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Die Woelfin

Die Woelfin

Titel: Die Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Stich ließ, obwohl ich sie vielleicht nie nötiger gebraucht hatte als jetzt.
    ». aber es geht so langsam«, ergänzte die alte Vettel, die zuallererst zu mir gesprochen hatte. »Ich bin Onan, und ich ertrage es nicht mehr. Warum müssen wir so leiden? Warum geht das Sterben nicht schneller? Erlöse uns, und wenn du spürst, wie die Schmerzen auch in dir erwachen - töte dich ebenfalls. Warte nicht, bis du keine Kraft mehr dazu hast. Es ist die Hölle ...!«
    Nach und nach richtete eine jede der Gestalten das Wort an mich, bettelte mich an, ihrer Qual ein Ende zu bereiten. Ich erfuhr all ihre Namen. Ich erfuhr, woher sie kamen.
    Und was sie mitgebracht hatten.
    »Wo . ist dieses Buch, von dem ihr redet?« fragte ich.
    »Sicher verwahrt. So daß kein Unbefugter es zu lesen vermag.«
    »Wozu? Wenn niemand darin lesen kann -«
    »Einer wird es tun!« fiel Isis mir ins Wort. »Aber du bist es nicht! Töte uns endlich, wie oft sollen wir noch bitten?«
    »Was steht in dem Buch, daß ihr es wie einen Schatz hütet?«
    »Alles.«
    »Alles?«
    »Das Wissen der Welt. Ihre Geschichte. Ihre Geheimnisse. Die Ursprünge der Herren .«
    »Auch die Ursprünge ...«, ich räusperte mich, »... meiner Art?«
    »Der Werwölfe?«
    »Ja!«
    »Ein vergleichsweise unbedeutendes Kapitel .«
    Ich starrte Kaila an. Ihre Worte klangen, als wollte sie mich verletzen. »Verratet es mir, dann erlöse ich euch - nur dann!«
    »Du bist nicht befugt, Einsicht zu erhalten!« Neels Absage klang unumstößlich.
    »Nein, wartet, laßt uns das gut überdenken«, mischte sich Sem ein. »Wie wurde uns unsere Treue gedankt? In zeitloser Schönheit betra-ten wir diesen Berg, dieses steinerne Schiff - wir brachten das Buch, für das Abertausende ihr Leben ließen . brachten es und deponierten es, wie uns geheißen wurde. Und was war unser Lohn? Wie ein Sturmwind kam es über uns und höhlte uns aus! Alle Kraft, die uns einst der Kelch schenkte, wurde uns gestohlen. Wir sitzen hier und können uns nicht mehr rühren, als wären wir mit den steinernen Planken verschmolzen. Jeder von uns hört das Herz hinter den Siegeln pochen. Das einzige Herz, das nicht schwächer, sondern stärker wird. All unsere Kraft strömt dorthin. Aber wir wurden nicht gefragt - und nicht einmal unser Leiden wird verkürzt . Ich sage euch, wir haben lange genug gedient - nun müssen wir an uns denken, wenn kein anderer dies tut!«
    Die Worte des Mannes, der sich Sem nannte, schienen tiefen Eindruck in den anderen sechs zu hinterlassen. Auch mich beeindruckten sie, wenngleich ich kaum etwas von dem, was er sagte, verstand.
    Immer wieder wanderten meine Gedanken zu Landru. Er war also wirklich tot. Chiyoda hatte sich nicht geirrt. Ich war wie betäubt.
    Ich war nicht einmal mehr sicher, ob mich die Antwort auf die Frage, die ich den seltsamen Alten gestellt hatte, noch wirklich interessierte.
    Da sagte Isis: »Ich bin einverstanden. Sie soll wissen, was wir in die CHRONIK schrieben, und dafür wird sie uns den Tod schenken.«
    »Ich bin auch einverstanden«, sagte Kaila.
    »So soll es geschehen«, sagte Onan.
    Narasin, Artor und Neel enthielten sich der Stimme, worauf Sem ansetzte, in seiner Erinnerung nach jenem Kapitel zu suchen und daraus zu zitieren, das den Ursprung meiner Art, der Wolfsmenschen, behandelte.
    Er öffnete den Mund, aber noch bevor ein einziges Wort hörbar wurde, passierte etwas, das auch ich spüren konnte.
    Ich zitterte stärker, aber es war nicht mehr pure Kälte, die mich frieren ließ und in meine Knochen kroch. Es war etwas .
    . sehr viel Unheimlicheres.
    Und dieses Unheimliche richtete sich gegen die uralten Kinder Ninmahs, die mit letzter Stimmkraft aufbrüllten und nicht wußten, wie ihnen geschah.
    »Ah«, seufzte Sem plötzlich, als hätte er vergessen, welches Geheimnis er vor mir lüften wollte. »Man erinnert sich unser .«
    Ich wußte nicht, wen er mit »man« meinte, und ich vermute, er wußte es selbst nicht. Nicht genau zumindest.
    Vor mir rissen sieben Greise die Arme in die Luft - nicht, als wollten sie etwas abwehren, sondern als reckten sie sich etwas entgegen. Einer unsichtbaren Gewalt, die sie im nächsten Moment wie unter einem Tonnengewicht zermalmte.
    Fels knirschte.
    Staub wölkte auf.
    Noch bevor er sich wieder gelegt hatte, spürte ich, wie das Unsichtbare auch nach mir griff und an mir zerrte .
    *
    Meine Erinnerung an das, was unmittelbar danach geschah, ist getrübt. Aber ich weiß noch, wie ich halbherzig dem eigenen Verderben zu

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