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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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so weit her gekommen sind.«
    »Nicht nur die Werwölfe«, sagte Elaine. »Könnt ihr euch vorstellen, was die Ghule für das Blut eines so mächtigen Mediums geben würden? Oder die Teufel für ihre Seele? Welche Macht sie gewinnen würden, wenn sie sie verschlingen könnten? Das Mädchen hat sich gerade eine ganze Masse brandneuer Feinde gemacht.«
    »Und wenn Baba Jaga sie findet, wird sie Wassilissas Kräfte allesamt absorbieren. Das ist nicht gut«, sagte Arthur. Er sah hinaus auf den Schnee. »Sie war doch diejenige, die versucht hat, von ihr Besitz zu ergreifen, nicht wahr?«
    Die anderen blickten unbehaglich drein, während Elaine die Asche von ihrer Zigarette klopfte.
    »Ja. Sie hat offensichtlich eine kurze Verbindung zu Wassilissas Verstand hergestellt, doch die Talismane haben sie Gott sei Dank aufgehalten. Aber wenn sie es nicht ohnehin schon vermutet hat, weiß sie spätestens jetzt, dass Wassilissa ein Avatar ist. Sie wird sich unter keinen Umständen ein solches Mahl entgehen lassen.«
    Billi erschauerte. Wie Wassilissa um sich geschlagen und geschrien hatte … Die Stimmen hatten einem einen gewaltigen Schrecken einjagen können. Wie viele Geister waren in ihrem Kopf gewesen? »Aber da war mehr als eine Stimme. Ich habe mindestens ein Dutzend gehört. Sind sie alle Baba Jaga?«
    »Wer weiß? Baba Jaga wird nicht wie irgendetwas sein, das uns bisher begegnet ist, aber wenn auch nur die Hälfte aller Geschichten über sie zutrifft, muss auch sie ein Avatar sein. Die Stimmen könnten die Echos all der Seelen sein, die sie im Laufe der Jahrhunderte verschlungen hat. Vielleicht ist es das, was sie ist: eine wahnsinnige alte Hexe, in der Tausende von Geistern gefangen sind. Die alle ausschließlich ihrem eindrucksvollen Willen dienen.«
    »Nimm dich in Acht, Elaine, du klingst, als ob du sie bewunderst«, warnte Arthur.
    »Ich respektiere sie, Art. Das sollten wir alle tun.« Elaine sah zu, wie ihr Zigarettenrauch aufstieg. »Es ist immer klug, Götter zu respektieren, ob es nun die eigenen sind oder nicht.«
    »Und der Fimbulwinter?«, fragte Arthur mit grimmiger Miene.
    Elaine nickte. »Die altnordischen Sagen berichten von dem langen Winter, der das Ende der Welt ankündigen wird.«
    »Warum sollte Wassilissa sagen, dass der Fimbulwinter naht?«
    »Weil sie es mir gesagt hat.« Das kleine Mädchen stand barfuß in der Tür, die russische Puppe in der Hand.
    Elaine stand auf. »Du solltest im Bett liegen. Warum gehen wir nicht …«
    »Wer hat dir das gesagt?«, fragte Arthur und hielt Elaine auf.
    Wassilissa zuckte zusammen, als hätte sie Angst davor zu antworten. Ihre kleinen Hände rieben nervös an der Puppe herum. »Baba Jaga. Sie hat es mir gesagt. Zumindest habe ich sie gehört.« Sie biss sich auf die Lippen und starrte sie blass vor Furcht an. »Ich habe sie gehört.«
    Billi führte Wassilissa zu einem Hocker und lehnte sich dann an das Fensterbrett hinter ihr.
    Wassilissa war geschrumpft, zumindest schien es so. Es wirkte, als sei ihr Inneres ausgetrocknet. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen und verliehen ihr ein eingefallenes, verstörtes Aussehen. Sie biss sich erneut auf die Lippen, sah die vier an und presste sich dann die Faust gegen die Schläfe.
    »Sie war hier drin, hat in meinem Kopf geflüstert. Sie wollte mehr. Viel mehr. Sie wollte, dass die Welt von Schnee und Eis bedeckt wird. Ich konnte ihre Träume sehen«, flüsterte Wassilissa. »Sie will alles, Billi. Sie will, dass die ganze Welt weiß verschneit ist. Sie will die Welt begraben.«
    Gwaine schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich. Wie könnte man den ganzen Planeten gefrieren lassen?«
    Billi meldete sich zu Wort. »Vulkanausbrüche wirken sich auf das Wetter aus.« Da ihre Klasse gerade Pompeji behandelte, hatte sie viel über Vulkane aufgeschnappt. »Die Eruption hat große Mengen Schwefeldioxid in die Luft geworfen, das mit dem Wasser in der Atmosphäre reagiert und wie ein riesiger Spiegel wirkt, der die Hitze der Sonne zurück ins Weltall reflektiert. Wenn der Ausbruch groß genug war, könnte er eindeutig einen vulkanischen Winter erzeugen.«
    Arthurs Augen verengten sich. »Du glaubst, dass der Vesuv den Fimbulwinter auslösen wird?«
    »Eine mittlere Eruption wie die des Vesuv hat zwar auch schon Auswirkungen auf das Wetter, aber für den Fimbulwinter müsste etwas viel, viel Größeres geschehen.« Billi zermarterte sich das Gehirn und versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, wovon in der Schule die Rede

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