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Die Wohlgesinnten

Die Wohlgesinnten

Titel: Die Wohlgesinnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Littell
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zurück, warf mir den feuchten Mantel um die Schultern und setzte mich wieder in Bewegung.
    Die Kälte durchdrang meine durchnässte Kleidung, ich zitterte, aber wir schritten rasch aus, und das erwärmte mich etwas. Hinter uns prasselten die Brände der Ortschaft, dicker Rauch schwärzte den Himmel ein und verhüllte die Sonne. Eine Zeitlang plagte uns ein Dutzend ausgehungerter wütender Hunde, sie hingen uns an den Fersen und bellten wie toll, erst als Piontek sich einen Stock schnitt und auf sie einprügelte, wichen sie zurück. Am Fluss war es schlammig, der Schnee war dort bereits getaut, nur noch einige einsame Flecken markierten trockene Stellen. Wir sanken mit unseren Stiefeln bis zu den Knöcheln ein. An der Persante zog sich ein grasbewachsener, schneebedeckter Damm entlang; zu unserer Rechten, am Fuße des Deichs, wurde der Matsch tiefer, dann begann der Wald, auch er sumpfig; und bald waren wir auf diesem Deich eingeschlossen, sahen aber sonst niemanden, weder Deutsche noch Russen. Allerdings waren voruns andere hier durchgekommen: Vereinzelt sahen wir im Wald eine Leiche, Fuß oder Arm im Astwerk verfangen oder mit dem Kopf nach unten auf der Deichflanke, ein Soldat oder Zivilist, der sich bis dorthin geschleppt hatte, um zu sterben. Der Himmel hellte sich auf, die blasse spätwinterliche Sonne vertrieb allmählich das Grau. Auf dem Deich ging es sich leicht, wir kamen rasch voran, Belgard war bereits außer Sichtweite. Auf dem braunen Wasser der Persante schwammen Enten, einige mit grünen Köpfen, andere mit schwarzen und weißen, wenn wir näher kamen, flatterten sie jäh auf, stießen klagende Trompetentöne aus und flogen ein Stück weiter. Gegenüber, auf der anderen Seite des Flusses, erstreckte sich ein großer dunkler Kiefernhochwald; rechts, hinter dem kleinen Entwässerungsgraben, der den Damm isolierte, standen vor allem Birken, dazwischen einige Eichen. Ich hörte in der Ferne ein Brummen: Über uns, sehr hoch am hellgrünen Himmel, kreiste ein einsames Flugzeug. Der Anblick dieser Maschine beunruhigte Thomas, und er zog uns zu dem kleinen Graben hinunter; auf einem umgestürzten Baumstamm konnten wir ihn passieren, sodass wir unter die Bäume gelangten; doch dort verschwand der feste Boden im Wasser. Wir überquerten eine kleine Wiese mit langem dickem Gras, das nass und niedergedrückt war; dahinter weitere Wasserflächen; es gab eine kleine, mit einem Vorhängeschloss gesicherte Jagdhütte, auch sie im Wasser. Der Schnee war hier völlig verschwunden. Es nützte uns gar nichts, uns dicht an den Bäumen zu halten – unsere Stiefel versanken in Wasser und Schlick, der durchweichte Boden war mit verfaultem Laub bedeckt, unter dem sich Schlammlöcher verbargen. Hier und da eine kleine Insel aus festem Boden, die uns neuen Mut gab. Doch etwas weiter wurde das Fortkommen wieder gänzlich unmöglich, die Bäume standen auf einzelnen Höckern oder im Wasser selbst, die Landzungen zwischen den Wasserflächen waren ihrerseits überschwemmt,verzweifelt wateten wir zwischen ihnen herum, wir mussten aufgeben und wieder auf den Deich zurück. Schließlich öffnete er sich auf Felder, die zwar feucht und mit nassem Schnee bedeckt waren, auf denen wir aber vorankommen konnten. Dann gelangten wir in einen Wald mit schlagreifen Kiefern, schlank, gerade und hoch mit roten Stämmen. Die Sonne sickerte zwischen den Bäumen hindurch und streute Lichtflecken auf den schwarzen, fast nackten Boden, der nur hier und da Flecken von Schnee oder grünem kaltem Moos aufwies. Gefällte, liegen gelassene Bäume und abgebrochene Äste versperrten den Weg zwischen den Bäumen; doch es war noch weit schwieriger, im schwarzen, von den Rädern der Fuhrwerke aufgewühlten Schlamm der Holzwege zu gehen, die sich durch den Kiefernwald schlängelten. Ich war erschöpft, hatte auch Hunger, schließlich war Thomas mit einer Rast einverstanden. Dank der Körperwärme, die das Gehen hervorgerufen hatte, war mein Unterzeug fast wieder trocken; ich zog Uniformjacke, Stiefel und Hose aus und breitete sie zusammen mit meinem Mantel auf einem Stapel Fichtenholz, der, ordentlich abgestützt, am Wegrand aufgeschichtet und sorgsam festgekeilt war, in der Sonne zum Trocknen aus. Den Flaubert legte ich daneben, aufgeschlagen, damit die von der Nässe gewellten Seiten trockneten. Dann hockte ich mich auf einen benachbarten Stoß, ich sah grotesk aus in meinem langen Unterzeug; nach ein paar Minuten fror ich schon wieder, und Thomas reichte

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