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Die Woelfin

Die Woelfin

Titel: Die Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Witterung.
    Er hatte noch nie dergleichen wahrgenommen.
    Es nötigte ihm Respekt ab. Und Vorsicht.
    Sehr bedächtig näherte er sich der Stelle, an der Jerome gestorben war, und ganz allmählich überlagerte intensiver Blutgeruch die beinahe seismische Erschütterung, mit der die Existenz seines Dieners ausgeklungen war.
    »Landru?«
    Landers wirbelte herum, obwohl er nicht wußte, wem der halblaute Ruf galt.
    Er bog den Kopf in den Nacken und spähte nach oben, von wo die Stimme laut geworden war.
    Neben ihm landete federnd ein abnormes Wesen im Gras, blieb aber, anstatt sich aufzurichten, am Boden kauernd sitzen, die Hände seitlich aufgestützt.
    In derselben Minute riß die Wolkenfront am Himmel an einer Stelle auf und schüttete fahlsilbriges Licht über der winzigen Lichtung zwischen den Gräbern aus.
    »Wer - bist du?« fragte der Mann mit der Kreuznarbe auf der linken Wange.
    Mißtrauisch schielten goldene Augen zu Landers empor. Erstaunt stellte er fest, daß das behaarte Gesicht der Kreatur nicht abstoßend auf ihn wirkte. Es besaß feminine Merkmale, wie auch der übrige Körper zweifellos etwas Weiblichem gehörte.
    »Wer bist du?« wiederholte er mit einem leichten Schwanken in der eigenen Stimme. Und fügte hinzu: »Hast du meinen Diener getötet?«
    Der Ausdruck der Augen änderte sich. Aus dem Rachen löste sich ein Fauchen, begleitet von einer rauchigen Stimme. »Was soll das? Hör auf!«
    »Aufhören? Womit?« Er bewegte sich keinen Zoll von der Stelle und hätte die Frau mit den wölfischen Zügen packen können, wenn er die Arme ausgestreckt und sich gebückt hätte.
    »Mit diesem Theater!«
    »Theater?« Worauf wollte sie hinaus? Warum verwickelte sie ihn überhaupt in dieses Gespräch, wenn sie nur auf der Suche nach weiteren Opfern war? »Hast du ihn vernichtet?«
    Ein neuer Ausdruck stahl sich in ihre Augen. Und dann sagte sie etwas, das Landers förmlich elektrisierte: »Du hast nie solches Aufhebens um deine Diener gemacht!«
    Sein Körper wartete nur auf den Befehl, in die Metamorphose zu gleiten. Aber er zögerte. »Wir kennen uns?«
    »Hör auf!«
    »Ich verstehe .« Er nickte. Wie sollte sie auch ahnen, daß er keine Erinnerung mehr an sein früheres Leben besaß? »Sind wir Feinde?«
    »Feinde?« Ihre Reaktion deutete eher auf das Gegenteil hin, aber »Immerhin hast du Jerome getötet.«
    »Er war doch längst tot. Ich erkenne Dienerkreaturen, wenn ich sie sehe.«
    »Und du erkennst . mich?«
    Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Natürlich habe ich dich erkannt. Du hast dich nicht verändert ... zumindest äußerlich«, fügte sie hinzu.
    Er wiegte den Kopf, ohne die Vorsicht auch nur eine Sekunde schleifen zu lassen. »Ich wünschte, ich wüßte, wer du bist. Offenbar sind wir uns schon begegnet. Wann?«
    Sie schnellte so geschmeidig in den Stand, daß er ihre behaarten Pranken auf seinen Schultern fühlte, bevor er zur geringsten Gegen-wehr fähig war. Es war kein Angriff. Sie rüttelte nur an ihm, als wollte sie ihn zur Besinnung bringen - als könnte sie nicht glauben, daß er nicht mehr wußte, wen er vor sich hatte.
    »Warum tust du das?« knurrte sie. »Nach allem, was ich riskiert habe - auch für dich.«
    Er unterdrückte den Impuls, ihr das Genick zu brechen. Für unbestimmbare Dauer ertrank sein Blick regelrecht in ihren Augen. Traurige Augen. Er verstand weniger denn je.
    Ohne ihre Pranken abzustreifen, deutete er dorthin, wo Jeromes Asche vom Wind, der in den Blättern flüsterte, aufgewirbelt und allmählich verteilt wurde.
    »Du hast gewußt, daß ich sein Ende spüren und meinem Gefühl folgen würde?« stellte er fest. »Du hast ihm nur deshalb hier aufgelauert, um mich herbeizulocken? Das ist verrückt!«
    »Früher hast du nicht so gedacht.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Du kannst dir jederzeit einen neuen Vasallen erschaffen - oder willst du behaupten, auch das nicht mehr zu wissen?«
    »Nein«, sagte er. »Ich weiß es. Weil er es mir gesagt hat.«
    Als sie blinzelte, bemerkte er, daß selbst die Häute ihrer Lider fellüberzogen waren. »Unser Wiedersehen habe ich mir anders vorgestellt.«
    »Wir waren . Freunde?«
    Schmerz gesellte sich zur Traurigkeit ihres Blickes. »Freunde? Wir waren .« Sie verstummte.
    Plötzlich fiel ihm ein, wie sie ihn gerufen hatte. »Wenn du mich wirklich kennst, sag mir meinen Namen.«
    Ihre Hände - animalisch und faszinierend wie alles an dieser Frau - fielen von ihm ab.
    »Landru. Dein Name ist Landru.«
    Er schüttelte den Kopf.

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