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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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Wassilissa sich in Baba Jagas Händen befindet, ist das die Wahl, vor der wir stehen.«
    »Aber können wir nicht …«
    »Genug«, blaffte Arthur. »Du wirst tun, was man dir befiehlt, Knappe.«
    Billi starrte ihn böse an, aber Arthurs kalte, blaue Augen waren ausdruckslos. Er hatte seine Entscheidung gefällt.
    »Ich fahre nach Moskau. Ich habe Freunde dort«, sagte Lance.
    »Einverstanden«, erwiderte Arthur. »Gwaine wird den Moskau-Trupp anführen und Kontakt zu den Bogatyri aufnehmen. Ich führe den Trupp an, der nach Karelien reist.«
    »Wer begleitet dich?«, fragte Billi.
    Arthur runzelte die Stirn. »Ich nehme Gareth und Mordred mit.«
    Nein .
    Arthur wies auf Billi. »Du fährst mit Elaine, Lance – und Gwaine.«
    »Ich fahre nicht mit Gwaine«, sagte Billi in dem Moment, als Arthur und sie die Temple Church verließen. Sie konnten nicht nach Hause – das Gebäude quoll vor Polizisten über – und gingen deshalb über den Hof zum Kaplanshaus.
    »Was passt dir nicht an ihm?«
    »Oh, nichts. Abgesehen davon, dass er ein engstirniger, bigotter religiöser Fundamentalist ist.«
    »Du sagst das, als ob es etwas Schlechtes wäre.«
    Oh, er versuchte, Witze zu machen. Das konnte sie gerade noch gebrauchen – einen blödelnden Vater.
    »Du hast aber doch Elaine.«
    »Gwaine hasst Elaine mehr als irgendjemanden sonst. Warum kann ich nicht mit Mordred tauschen?«
    »Nein. Er ist zu unerfahren. Er bleibt bei mir. Ein Knappe pro Trupp, und du gehörst zu Gwaines.« Arthur klopfte auf seine Armbanduhr. »Es ist spät, Billi. Schlaf ein bisschen. Der Flug geht um sieben.«
    »Nicht, bevor wir das hier ausdiskutiert haben.« Sie stand im Flur und starrte ihn finster an.
    Arthurs Augen zogen sich zusammen. »Gut.« Er spielte an seinem Ehering herum. »Du bist sogar noch sturer als Jamila.«
    »Du sagst das, als ob es etwas Schlechtes wäre.«
    »Billi, warum versuchst du, einen Streit mit mir vom Zaun zu brechen? Geht es dabei wirklich nur um Gwaine?«
    Billi schüttelte den Kopf und blickte mürrisch drein. »Es ist nicht richtig! Wir sollen Unschuldige wie Wassilissa beschützen. Ich kann nicht glauben, dass wir auch nur in Erwägung ziehen, sie zu opfern.«
    Arthur streifte müde seinen Mantel ab, und Billi sah, wie langsam er sich bewegte. Er war in der U-Bahn zusammengeschlagen worden und so von Prellungen übersät und erschöpft wie alle anderen auch. Es entsetzte sie, ihren Vater in solchen Augenblicken der Schwäche zu sehen. »Billi, die Welt ist nicht schwarz und weiß. Die Bösen sehen manchmal strahlend schön aus und die Guten vielleicht wie Ungeheuer. Du weißt das doch besser als alle anderen.«
    Michael. Der Befehlshaber der Strahlenden Heerscharen. Der Erzengel hatte versucht, jedes erstgeborene Kind in Großbritannien zu töten. Er war schön gewesen – bis zu dem Moment, in dem sie ihn zerstört hatte.
    »Du weißt, dass das keine Lösung ist, Dad. Wenn wir Wassilissa töten, halten wir Baba Jaga zwar erst einmal auf – aber was ist mit dem nächsten Frühlingskind, auf das sie es abgesehen hat? Töten wir das auch? Und das nächste danach? Was wir wirklich tun müssen, ist, Baba Jaga zu töten.«
    »Da widerspreche ich dir nicht. Deshalb reise ich ja auch nach Karelien. Vielleicht kann Wassilissas Großmutter uns helfen. Aber das ist reine Spekulation. Baba Jaga ist sehr alt und sehr mächtig. Wenn sie so einfach getötet werden könnte, hätte jemand es schon längst getan.«
    »Vielleicht haben es noch nie die richtigen Leute versucht.«
    Arthur lachte. »Mach nur so weiter!« Dann setzte er sich neben sie. »Billi, das hier ist wichtig. Wenn du die Wahl hast, ein Leben oder Millionen zu retten, darfst du keine Zweifel haben. Ich muss dir in dieser Hinsicht vertrauen können. Wenn es so weit kommt, musst du Wassilissa töten.«
    Billi saß weit vor Sonnenaufgang mit gepackter Tasche reisefertig im Flur. Ihr Vater war losgezogen, um die Last-Minute-Flüge und Visa für Russland zu organisieren.
    Sie hatte keinen Augenblick lang geschlafen. Wie hätte sie das auch tun können? Die Uhr im Flur tickte jede Sekunde, und das Geräusch erinnerte sie an das, was auf dem Spiel stand. Billi starrte Kays Foto auf ihrem Handy an und zeichnete mit dem Fingernagel die Umrisse seines Gesichts nach.
    Früher – vor langer Zeit – hatte sie geglaubt, es sei cool, Templerin zu sein – sogar edel. Ganz gleich, wie schwer es in der Schule gewesen war, das Geheimnis, dass sie zu etwas Altem, Wichtigem und

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