mehr Energie aufwenden müssen, um Beute zu machen, da sich die Wölfe immer mehr deren Kadaver aneignen.
Einige Veränderungen im Verhalten der Pumas seit der Rückkehr der Wölfe können jedoch schon jetzt festgestellt werden. So ziehen sich die Berglöwen in Felsengebiete zurück, wenn Wölfe in der Nähe sind. Außerdem bleiben sie länger in der Nähe eines Kadavers, legen sich hin und halten die Aasfresser fern. Möglich ist auch, dass die Pumas sich in Zukunft mehr auf andere Beutetiere konzentrieren werden wie Dickhornschafe und Antilopen, wenn sie mit den Wölfen konkurrieren müssen.
Welchen Einfluss also letztendlich die Wölfe auf die Pumapopulation haben, bleibt abzuwarten.
Wölfe und andere Tiere
Dickhornschafe
Dickhornschafe (Ovis canadensis) gab es einst zu Millionen in den westlichen Vereinigten Staaten. Um 1900 jedoch
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