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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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Millionen Tonnen Vulkanasche überschüttet.
    Der pyroklastische Strom war zum Erliegen gekommen, nachdem er auf den Ostteil der Stadt geprallt war, so dass die Bewohner der westlichen Stadtteile den schlimmsten Folgen der Eruption entgangen waren. Sie flohen noch immer aus Neapel. Riesige Scharen verängstigter Menschen drängten sich an der Bucht; alle kämpften darum, einen Platz auf der Flottille aus Booten und Schiffen zu ergattern, die als Teil der Rettungsmaßnahmen zusammengezogen worden war.
    Eine Weile kamen noch Berichte aus der Stadt, zumeist Telefonanrufe von Menschen, die sich in ihren Kellern versteckt hatten, während der Vulkan getobt hatte. Aber langsam verklangen die Signale, da sie lebendig begraben waren, auf ewig unter der Erde gefangen.
    Billi, Arthur und Elaine saßen in der Küche; bis zum Vormittag hatten sie alle die Lust darauf verloren, noch weiter fernzusehen. Gwaine kam mit düsterer Miene und einem Armvoll Zeitungen herein.
    »Ich möchte nur eines wissen: Hat Wassilissa das bewirkt?«, fragte Arthur. »Hat sie den Vulkanausbruch ausgelöst?«
    Billi blickte schockiert auf. Glaubte ihr Vater wirklich, dass Wassilissa hinter den entsetzlichen Szenen steckte, die sie gerade im Fernsehen gesehen hatte? Topfpflanzen, die in Flammen aufgingen, waren eine Sache, aber das hier bewegte sich auf einem ganz anderen Niveau.
    »Nein …«, begann Elaine, aber ihr Tonfall klang, als sei sie sich nicht ganz sicher. »Der Vesuv ist ein aktiver Vulkan. Früher oder später musste so etwas geschehen.« Sie starrte die Brandspuren auf dem Boden an. »Wassilissas sympathetische Verbindung zur Natur hat dafür gesorgt, dass sie den Ausbruch nahen gespürt hat – es ging ihr immer schlechter, während die Eruption schlimmer wurde –, aber aus demselben Grund ist auch der Vulkan abgekühlt, als sie es tat. Sie hat die Eruption beendet. Wenn Billi nicht so flink gedacht hätte, hätte alles noch viel, viel schlimmer kommen können …«
    »Es hat Tausende von Toten gegeben, Zehntausende. Wie viel schlimmer hätte es da noch kommen können?«, fragte Gwaine. »Und in Zukunft?« Seine Hand ruhte auf dem heutigen Guardian . Die Schlagzeile lautete: NEAPEL IST VERSCHWUNDEN , und der Rest der Titelseite war schwarz. »Wird Wassilissa in der Lage sein, Vulkanausbrüche auszulösen?«
    Elaine sah Arthur an und biss sich auf die Lippen. Als sie sprach, war es ein leises Flüstern. »Ja. Das ist möglich – wenn sie ein Avatar ist.«
    Avatar? War ein Avatar nicht ein Computericon? Billi hatte irgendwie das Gefühl, dass es hier um etwas anderes ging.
    Elaine fuhr fort: »Das ist ein Konzept, das ich in Indien kennengelernt habe, in der Zeit, in der ich viel gereist bin.« Im grellen Licht der Deckenlampe wirkten die Falten um ihren Mund wie tiefe, schwarze Schluchten. »Ein Über-Seher.«
    »Allmächtiger Christus!«, murmelte Gwaine.
    »Ja, jemand wie er. Versteht ihr denn nicht? Wassilissa hat einen Vulkanausbruch beendet. Um solche Energien manipulieren zu können, muss man über unglaubliche übersinnliche Kräfte verfügen; so, als ob Kay versucht hätte, die Gedanken aller Menschen in London zur selben Zeit zu lesen. Die Tatsache, dass Wassilissa das überlebt hat und nicht implodiert ist, lässt mich annehmen, dass sie über ein gewaltiges Potential verfügt. Es ist alles schon da, liegt tief in ihr auf der Lauer. Sie ist nur zu jung, bewusst darauf zuzugreifen.« Elaine sah zur Treppe hinüber, die zu Wassilissa hinaufführte. »Aber sobald sie lernt, ihre Fähigkeiten zu beherrschen, wird sie mit einem Händeklatschen Wirbelstürme hervorrufen können, mit einem Fußstampfen ein Erdbeben. Die Natur so manipulieren können, wie es ihr in den Sinn kommt.«
    »Oh«, sagte Billi. »Ist das alles? Ich hätte mir ja schon beinahe Sorgen gemacht!«
    Das war das Mädchen, das sie gerettet hatte: jemand, der Städte zerstören konnte. Billi mühte sich ab, das Bild des zierlichen blonden Kinds mit der Zerstörung in Einklang zu bringen, die über Italien hereingebrochen war. Wassilissa verfügte über große Kräfte und trug eine Verantwortung, mit der kein Mensch hätte belastet sein sollen. Billi hatte Mitleid mit ihr. Sie war eine Spielfigur in einem Spiel zwischen den Templern und den Polenitsy. Wer auch immer Wassilissa besaß, konnte die Natur kontrollieren.
    »Kein Wunder, dass die Polenitsy sie unbedingt haben wollen«, sagte Billi. »Sie müssen geahnt haben, dass Wassilissa so mächtig ist, wenn sie von

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