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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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Auto standen. Sie hatten in einer engen Seitenstraße geparkt. Riesige Container waren an der Wand aufgereiht und mit kaputten Möbeln, Teppichstücken und schneegesprenkelten Müllbeuteln vollgestopft. Iwan ging zum Ende des schmalen Ganges und beobachtete das Gebäude gegenüber. Seine beiden Gefährten überprüften ein letztes Mal ihre Ausrüstung. Juri lud drei Mal nach, bevor er die Pistole endlich in Ruhe ließ. Jeder hatte seine eigene Art, mit der Nervosität vor der Schlacht umzugehen.
    »Kommt schon«, drängte Billi. »Worauf warten wir noch?« Um Gottes willen, Wassilissa war gleich auf der anderen Straßenseite! Billi kämpfte den Drang nieder, einfach hinüberzurennen und ihren Namen zu rufen.
    »Still«, befahl Iwan.
    Zwei Polizisten kamen über die Straße auf sie zu. Sie hatten sich im Schutze eines mit Brettern verrammelten Ladens befunden. Einer schnippte seine Zigarette in den Schneematsch und schüttelte Iwan die Hand.
    Die drei Männer sprachen miteinander, und Iwan reichte einen vollgestopften Briefumschlag weiter. Die beiden Polizisten tippten sich zum Dank an die Mütze und schlenderten davon.
    Juri öffnete den Kofferraum; darin befand sich eine ordentlich gestapelte Reihe von sehr neu aussehenden Heckler&Koch-Maschinenpistolen, alle mit eingebauten Schalldämpfern. Genau das Richtige, um ein Haus zu säubern. Dimitri nahm eine und reichte eine zweite an Iwan weiter, der sie sich über die Schulter hängte. Er blies auf das Laser-Zielfernrohr, rieb die Linse mit seinem behandschuhten Finger und schaltete dann das Ziellicht an. Der rote Laserpunkt glitt über den weißen Schnee, die Wand hinauf und auf das Gebäude gegenüber. »Drei Familien. Alle sind Polenitsy.« Er spuckte das letzte Wort förmlich aus.
    Wie sehr er sie hasst . Billi zuckte beinahe vor der Intensität seines Zorns zurück.
    Iwan überprüfte seinen Ladestreifen und ließ ihn einrasten. »Seid ihr bereit?«
    »Nach dir!«
    Billi sah zu, wie der erste Trupp Männer in das einsame Gebäude schlich.
    Iwan nickte, und die vier – er zuerst, gefolgt von Dimitri und Juri und mit Billi als Nachhut – rannten über die schneebedeckte Straße.
    Billi zog ihre Pistole, als sie durch die Eingangstür kamen.
    Die Haustür war durch eine Hartholzplatte ersetzt worden, und Dimitri schraubte die Treppenhauslampe heraus, so dass es dunkel war. Vor ihnen befand sich ein kleiner Aufzug, dessen Türen mit einem stählernen Mülleimer offen gehalten wurden. Die Treppen nach oben bestanden aus nacktem Beton. Ein zerlumpter Teppich, der vor Schmutz starrte, lag am Eingang, und der geflieste Boden war mit Zigarettenkippen übersät.
    Hier halten sie sie also fest? Sie waren Abschaum. Billi wurde bewusst, wie fest sie ihre Pistole umklammert hielt, und lockerte langsam ihren Griff. Jetzt wütend zu werden würde niemandem helfen, am allerwenigsten Wassilissa. Sie seufzte und legte die Hand auf die Tür in der Seitenwand.
    Sie schwang auf und enthüllte einen gähnenden Mann in einem dicken, wollenen Morgenmantel. Er rückte die Brille zurecht und starrte Billi an. Juri trat an ihr vorbei und setzte dem Mann den Pistolenlauf auf die Brust. Ein gedämpftes Klicken ertönte, und der Mann trat zurück. Dann senkte er den Blick auf den feuchten Fleck, der sich auf seiner Brust ausbreitete. Er schüttelte verwirrt den Kopf und fiel auf die Knie, stützte die Hände auf den Boden, hustete und brach schließlich mit dem Gesicht nach unten zusammen. Blut sickerte unter ihm hervor, breitete sich aus und färbte die weißen Seiten der Zeitung auf dem Boden rot.
    Juri blies den Rauch vom Ende seines Schalldämpfers.
    Billi biss die Zähne fest zusammen und unterdrückte einen Aufschrei. Der Mann war nur herausgekommen, um sich die Zeitung zu holen. Der Pulverdampf brannte ihr in den Augen, so dass ihr die Tränen kamen. Iwan stieß mit dem Stiefel den Kopf des toten Mannes an.
    »Räumt auf«, flüsterte er, und Dimitri und Juri eilten im selben Augenblick an ihm vorbei in die Wohnung.
    Kaltblütig. Der Mann war kaltblütig ermordet worden. Billi stieß Iwan beiseite.
    »Was tust du?«, zischte er und packte sie am Arm.
    In diesem Gebäude hielten sich drei Familien auf. Billi hatte nur daran gedacht, Wassilissa zu holen, nicht an die anderen Menschen hier. Es sah so aus, als ob die Bogatyri sie allesamt niedermetzeln würden.
    »Die Polenitsy sind Monster, Billi«, sagte Iwan. Der Hass in seinen Augen verwandelte sein Gesicht in etwas Dunkles und

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