Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
Vom Netzwerk:
dem Fahrstuhl ins Parkhaus traten. »Du bleibst dicht bei mir, Dimitri und Juri.« Ein weiterer Bogatyr schloss sich ihnen an. Zwei schwarze Knopfaugen funkelten unter einer dicken, buschigen Augenbraue hervor, die geradewegs von einem Ohr zum anderen führte. Tätowierungen bedeckten seinen Arm, seinen Hals und seine Ohren. Selbst seine Tätowierungen waren in sich tätowiert.
    »Sehr erfreut«, sagte Billi.
    Juri lächelte und enthüllte ein Vermögen in Goldzähnen.
    Ein silberner BMW brummte, während er langsam an der Spitze einer Reihe großer, glänzender Geländewagen die schneebedeckte Einfahrt entlangrollte. Billi und Iwan nahmen dieses Auto; Juri stieg vorne neben Dimitri ein. Lance und Gwaine stiegen ins nächste.
    Das Auto fuhr auf die Hauptstraße hinaus. Schneeräumfahrzeuge rollten am Straßenrand entlang, aber ansonsten herrschte nur geringer Verkehr. Billi ließ sich in den gut gepolsterten Ledersitz sinken.
    »Oh, das hätte ich fast vergessen«, sagte Iwan, während er sich auf dem weichen, hellbraunen Leder niederließ. Er hielt ihr ein lackiertes Holzkästchen hin. »Ein Geschenk.«
    Das Kästchen bestand aus dunkelrotem Holz, und der Deckel war mit einem silbernen Intarsienmuster verziert.
    Billis Finger berührten den Kasten; dann hob sie langsam den Deckel.
    Eine Pistole lag auf einem weißen Kissen. Silberne Kugeln waren fächerförmig darum ausgebreitet. Die Pistole war von mattschwarzer Farbe und sah schmucklos und einfach aus, aber als Billi ihre Hand auf die kalte Oberfläche legte, erkannte sie, dass die Pistole in ihrer Schlichtheit elegant war. Das waren die besten Waffen immer.
    »Du kannst doch schießen?«
    »Zielen und abdrücken.«
    »Glock 26«, sagte Iwan. Er hielt eine der Silberkugeln zwischen Daumen und Zeigefinger. »Neunundneunzig Prozent rein. Nur für den Fall.«
    Obwohl drei Blankwaffen an ihre kugelsichere Weste geschnallt waren, hob Billi die Pistole an. Sie war leicht und nicht viel größer als ihre Handfläche; an der Unterseite des Laufs war eine kleine Ziellampe befestigt. Iwan nahm das Magazin und lud die Patronen eine nach der anderen hinein.
    »Bei der Mode kommt es ganz auf die Accessoires an«, sagte er.
    Billi drehte die Pistole um. Sie hatte zwar schon eine für Zielübungen verwendet, aber das hier war ganz anders. Trotz der Verachtung, die die Templer solchen Waffen entgegenbrachten, konnte sie sich nicht davon abhalten, ihre Finger um den Griff zu schlingen und leicht den Abzug zu berühren. Ihr Daumen tastete an der Abzugssicherung entlang.
    So ein kleines Ding. Aber es lag etwas Zwingendes in dem Gegenstand. Mit einem Schwert konnte man spielen. Die sportliche Betätigung, wenn man es führte, machte Vergnügen, ebenso, die Bewegungen und Hiebe zu lernen, und auch, wie es blitzte und blinkte. Im Schwert lagen Kunstfertigkeit und Schönheit.
    Aber Schießpulver war schiere Zerstörung. Die schlichte Funktionalität einer Schusswaffe sorgte dafür, dass sie benutzt werden wollte … Sie zog Blutvergießen an. Gegen ihre Überzeugung und trotz aller Vorurteile gegen solche Waffen wollte Billi die Pistole haben. Sie schob sie sich in die Tasche.
    »Stimmt es, dass ihr keine Schusswaffen verwendet?«, fragte Iwan.
    »Ich lebe in London, nicht in Bagdad. Schießereien erregen gewöhnlich eine Menge unwillkommener Aufmerksamkeit«, sagte Billi. »Außerdem sorgt nichts für so schwere Verletzungen wie eine Axt im Kopf.«
    Trotz der Fortschritte, die es im Laufe der Jahrhunderte in der Militärtechnologie gegeben hatte, erfüllten altmodische Schwerter und Äxte ihre Aufgabe immer noch am besten. Außerdem mussten viele Unholde geköpft werden, um wirklich vernichtet zu werden.
    Das Auto wurde langsamer und hielt an.
    »Wir sind da«, sagte Iwan.

23
    Sie befanden sich in einem heruntergekommenen Teil der Vorstädte, jenseits des riesigen, verwilderten Ismailowoer Parks. Sie waren durch eine Geisterstadt aus leeren Garagen, aufgelassenen Fabriken und einsamen, eingeschossigen Läden gefahren. Alle Gebäude ringsum waren abgerissen worden, bis auf einen alten Wohnblock, der wie ein gedrungener Ziegelstein mitten in einer Einöde aus Schlamm und Beton stand. Das Einzige, was an seiner Form hervorstach, war ein hoher, leicht rauchender Schornstein. Abgesehen davon bestand er aus fünf Stockwerken identischer Fenster. Nur ein paar Satellitenschüsseln durchbrachen die Monotonie der Anordnung.
    Schneeflocken tanzten wild durcheinander um sie herum, als sie vor dem

Weitere Kostenlose Bücher