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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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eine Augenbraue hoch; er war offenbar durchaus noch ansprechbar. Sie zog ein Stück Kabel heraus und band damit das Bein so eng ab, wie sie es wagte.
    »Weißt du, was du tust?«, fragte Iwan zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
    »Ja«, log Billi. Sie wusste genug über erste Hilfe, um eine Armschlinge anzulegen und einem Baby auf die Welt zu helfen – theoretisch. Aber größere Operationen hatten nicht zum Lehrplan gehört. »Das Kabel wird den Blutverlust vermindern, aber wir müssen es im Auge behalten und den Knoten gelegentlich etwas lockern, sonst bekommst du eine Blutvergiftung.« Billi trat die brüchige Tür auf. »Sobald wir draußen sind, bauen wir eine Schiene.«
    »Und dann?«
    Billi nahm die Verletzung in Augenschein. Mit dem Bein würde Iwan nicht weit kommen. Sie musste Wassilissa finden, und er würde sie nur langsamer machen. Am besten behielt sie den Gedanken vorerst für sich.
    »Wir werden es dir bequem machen.« Aber eines nach dem anderen: Sie musste Iwan erst einmal aus dem Cockpit befreien. »Das wird jetzt wehtun. Sehr sogar.«
    Iwan biss die Zähne fest zusammen, als Billi ihn aus der Kabine zog, und zischte. Der Flugzeugrumpf war von klaffenden Löchern übersät, und das Heck des Flugzeugs war abgerissen. Billi kletterte halb nach draußen, indem sie den Aluminiumrahmen und die dichten Äste als eine Art primitive Leiter benutzte. Unglücklicherweise prallte Iwan auf dem Weg nach draußen gegen fast jeden Ast.
    »Das hast du mit Absicht getan«, war so gut wie alles, was er noch herausbrachte, als sie auf dem Erdboden ankamen. Billi schleppte Iwan vom Wrack weg.
    Nachdem sie die Waffen und den Proviant aus dem Flugzeug geholt hatte, nahm Billi sich die Zeit, ihre Umgebung gründlich zu erkunden. Sie waren tief in einem Wald, aber er war anders als jeder Wald, den sie jemals gesehen hatte. Schwerer, durchdringender Fäulnisgeruch lag in der Luft, selbst dort, wo er vom Schnee gedämpft wurde. Die Bäume um sie herum hatten eine dicke Rinde, und ihre Stämme hatten einen so breiten Durchmesser, dass sie sie nicht mit den Armen umfassen konnte. Trotz des brennenden Flugzeugs in zwölf Metern Entfernung war das Gefühl, dass die Natur alles beherrschte, überwältigend. Das Flugzeug wirkte neben der uralten Kraft der gewaltigen Bäume wie ein Spielzeug.
    »Wo sind wir?«, fragte sie, während sie mit ihrem Kukri einen Ast abschnitt. Zurechtgeschnitzt würde er als behelfsmäßige Krücke dienen können.
    »An der Grenze zwischen Russland und der Ukraine. Direkt dort oder zumindest in der Gegend.«
    »Also … sind wir da?«
    Iwan nickte. »Der östliche Zipfel von Bialowieza. Der Urwald.«
    Billi drückte die Hand in das Moos, das vom Stamm einer riesigen Eiche hing. »Es ist schön.« Sie war von Ehrfurcht ergriffen, fühlte sich in dieser Umgebung demütig. Die Erde um sie herum lebte. Wie ein Drache im Winterschlaf: gewaltig, uralt und mächtig.
    Iwan fuhr fort: »Einst war ganz Europa so. Von Irland bis Sibirien.« Er seufzte, während er sich gegen den Baumstamm lehnte. »So war die Welt, bevor die Menschen kamen. So wird sie auch wieder werden, wenn wir fort sind.«
    Das also will Baba Jaga: einen schönen, leeren Planeten. Billi hatte beinahe Verständnis dafür. Sie blickte in die dunklen Baumkronen empor. »Noch sind wir nicht weg.«
    Billi schlug das Lager bei einer Höhle unter einem Felsvorsprung auf. Es war ein Felsen so groß wie ein Haus, der überall von Wurzeln aufgesprengt und mit Ranken bedeckt war. Sie errichtete ein Gitterwerk aus Zweigen, so dass sie ein Stück über dem Boden waren, und fügte dann eine Schicht Kiefernnadeln hinzu, die sie sich von den in der Nähe wachsenden Koniferen geholt hatte, bevor sie alles mit einer Plastikplane abdeckte, die sie im Flugzeug gefunden hatte.
    Sie hackte vier gerade Stecken ab und band an jeder Seite von Iwans Bein einen fest. Aber das Gehen war trotz der Schiene qualvoll für Iwan, der am Ende schwer auf die Krücke gestützt auf einem Bein vorwärtshüpfte, um den schlimmsten Schmerz einzudämmen.
    »Wie fühlt es sich an?«, fragte Billi. Sie bereute mittlerweile schon, Elaine zurückgeschickt zu haben. Sie hätte Iwan garantiert wieder zusammengeflickt.
    »Es geht mir … gut.«
    »Du bist so ein Lügner!« Billi kniete sich vor ihn, nahm einen Zipfel der Decke und tupfte ihm das Gesicht ab, wischte den heißen Schweiß fort.
    Sie strich mit dem Stoff über seine Stirn und sacht über jedes Auge. Ihre Hand glitt

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