Die Wolkenkinder
Ersten schon sturzbetrunken aus dem Schankraum stolperten, kamen neue Gäste in Markttagstimmung herein. Unter den letzten Besuchern der Gaststube befanden sich vier galante Schönlinge mit prunkvollen Kniehosen und glänzenden Stiefeln, die ganz offensichtlich bessere Herbergen als diese gewohnt waren, aber anscheinend bislang nichts Entsprechendes gefunden hatten und auf ihrer Suche schließlich in dieser dunklen, rauchigen Kneipe gestrandet waren.
Kaum, dass sie die Schankstube betreten hatten, verharrten sie angewidert und begannen untereinander ein Streitgespräch, ob man denn überhaupt hier bleiben sollte. Der Wirt und einige Gäste hatten bereits ein paar Wortfetzen dieser verächtlichen Reden aufgeschnappt und blickten mürrisch über ihre Schultern. Der Wirt beschloss diese Papagallos zu ignorieren, war er sich doch sicher, dass mit denen kein Geschäft zu machen sei und diese Spinner bald wieder verschwinden würden. Die Kavaliere in Satin hatten allerdings einen längeren anstrengenden Ritt hinter sich und beschlossen hier Quartier zu nehmen. Da der vorbei eilende Wirt sich aber nicht um sie kümmerte, standen sie einige Zeit ziemlich dumm glotzend zwischen den lärmenden Müllerburschen herum, die allesamt schon viel zu viel getrunken hatten. Der Groll der jungen Edelleute wuchs mit jeder weiteren Sekunde.
„He! Wirt, da!“ schnauzte einer der Jünglinge schließlich ziemlich ärgerlich quer durch den Raum.
Der Wirt hatte allerdings nicht die Absicht auf einen solchen Ton zu reagieren, wohingegen die Müllerburschen am ersten Tisch jetzt langsam die Nase voll von diesen aufgeblasenen Fatzken hatten und sich überdies auf eine schöne Rauferei freuten, wie sie nun mal zu einem solchen Markttag gehörte.
Dietbert hatte die Lage erkannt: Ärger lag in der Luft! In Anbetracht, dass sie die Comtesse bei sich führten beschloss er eiligst den Raum zu verlassen, gab den anderen einen Wink zum Aufstehen und war gerade mit seinen Freunden an der Tür angelangt, als er noch hörte: „Ihr und Hochwohlgeboren? Das ich nicht lache!“
„Führt keine frechen Reden, Mann, sonst werdet Ihr den Hieb meines Degens zu spüren bekommen!“
„Ihr und eure lächerlichen Lackaffen da seid keine Edelmänner! Dein Ahne war ein verlauster, herumstreunender Bettler, ein Tagedieb, sonst nichts!“
„Du elender Hundsfott! Das wirst du mir büßen!“
„Jetzt aber raus hier!“ schob Dietbert die Anderen eiligst vor sich her und schon polterte es das erste Mal dumpf hinter ihnen. Es folgte ein hysterisches Gekreisch und lautes Gejohle und erste Gegenstände flogen zum Fenster hinaus. Im Davoneilen sahen Randolf und die anderen gerade noch, wie ein Trupp Landsknechte in Waffen und voller Montur unter der Führung ihres Feldwebels die Schänke stürmten.
„Gerade noch mal gut gegangen!“ atmete Randolf auf. „Wenn wir verhaftet worden wären, hätte uns der Graf die Hölle heiß gemacht!“
„So! Mir reicht’s nun aber wirklich!“ stellte Dietbert überaus ärgerlich und keinen Widerspruch duldend klar. „Schluss jetzt mit dem Herumgestreune! Wir riskieren unser schönes Dasein bei Hofe! Wir sehen jetzt zu, dass wir schleunigst zum Schloss zurückkommen, wo es hoffentlich keiner dem Grafen gepetzt hat, dass wir uns diesen verbotenen Ausritt erlaubt haben!“
„Und dieser verdammte Emmerich mit seinen üblen Plänen?“ Das lag Amelie schwer auf der Seele.
„Da bleiben wir natürlich verschärft dran!“ versicherte Dietbert. „Aber erst einmal müssen wir darauf achten, dass wir nicht durch unsere eigene Dummheit in erhebliche Schwierigkeiten geraten! Im Moment wird uns keiner glauben! Der Graf wird nur sehen, dass ein paar unverantwortliche Kerle seine Tochter in Gefahr gebracht haben und uns womöglich einbuchten und dann hat Emmerich freie Hand!“
Nach reiflicher Überlegung, stimmten die anderen ihm zu und man begab sich unmittelbar auf den Weg zum Schlossberg.
Kaum, dass sie einige Schritte in der mittäglichen Sonnenglut vor sich her getappt waren, sprach sie plötzlich eine Ihnen altbekannte Stimme von der Seite an: „Na, Freunde wohin des Weges?“ Anselm, der Theosoph war ihnen völlig unverhofft über den Weg gelaufen.
„Grüß dich, altes Haus!“ freute sich Randolf, der sich in den letzten Tagen ohnehin schon Gedanken darüber gemacht hatte, wie er ihn wieder treffen könnte.
„Habe gehört, dass ihr seit
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