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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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Abstoßendes.
    »Lass mich los.« So gingen die Templer nicht vor! Sie entzog ihm ihren Arm.
    »Psst!«, zischte er. Langsam ging Iwan bis zum Treppenabsatz hinauf und zielte mit der Maschinenpistole nach oben.
    Billi lauschte.
    Etwas Scharfes kratzte an der Wand im Geschoss über ihnen entlang, wie Nägel auf einer Schiefertafel. Billi knirschte mit den Zähnen. Sie packte die Pistole mit beiden Händen und entriegelte die Sicherung.
    Etwas Scharfkantiges klickte auf dem Beton über ihr. Dann noch etwas. Eine leichte Staubwolke stieg von der Treppe über ihrem Kopf empor. Billi hielt den Atem an und lauschte konzentriert noch auf das geringste Geräusch.
    Ein kurzes Grunzen ertönte; dann sprang eine schwarze Bestie im Stockwerk über ihnen ab, hechtete das Treppenhaus hinunter und prallte vor Iwan auf den Treppenabsatz. Sie packte den Schalldämpfer der Maschinenpistole und drehte ihn beiseite. Iwan betätigte instinktiv den Abzug, aber die drei Einschusslöcher erschienen nur im Putz. Die beiden rangen um die Waffe; Iwan stürmte voran und stieß sie so beide über die Brüstung.
    Geheul und Schreie ertönten von überall her, dicht gefolgt von Schüssen, als Juri und Dimitri in den Flur kamen. Lichtfunken blitzten rings um Billi auf. Sie sah einen Moment lang, wie Iwan auf dem Boden mit der Werwölfin rang. Instinktiv ging sie auf Iwan zu, um zu helfen, hielt dann aber inne. Wassilissa war hier das Wichtigste. Billi musste sie finden. Die Treppen waren ein gefährlicher Ort für ein Zusammentreffen, und so eilte sie ins nächste Stockwerk hinauf. Sie schaltete das Ziellicht ihrer Pistole an und schwenkte es den kurzen, unbeleuchteten Flur hinunter, der aus dem Treppenhaus wegführte.
    Herrgott, das ist Wahnsinn! Billi rang darum, ihre Atmung zu kontrollieren und die Pistole ruhig zu halten; das Licht hüpfte hierhin und dorthin. Panik wallte in ihrem Brustkorb auf. Wassilissa mochte hinter jeder dieser Türen sein, und wenn sie sie jetzt nicht fand, würde sie vielleicht nie mehr die Gelegenheit dazu bekommen. Sie starrte den Korridor entlang und erkannte vier Türen. Die Treppen führten weiter nach oben.
    Suchen oder weiter hinaufsteigen?
    Eine Tür vor ihr schwang knarrend auf.
    Billi versetzte ihr einen kräftigen Tritt; ein Winseln und ein Poltern ertönten, als jemand hintenüberfiel. Billi richtete das Licht durch die offene Tür, und eine Werwölfin sprang auf die Beine. Billi schoss, aber die Bestie war schon fort, und ihr Schuss traf nur ein mit Gardinen verhängtes Fenster. Sie hörte Schreie aus einem der Zimmer in der Wohnung. Kinderschreie.
    »Wassilissa?«, rief Billi. Oh Gott, sie ist hier drin! Sie ist hier!
    Krallenbewehrte Füße huschten über den gefliesten Boden; die Werwölfin kam in Sicht und verschwand wieder. Es musste Verbindungstüren geben. Billi hätte umkehren und auf die anderen warten sollen.
    Aber Wassilissa: Sie war so nahe. Billi konnte es nicht riskieren, sie hierzulassen. Sie machte noch einen Schritt in die Wohnung hinein.
    Der Geruch feuchter Hitze erfüllte die Luft. Ein Kinderkleid lag dampfend auf der Heizung. Der kleine Lichtpunkt aus Billis Ziellampe zeigte ihr abblätternde Tapeten, Schimmelflecke und abgeplatzte Farbe an den Türen. Die Möbel sahen aus, als wären sie vom Sperrmüll geholt worden: ein geflicktes Sofa mit fadenscheinigen Sitzen und halb aufgelöste Korbstühle. Billi betätigte den Lichtschalter. Nichts. Die Bogatyri mussten den Strom abgestellt haben.
    Billi kniff die Augen zusammen und versuchte, die Dunkelheit vor sich zu durchdringen. Der Lichtstrahl der Lampe war beinahe nutzlos, da er so schmal war, dass er nur eine Handbreit Raum erleuchten konnte.
    Billi konnte irgendwo vor sich das Schniefen eines Kindes hören. Wassilissa war so nahe! Billi wollte auf das Geräusch zurennen und musste sich zwingen, sich nur auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren. Ihre Suche war beinahe vorüber. Aber »beinahe« war nicht gut genug.
    Eine Bodendiele knarrte neben ihr, und Billi wirbelte herum, aber ein dicker Unterarm prallte quer auf ihren, und ihre Pistole flog davon. Bestialisches Gebrüll ertönte dicht neben ihrem Ohr, und heißer, nach Aas stinkender Atem zischte über ihr Gesicht, während sie die schwarze Schnauze packte, um sie daran zu hindern, ihr die Kehle herauszureißen. Ihre Finger gruben sich tief in die Schnauze der Werwölfin; sie drückte sie weg, und die langen Reißzähne schnappten nur Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt zu. Die

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