Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Titel: Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
Vom Netzwerk:
Wünsche der Wildtierliebhaber zu erfüllen.
    Carl Swoboda zum Beispiel von »Yellowstone Safari« fährt regelmäßig Interessierte in seinen Kleinbussen durch den Park. Seine Klienten zahlen 1.600 Dollar für zwei Tage, um einen Blick auf die berühmten Vierbeiner zu werfen.
    James Halfpenny, Autor und Spurenspezialist, leitet »A Naturalist's World«, ein Informations- und Aufklärungsprogramm in Gardiner, Montana. Ab 300 Dollar pro Person und Tag unterrichtet er in seinen Kursen Wolfsbiologie, Ökologie, Fährtenlesen und die komplexen Themen, die mit der Rückkehr der Wölfe zusammenhängen.
    Und die im Park ansässige Yellowstone-Association bietet zahlreiche Seminare an, die speziell auf Wolfsliebhaber zugeschnitten sind.
    Für die, die kommen, um Wölfe zu sehen, ist es eine einzigartige Gelegenheit, sie in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Für die Guides ist es eine Chance, die Naturwunder mit ihren Kunden zu teilen und sie über die Stellung der Wölfe im Ökosystem aufzuklären. Denn die Touristen kommen nicht nur wegen der Wölfe, sondern auch, weil gerade diese Tiere Wildnis und ein perfektes Ökosystem repräsentieren.
    Bei aller Euphorie sollte man jedoch auch die Nachteile des Wolfstourismus nicht vergessen. Denn schon Goethes Faust wusste, dass dort wo viel Licht auch viel Schatten ist. Und so wird auch der Schatten des Wolfstourismus im Park immer dunkler. Ich spreche aus eigener Erfahrung, weil ich seit der Rückkehr der Wölfe regelmäßig mehrmals im Jahr Wolfsbeobachtungsreisen organisiert und geleitet und auch als Guide Individualreisende betreut habe. Seit 1995 hat sich Vieles verändert. Waren wir einst noch ganz Hartgesottene, die bei bitterer Kälte ausharrten, bis sich die Wölfe blicken ließen, so wurden es im Laufe der Jahre immer mehr. Selbst die von uns allen so geschätzten (weil menschenleeren) Wintermonate werden voller. Inzwischen kommen auch im Februar Busladungen von Touristen und Schülern und wollen die Wölfe auf dem Tablett serviert bekommen. Immer noch ist es befriedigend, wenn ich jemanden bei meinen Exkursionen dabei habe, der zum ersten Mal einen Wolf sieht. Aber die Liebe zum Wolf kann auch zur Last für die Tiere werden.
    So habe ich mit einer Gruppe im Januar 2003 beobachtet, wie etwa 20 Autos einer Splittergruppe der Druids folgten, die im Lamar Valley auf der Jagd waren. Statt damit zufrieden zu sein, dieses aufregende Erlebnis aus der Ferne zu beobachten, wollten die Menschen hautnah dabei sein, einschließlich der Wildfotografen (von denen einige diesen Titel aufgrund ihres Verhaltens wirklich nicht verdienen). Wann immer die Wölfe einen Versuch machten, die Hirsche zu jagen, sprangen die Besucher in ihre Autos und folgten ihnen. Zweimal brachen die Kaniden ihre Jagd ab (wer einmal eine Strecke in tiefem Schnee gerannt ist, weiß, wie viel wertvolle Energie das kostet) und gaben schließlich ganz auf.
    Im Februar 2002 sah ich, wie Menschen aus einem fahrenden Auto heraus den Wölfen Essen zuwarfen. Natürlich habe ich den Fall den Rangern gemeldet.
    Und in einem anderen Winter hatten die Druids in der Nacht einen Hirsch dicht an der Straße gerissen. Als sie im Laufe des Tages zu dem Kadaver zurückwollten, um zu fressen, wurden sie von Fotografen gestört, die sich mit ihren riesigen Objektiven vor dem Kadaver aufgebaut hatten, um ein gutes Foto zu bekommen.
    Im April 2003 machten es die Wolfsbeobachter einem Wolf, der von einem Kadaver Futter in die Wolfshöhle transportieren wollte, unmöglich, die Straße zu überqueren und zur Höhle zu kommen, weil sie ihm immer wieder folgten.
    Im Sommer scheint den Wölfen inzwischen der Trubel auch zu viel zu werden, sie ziehen sich ins menschenleere Hinterland zurück.
    Ich verstehe die Begeisterung beim Anblick eines Wolfes, und ich schreibe es einer Art »Massenhysterie« zu, die die Leute in ihre Autos springen und den Wölfen folgen lässt. Ich verstehe auch, dass jemand, der sehr viel Geld dafür bezahlt, die Tiere zu sehen, dann auch eine Nahaufnahme mit nach Hause nehmen möchte. Fakt ist jedoch, dass auch wir Wolfsbeobachter ein Teil des Problems sind.
    Ich für meinen Teil habe die Konsequenzen gezogen und meine Gruppengröße auf vier Personen begrenzt. Interessierte Einzelpersonen können mich als Guide tageweise buchen.
    Gleichwohl werden in Zukunft mehr und mehr Wolfsbegeisterte in den Park kommen. Wenn sich die scheuen Wölfe dann in das Hinterland des Parks zurückziehen, wird vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher