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Die Woelfin

Die Woelfin

Titel: Die Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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hierher zu kommen. Es zu wagen, einen solchen Ort zu betreten, der selbst im Untergang noch Phantasmagorien, Chimären zum Leben erweckte .
    Ein Wimmern von irgendwo aus der Nähe beendete mein Zaudern.
    Ich erhob mich und versuchte, den Ursprung der Laute zu bestimmen.
    Als ich mir der Richtung sicher war, umrundete ich einen Haufen übereinanderliegender Steine, der sich doppelt mannshoch auftürmte, und sah .
    Nein, zuerst wollte ich nicht glauben, was meine Augen mir vorzugaukeln schienen. Doch dann entdeckte eine der wimmernden Gestalten mich, riß den verdorrten Mund auf und rief nach mir.
    »Töte uns!« bettelte sie. »Ich bitte dich! Wir würden es selbst tun, wenn man uns nur ließe ...!«
    *
    Sie kauerten am Boden und bildeten einen so perfekten Kreis, als hätte jemand sie dort plaziert. Ich trat näher. »Wer - seid ihr?«
    »Wir?« krächzte die alte Vettel, die mich immer noch anstarrte, als neide sie mir die Jugend. »Und wer bist du?« fragte die Alte. »Du bist keine Hohe Frau. Aber ... oh, ich erkenne dich: Du bist die Wilde Frau, die Erwähnung in der SCHRIFT findet. Nona ...«
    Daß sie meinen Namen kannte, berührte etwas ganz tief in meinem Inneren. Ich schluckte und spürte, wie unter den Blicken, die auf mir hafteten, meine Behaarung zurückging. Wie die berserkerhafte Stärke, die mich ermutigt hatte, ins dunkle Herz einer unheiligen Macht vorzudringen, von mir abfiel, als wäre der Mond vom nächtlichen Firmament radiert worden. Als gäbe es ihn und sein Gift, das auch durch kilometerdicken Fels sickerte, nicht mehr.
    Sekunden später stand ich als nackte, frierende Frau vor den Greisen, die am Boden kauerten, sieben an der Zahl.
    »Ich kenne euch nicht. Woher wißt ihr, wer ich bin?« Ich widerstand dem Verlangen, mich abzuwenden und den Versuch zu unternehmen, den Weg, den ich gekommen war, zurückzugehen.
    Aber das wäre Selbstmord gewesen. Zumindest in dieser Gestalt.
    »Du bist schön«, sagte die Alte, während die anderen immer noch schwiegen und brütend vor sich hinstarrten, als wollten sie nichts mit mir zu tun haben - oder als hätten sie sich in ihr Schicksal ergeben. Hin und wieder erklang das Wimmern aus einem der Münder, das mich angelockt hatte.
    Mehr nicht.
    »Ich wünschte«, fuhr die zerfurchte Greisin fort, »ich könnte auch noch einmal ein Bad nehmen. Ein prickelndes Bad in den Zeiten. Aber mein Schrein ist zerstört. Alle Schreine sind zerstört .«
    Obwohl ich nicht wußte, wovon sie redete, spürte ich, wie sie nach irgendeiner Form der Anteilnahme geradezu lechzte.
    »Wer hat sie zerstört?« fragte ich.
    »Wir selbst.« Sie lachte krächzend. Sie trug ein schleierartiges Gewand, das so morsch war, daß es sich durch die Erschütterung auflöste.
    Ich weiß nicht, warum alte Frauen soviel abstoßender wirken als alte Männer - selbst auf andere Frauen. Ich weiß nur, daß mir die zum Vorschein kommenden schlaffen Brüste solche Abscheu bereiteten, daß ich wegsehen mußte, froh, vor solchem Zerfall gefeit zu sein.
    »Ihr? Warum habt ihr das getan?«
    »Bestimmt nicht freiwillig!« giftete erstmals eine andere Stimme dazwischen. Die eines Mannes. Er saß der Alten gegenüber, die das Gespräch mit mir bis dahin allein bestritten hatte. »Wir mußten alle Spuren tilgen, als der Ruf uns ereilte. Und Ungehorsam ist uns fremd!«
    »Welcher Ruf? Wer seid ihr? Lebt ihr schon lange an diesem Ort? Seid ... wart ihr Hüter?«
    Wie auf Stichwort wandten sich mir sämtliche Greisengesichter zu. Die Blicke ihrer trüben Augen waren kaum zu ertragen.
    »Die Hüter sind tot«, sagte der Uralte. Beim Sprechen glaubte ich ein Knistern zu hören, als bestünden Lippen und Zunge aus Papier.
    Mir war, als würde mir ein Eiszapfen ins Gehirn getrieben. »Tot? Alle? Und wer seid dann ihr?«
    »Alle - bis auf einen«, wurde mir geantwortet.
    Die Kälte wich aus meinem Kopf. »Wer? Landru?«
    Eine der Frauen schüttelte den Kopf. »Landru? Nein .«
    Ein Geschmack wie erbrochenes Blut war in meinen Mund. »Nein? Wer dann?«
    Ich erhielt keine Antwort.
    »Du willst wissen, wer wir sind«, ergriff einer der Männer das Wort. »Ich bin Artos. Wir sind Ninmahs Kinder und so alt wie die zweite Menschheit. So alt wie die ersten Kinder des Kelchs. Wir leben seit einer Ewigkeit - wenn man es Leben nennen darf. Aber nun welken wir dahin .«
    Ich wich einen Schritt zurück. Weiter schaffte ich es nicht. Auch weil ich unentwegt in mich hinein lauschte auf der Suche nach der Wölfin, die mich im

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