Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
Vom Netzwerk:
und ihr Brustkorb zog sich zusammen, während sie das dumpfe Blau des Beckens durchschnitt. Die Lampen waren riesige, kreisförmige Platten, und ihre Rahmen bestanden aus vernietetem rostfreiem Stahl. Billis Augen gewöhnten sich rasch an die verschwommene Unterwasserwelt, und sie war überrascht, wie klar das Wasser war. Sie tauchte tiefer hinab und streifte flüchtig den weiß gekachelten Boden. Dann stieg sie mit einem Tritt wieder auf und begann, mit langen, schnittigen Schwimmzügen durchs Wasser zu gleiten.
    Was tat sie hier? Sie hatte noch drei Tage, um Wassilissa zu retten. Sie verabscheute den Gedanken, sich auf andere verlassen zu müssen, aber die Bogatyri waren Experten, was die Polenitsy anging. Billi pflügte durchs Wasser; sie setzte ihren Frust in kräftige Schwimmzüge um. Die Wand vor ihr kam näher, und so senkte Billi den Kopf und wendete unter Wasser; sie lotete den Abstand aus, bevor sie sich wieder abstieß.
    Ein lautes Platschen ließ Billi innehalten, als sie ein Viertel der Strecke durchs Becken geschwommen war. Jemand näherte sich, und zwar schnell. Muskulöse Arme zogen einen langen, torpedoschnellen Körper durchs kalte Wasser. Billi schwamm wieder los und hielt auf die gegenüberliegende Wand zu, die etwa fünfundzwanzig Meter entfernt war. Den ersten paar Schwimmzügen fehlte der rechte Rhythmus, aber bald war sie mit Volldampf unterwegs. Doch ganz gleich, wie schnell sie war, der Kerl hinter ihr holte auf. Plötzlich war er neben ihr, und sie konnte die Wand wenige Meter entfernt sehen. Sie strengte sich noch mehr an, aber er war zu stark. Seine kräftigen Arme zogen ihn vorwärts, und Billi spürte, wie sie von seiner Kielwelle erfasst wurde. Dann klatschte Iwan mit den Handflächen gegen die Wand und hielt an.
    Billi tauchte hinter ihm auf.
    Er hielt sich an dem Messinggeländer fest, das unmittelbar über der Wasseroberfläche verlief. Sein Haar war unbedeckt, und das gesprenkelte Licht betonte die scharfen Kanten seines Gesichts.
    »Ich störe dich doch nicht, oder?«, fragte er.
    Billi sagte nichts. Er hatte sie mühelos beim Schwimmen geschlagen, und das gefiel ihr nicht. Vielleicht war er sauer, dass sie ihm das Leben gerettet hatte, und wollte sich beweisen.
    Iwan glitt am Geländer entlang auf sie zu. Er war nur wenige Zentimeter entfernt. Kleine Wellen spritzten gegen Billi, und sie versuchte zurückzuweichen.
    »Du hast viele Narben«, sagte er.
    »So viele nun auch wieder nicht.« Zumindest nicht im Vergleich zu den anderen Templern.
    »Die da?« Iwans Blick verharrte auf Billis Hals.
    »Schwertschnitt.« Ihre Hand bewegte sich zu der Narbe, die Michael ihr zugefügt hatte. »Es hätte schlimmer ausgehen können.«
    Iwan lächelte. Billi paddelte noch ein bisschen weiter zurück. Hier drinnen war es heißer, als sie gedacht hatte. »Du hast ein interessantes Gesicht, SanGreal. Nicht ganz schön.« Er hob die Hand, als ob er genau die Stelle berühren wollte, die er sich angesehen hatte.
    Billi strich sich rasch die Haare aus dem Gesicht. »Soll das ein Kompliment sein?«
    »Eine Beobachtung.« Er ließ sich platschend wieder ins Wasser fallen, nicht mehr als einen Meter entfernt. »Koschtschei sagt, dass ihr hier seid, um nach einem Frühlingskind zu suchen.«
    »Ja, sie wurde von den Polenitsy entführt.«
    Iwan versuchte, mehr herauszufinden. Sie konnte den Druck seiner Fragen spüren – nichts Direktes, aber der Kerl ging ihr einfach unter die Haut. Sie fand es schwierig, in seiner Anwesenheit klar zu denken. Aber sie hatte schon einmal alle Vorsicht fahren lassen – bei Michael –, und wohin hatte das geführt? Sie musste alles objektiver betrachten, sich Gwaines Führung anvertrauen. Sie musste darauf achten, Iwan nur das Nötigste zu sagen.
    Sie hielt den Blick gesenkt, aber so kam sie nicht umhin, sein flirrendes Spiegelbild im Wasser zu sehen. Die blassblauen Unterwasserlichter warfen wellige Schatten auf seinen athletischen Körper. Sie dachte an Michael zurück, der aus Marmor gewesen war und nur aus harten Oberflächen und Kanten bestanden hatte. Iwan war ganz anders. Er war nicht bullig wie ein Krieger, sondern glich eher einem anmutigen Tänzer. Aber er und Michael ähnelten einander. Beiden haftete diese Mischung aus Schmerz und Bedrohung an, von Schönheit, die den Zorn darunter verbarg. Deswegen musste sie unbedingt vorsichtig sein. Sie musste dafür sorgen, dass seine Aufmerksamkeit sich von ihr abwandte.
    »Das mit deinem Vater tut mir leid«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher