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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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sie.
    Iwan presste die Lippen zusammen. Obwohl er versuchte, seinen Schmerz zu verbergen, war er offensichtlich. »Er war ein großer Mann. Ein großer Anführer.«
    »Und Koschtschei? Wie ist er so?«
    »Er ist zulänglich. Nein, das ist nicht fair. Er hat seine Sache gut gemacht. Er hat Moskau sicher vor Blutsaugern und anderen vrolock gemacht. Ein paar, wie der gestern Nacht, sind dem Netz entschlüpft, aber nicht für lange Zeit. Er dient als Regent, bis ich meine Volljährigkeit erreiche.«
    »Das hoffst du.« Koschtschei tat so, als ob all dies hier ihm gehörte. Er wirkte nicht wie ein Mann, der seinen Reichtum und seine Macht einfach weitergeben würde, nur weil Iwan achtzehn wurde.
    »Ich tue mehr, als nur zu hoffen«, sagte Iwan. Er wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und legte seine Hand auf Billis. Sie wollte sich ihm instinktiv entziehen, aber Iwans ausdrucksvoller Blick hielt sie zurück. »Es heißt, einem Templer sei sein Wort heilig. Stimmt das?«
    »Das stimmt.« Billi lächelte schief. »Hast du vor, mich dazu zu bringen, etwas zu versprechen, was ich bereuen werde?«
    »Kann ich dir vertrauen, Billi SanGreal?« Statt auf eine Antwort zu warten, erklärte er stirnrunzelnd: »Die Bogatyri sind nicht das, was sie einmal waren. Einst waren sie Edelleute, die wussten, dass ihre Pflicht darin bestand, Russland zu dienen.« Er sah Billi in die Augen, kam näher heran und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Jetzt dienen sie nur noch sich selbst. Viele gehören der Russenmafia an und sind von Koschtschei nach dem Tode meines Vaters rekrutiert worden. Sie sind gute Kämpfer, aber sie sind keine … guten Menschen. Das wird sich ändern, wenn ich ihr Herr bin.«
    »Glaubst du, dass Koschtschei dir gestatten wird, die Zügel in die Hand zu nehmen?« Nach dem zu urteilen, was Billi von ihm gesehen hatte, war Koschtschei niemand, der einfach Platz machen würde, wenn Iwan volljährig wurde.
    Iwan biss sich auf die Lippen; offensichtlich dachte er das Gleiche. »Ich habe ein Vermächtnis zu bewahren, Billi. Verstehst du das?«
    »Zarewitsch!«
    Die Anrede hallte laut von den gewölbten Wänden und dem welligen Wasser wider. Iwans Leibwächter, Dimitri, stand in Kampfausrüstung an der Tür.
    Iwan sah Billi eindringlich an, dann griff er nach oben und zog sich mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Wasser. Kleine Rinnsale liefen ihm über die Haut und durch die Klüfte seines muskulösen Rückens. Er holte tief Atem; sein Brustkorb hob sich und senkte sich, als er sich umdrehte, um Billi anzublicken. Dann bückte er sich und streckte ihr die Hand hin.
    Billi nahm sie, und er zog sie mühelos aus dem Wasser.
    »Ja?«, fragte Iwan, während er begann, sich abzutrocknen. Dimitri flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Iwan hielt inne. Er drehte sich mit gerunzelter Stirn zu Dimitri um. »Bist du sicher?«
    Billis Herzschlag beschleunigte sich.
    Iwan reichte ihr ein Handtuch. Billis Hände zitterten, als sie es nahm.
    »Koschtschei hat Wassilissa gefunden«, sagte er.

22
    Zehn Minuten später rannte Billi die Stufen in die Haupteingangshalle hinunter. Sie hatte ihre Kampfhose und ihr schwarzes T-Shirt übergezogen; ihre Stiefel waren noch nicht zugeschnürt. Sie hatte an Elaines Tür gehämmert und es ihr überlassen, Gwaine und Lance zu holen.
    Sechzehn Männer hatten sich unter den riesigen Kristallkronleuchtern versammelt, die die marmorverkleidete Halle beleuchteten. Alle trugen kugelsichere Westen und hatten Schusswaffen bei sich. Ein Mann kippte eine Schachtel Patronen auf einem großen Klavier aus und lud sein Gewehr.
    Koschtschei beugte sich über eine Reihe von Grundrissen. Anders als die übrigen trug er einen eleganten Anzug und hatte sich eine große, rote Rose ins Knopfloch gesteckt.
    »Sie haben sie gefunden?«, fragte Billi. Sie drängte sich zwischen den Männern hindurch bis zu Koschtschei. Der große Russe nickte einem seiner Kämpfer zu, der ihr am Tisch, auf dem zahlreiche Papiere verstreut lagen, Platz machte.
    »Etwas Tee für Lady SanGreal«, befahl er. Der Bogatyr neben ihm ging zu dem Porzellansamowar, der am Ende des langen Tisches stand. Das hohe, vasenähnliche Gefäß war wie alles andere im Ministerium ein schönes Kunstwerk; das Porzellan war mit sich überkreuzenden Ranken und aufblühenden roten Blumen bemalt. Der Bogatyr betätigte den zierlichen goldenen Hahn und füllte eine kleine Tasse.
    »Haben Sie Wassilissa gefunden?«, fragte Billi mit Nachdruck. Wenn es stimmte, dann

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