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Die Woelfin

Die Woelfin

Titel: Die Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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entkommen versuchte.
    Halbherzig deshalb, weil Ninmahs alte Kinder mir indirekt die Bestätigung für Landrus Tod gegeben hatten.
    Mir war elender als jemals zuvor.
    Schwäche und Verzweiflung fraßen in mir.
    Dennoch erinnerte ich mich des einzigen Verbündeten, auf den ich neben Landru immer hatte vertrauen können: meines Fluchs.
    Vor einem Abgrund, der den Boden wie eine tiefe Schlucht spaltete, blieb ich abrupt stehen und zwang mich, nachzudenken. Nicht weiter sinnlos durch ein sinnlos gewordenes Reich zu irren.
    Die Gewalt, die ihre Diener zu Staub zermahlt hatte, zeigte offenbar doch kein Interesse an mir. Sie hatte mich flüchtig gemustert und war dann wieder von mir gewichen.
    Auch dies - so sehr es mich hätte erleichtern müssen - trug dazu bei, daß ich mich von Sekunde zu Sekunde wertloser zu fühlen begann.
    Mein Blick schweifte über die Kluft im Boden.
    Zum erstenmal, seit ich den Dom betreten hatte, glaubte ich seinen Aufbau auch wirklich zu begreifen. Kreisrund war die Bodenplatte, auf der ich stand und die von furchtbaren Kräften durchpflügt worden war wie ein Acker. An manchen Stellen waren nicht nur Wand-und Deckenteile herabgebrochen, sondern zeigten sich auch Schmelzspuren, als hätten sonnenheiße Blitze gewütet.
    Wann?
    Landru hatte von diesem Zerstörungswerk nie etwas erwähnt - es schien erst kürzlich geschehen zu sein.
    Konnte Lilith dahinterstecken, die Erzfeindin meines verschollenen Geliebten, die sich den Tod aller Vampire auf ihr Banner geschrieben hatte? War sie Landru womöglich hierher gefolgt, und war dies ihr gemeinsames steinernes Grab geworden?
    Aber wo waren die anderen Hüter, von denen mir Landru berichtet hatte? Bislang hatte ich nur Ninmahs Kinder, die aus dem fernen Himalaja hierher gerufen worden waren, gefunden.
    (Gerufen von wem?)
    Ich verschränkte die Arme vor meinen Brüsten und grub mir die Fingernägel ins eigene Fleisch. Ich hoffte, der Schmerz würde mich soweit ernüchtern, daß ich zu mir selbst zurückfand - und zu den Kräften, die in mir schlummerten. In meiner jetzigen Gestalt und Stärke hatte ich keine Chance, diesem Ort lebendig zu entkommen.
    Aber wollte ich das überhaupt noch?
    In diesem Augenblick traf mich ein Hieb in den Rücken. Ein Stoß von Titanenfaust, dessen Absicht nur sein konnte, mich in den klaf-fenden Abgrund zu stürzen!
    Ich schrie auf - während ich mich mit der ganzen Kraft meiner Beine abstieß und die Wucht, die mich getroffen hatte, selbst verstärkte.
    So schaffte ich es, über die Spalte hinwegzusetzen.
    Beinahe jedenfalls.
    Doch meine Finger schabten drüben vergeblich über den spiegelglatten Boden, fanden keinen Halt. Mit den Knien schlug ich gegen die Wand der steinernen Schlucht und ...
    ... bekam im letzten Moment die Bodenkante zu fassen, dort, wo die Fläche abbrach.
    Die Anstrengung, mit der ich mich nach oben zog und den Sturz in tödliche Tiefe vereitelte, bewirkte, was mir zuvor nicht gelungen war: Ich kam wieder zu Verstand.
    Ich wollte nicht zugrunde gehen, nur weil etwas Unbekanntes mir nach dem Leben trachtete - und weil die Trauer um Landru mir zusetzte.
    Ich wollte selbst entscheiden, wann und wo ich Abschied nahm!
    Bäuchlings lag ich eine Weile auf dem Boden, und ich weiß nicht, was der genaue Auslöser war, aber mit einemmal bekam ich wieder Kontakt. Zu dem Licht, das weit außerhalb dieses steinernen Grabes die Nacht erleuchtete. Dem barbarischen Licht, das seit Jahrhunderten den Rhythmus meines Lebens bestimmte und dessen Magie einzigartig war - zumindest für mich und eine kleine Zahl anderer Menschen .
    Dies erinnerte mich daran, wie nah ich vor einer Antwort gestanden hatte.
    Ich erhob mich auf meine Knie, stützte mich auf meine Vorderläufe. Ich konnte zusehen, wie mein Haar sproß. Wie es sich zwischen Haut und Kälte schob wie ein schützender Schild.
    Noch nie hatte ich den Fluch meines Blutes so willkommen geheißen wie in diesen Momenten.
    Aus dem Dämmerschein, der aus den steinernen Adern sickerte, schien mich wieder etwas anzustarren und zu taxieren, als hätte es noch keine letztendliche Entscheidung getroffen, auf welche Weise es mich umbringen wollte.
    Daß es dies wollte, daran gab es in diesen Minuten nicht den geringsten Zweifel in mir.
    Im Rund der Felswände, die die verwüstete Domplatte begrenzten, waren vereinzelte offene Gänge zu erkennen, aber auch solche, die noch verschlossen dalagen.
    Auf jedem der versperrten Durchgänge prangte ein erhabenes Relief, das mich entfernt

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