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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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hängen. Er schenkte ihr ein schwaches Lächeln, aber Billi wusste, dass er es wusste: Sie hatte Wassilissa verloren.
    »Sie ist meine Tochter.«
    »Oh.« Die Sanitäterin sah auf Billi herab. »Nun, wir bringen sie ins Charing Cross Hospital. Nur für die Nacht.«
    »Dad, ich will einfach nur nach Hause.«
    Arthur nickte. »In Ordnung. Die anderen warten.«
    Die Sanitäterin seufzte ungeduldig. Sie baute sich vor Arthur auf und verstellte ihm den Weg zu Billi. »Tut mir leid, das ist nicht möglich. Ich fürchte …«
    Arthur legte der Frau die Hand aufs Handgelenk. Er drückte nicht zu, gab es aber nicht wieder frei. Die Frau versuchte sich loszureißen, aber sie saß fest. Sie sah ihm in die Augen, erst ärgerlich, dann trotzig – und blickte schließlich beiseite.
    »Ich fürchte …«, flüsterte sie.
    Ja. Sie fürchtete sich wirklich.
    Minuten später standen Billi und Arthur an der Straße. Sie hatten den Polizeikordon passiert, vorbei an der Reihe von Krankenwagen, in denen die Verletzten behandelt wurden, vorbei an den Horden von Schaulustigen und Journalisten. Riesige Scheinwerfer waren entlang der Straße aufgestellt worden, und Tausende von Taschenlampen schaukelten um sie herum. Die Nachrichten waren entstellt: Billi hörte einen der Reporter berichten, dass ein paar große Hunde – Rottweiler oder Pitbulls – verrückt geworden waren, als ein Stromausfall die U-Bahn-Linie in völlige Dunkelheit getaucht hatte. Mehrere Leute waren zerfleischt worden, aber die Hunde waren durch die Tunnel entkommen.
    Arthur winkte ein Taxi heran.
    »Ich habe sie verloren, Dad.« Billi musste sich anstrengen, um mitzuhalten. Ihre Knochen ächzten vor Schmerz, so dass sie fürchtete, dass sie in eine Million Stückchen zerspringen würden, wenn sie sich zu schnell bewegte. Aber nicht allein die Prügelei verursachte ihr Schmerzen. Sie hatte an Wassilissa versagt. Und sie hatte nicht nur das Leben eines einzelnen Mädchens aufs Spiel gesetzt, sondern das des gesamten Planeten.
    »Es ist noch nicht vorbei.«
    Billi blieb stehen. »Weißt du irgendetwas?«
    Arthur öffnete die Tür des Taxis. »Bors ist übel zugerichtet, und es liegen drei Leichen im Temple. Das wird ein gefundenes Fressen für die Polizei sein. Das ist alles, was ich weiß.« Er seufzte. Es war für sie beide eine lange Nacht gewesen, und es blieb noch viel zu tun. »Aber Elaine geht es gut, und sie hat einen Plan.«
    »Um Wassilissa zu finden?« Billi sah zu dem hektischen Treiben vor der U-Bahn-Station zurück: Blaulicht, Menschenmassen und Krankenwagen. »Und die Polenitsy?«
    »Bei Gott, ja.« Arthur legte ihr die Hand auf die Schulter und lächelte grimmig. »Und sie werden dafür bezahlen.«

15
    Ein paar Stunden später war Billi zurück in der Temple Church. Sie sah sich im Kreise der anderen Ritter um, die sich geduldig zum Kriegsrat versammelt hatten. Sie rang darum, aufrecht zu bleiben. Als sie zurückgekehrt war, hatte sie die Middle Temple Lane von der Polizei abgesperrt vorgefunden, die von Haus zu Haus ging und herauszubekommen versuchte, wie drei tote Frauen – eine davon ohne Kopf – in ein Viertel geraten waren, im dem mehrheitlich Juristen wohnten.
    Lance beugte sich vor. »Wie geht es dir, Bilqis?«
    Ihr Kopf fühlte sich an, als würde jemand darin Kanonenkugeln umherrollen. Ihre Knochen schmerzten, und der Schlag, den die Werwölfin ihr verpasst hatte, machte das Atmen anstrengend. Sie versuchte zu lächeln, stoisch und zäh zu sein, aber ihr Grinsen wurde zu einer Grimasse.
    »Du siehst fürchterlich aus«, sagte Gwaine, als er den Kreis aus Stühlen durchquerte, um seinen eigenen Platz einzunehmen.
    Arthur war noch nicht eingetroffen, aber die anderen warteten im düsteren Kerzenschein der Runde. Sie hatten in dieser Nacht alle etwas abbekommen. Der abgeschlossene Raum stank nach Elaines Gebräu in den Breiumschlägen, nach saurem Essig und übelriechenden Kräutern. Alle Ritter hatten Biss- und Krallenwunden davongetragen, so dass Elaine die halbe Nacht damit verbracht hatte, sie wieder zusammenzuflicken. Dann hatte sie sich Billis eigene Verletzungen noch einmal angesehen und sie für vollständig genesen erklärt. Es war eine Erleichterung gewesen, endlich diese stinkenden Verbände vom Rücken lösen zu dürfen.
    Die Westtür öffnete sich, und Schneegestöber wehte herein, gefolgt von Arthur, Elaine und Pater Rowland. Rowland schloss die Tür, nahm seinen Sitz im Kirchengestühl ein und drehte sich um, damit er den Kreis der

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