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Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Titel: Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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des Nachts vor den Fenstern lauert, um unschuldige, kleine Kinder aus dem Bett zu reißen, gibt es nur im Märchen. Dagegen werden allein in Amerika jedes Jahr vier Millionen Menschen von Hunden gebissen, und alle zwei Wochen stirbt ein Mensch an den Folgen eines Hundeangriffs.
    Eine Diskussion mit Jägern und Outfittern über die Wölfe führt ausnahmslos zu Kommentaren über die »verdammten Ostküsten-Klugscheißer«.
    »Die New Yorker ersticken im Auspuffgestank und träumen von einer Serengeti hier draußen«, brummt Jim Howard, ein Outfitter aus Jackson, Wyoming. »Erst nehmen sie uns die Hirsche, dann das Land. Aber wir lassen uns nicht vertreiben!« Hierbei muss man verstehen, dass die heftigsten Diskussionen weniger mit Wölfen als mit der Regierung zu tun haben, die sie angesiedelt hat. Die Menschen im Mittleren Westen haben von jeher eine gehörige Portion Misstrauen gegenüber allem, was die Regierung ihnen auferlegt oder verspricht. Nicht umsonst stammen die meisten militärisch organisierten Bürgerbewegungen nach dem Motto »Freiheit vom Staat« aus den drei Staaten Montana, Wyoming und Idaho.
    Rancher, Jäger und Outfitter haben schon lange das Gefühl, dass sich die Welt gegen sie verschworen hat. Outfitter beklagen sich, dass ihre Klienten immer älter werden und die jüngeren Leute kein Interesse mehr am Jagdsport haben. »Das Durchschnittsalter unserer Jäger ist 54, und da kommt nichts Neues nach«, jammert Jim. Für ihn ist der Wolf ein Symbol für alles, was mit der Welt schief läuft.
    Einige Outfitter sehen Licht am Horizont. Statt mit dem Gewehr bringen sie ihre Kunden nun mit Fotoapparat und Spektiv auf die Pirsch. Meredith Taylor hat seit 20 Jahren ein Outfitter-Geschäft in Wyoming. Ihre Kunden kommen aus der ganzen Welt. »Sie wollen die Wölfe in der Wildnis sehen – zu jeder Jahreszeit«, lächelt sie. »Und wenn sie sie dann noch bei der Jagd beobachten können, dann ist der absolute Höhepunkt ihres Trips.«
    Aber nicht jeder lächelt. Randy Richard jagte mit zwei Hunden Pumas in den Wäldern von Montana, als Wölfe seine Jagd unterbrachen. Nach Aussage von Richard hatten die Hunde den Puma gerade auf den Baum getrieben, als ein Rudel Wölfe auftauchte, den einen Hund tötete und den anderen schwer verletzte. »Sie zerrissen ihn und fraßen ihn auf. Das Einzige, was noch übrig blieb, war der vordere Teil seiner Schultern, seine Vorderbeine, sein Nacken und sein Kopf«, faucht er.
    Bei solch emotionalen und nicht immer den Tatsachen entsprechenden Beschreibungen (Wölfe töten zwar Hunde, fressen sie aber nicht auf) muss man sich nicht wundern, wenn die Jäger es kaum erwarten können, bis sie endlich wieder auf Wölfe schießen dürfen. Wie lange wird es wohl dauern, bis wieder eine Prämie auf den Kopf des Wolfes ausgesetzt wird und Jäger wieder einmal guten Gewissens Jagd auf ihn machen können?
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Wölfe und Tourismus
     
    Die Wolfsbeobachter
    Das Geräusch im Radio durchbricht die Stille in der Morgendämmerung. »Unit 39, was habt ihr?«, klingt es durch das Sprechfunkgerät.
    »Wir haben einen schwarzen Wolf, der von Hitching Post nach Osten läuft. Kein Radiohalsband«, tönt es zurück. Und weiter: »Er geht in Richtung Straße. Es sieht aus, als ob er versucht, sie zu überqueren.«
    »Ich sehe ihn«, antwortet Rick McIntyre, der als Biologe für das Yellowstone-Wolfsprojekt die Wölfe beobachtet, »bleibt, wo ihr seid und haltet mich auf dem Laufenden.«
    »Unit 39« steht auf einem Hügel über einer Parkbucht im Lamar Valley, etwa einen Kilometer von dem Ort entfernt, von wo aus McIntyre den Wolf sieht. »Unit 39«, das sind Mark und Carol Rickman. Auf dem Nummernschild ihres Autos steht »Wolf 39F«. Sie fahren seit mehreren Jahren dreimal jährlich von Pueblo, Colorado, in den Yellowstone-Park, um Wölfe zu beobachten.
    Das ist nichts Ungewöhnliches. Wenn man um diese Jahreszeit die Straße durch das Lamar Valley entlang fährt, weiß man, warum.
    Seit 1995 und 1996 die Wölfe nach Yellowstone zurückgekehrt sind, steigt die Zahl derer, die diesen nördlichen Teil des Parks besuchen, ständig. Aus aller Welt kommen die Menschen hierher, um Wölfe in der Wildnis zu beobachten. Tatsache ist, dass das Lamar Valley inzwischen der beste Ort der Welt ist, um Wölfe von der Straße aus zu sehen, besser noch als der Denali-Nationalpark in Alaska.
    Dies ist einer der Gründe, warum auch Dennis und Mary Ann Mann aus Rapid City, South Dakota, regelmäßig hierher fahren.

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