Die Wolkenkinder
Liebes!“
„ Aber Mama ...“
„ Ich will jetzt nichts mehr hören!“ unterbrach die Gräfin strikt. „Entweder mit Gardisten oder gar nicht!“
Der Innenhof der Schlossanlage lag noch in kühlem Schatten, während auf Stadt und Land bereits die morgendliche Spätsommersonne prallte, als sich Amelie mit mürrischem Blick zu den wartenden Gardisten begab.
„ Dass ihr in voller Montur hier auftauchen sollt, hat niemand gesagt!“ fuhr sie die eingeschüchterten Soldaten an. „Verschwindet und lasst euch in zivil wieder sehen! Wichtiger als euer Mummenschanz sind Waffen! Ich möchte dass ihr Feuerwaffen tragt und ausreichend Munition dabei habt und für die Knappen bringt ihr auch gleich noch Musketen mit! Und jetzt ab!“
Die Gardisten gehorchten und trafen fast gleichzeitig mit den Jungs wieder auf dem Hof ein.
„ Noch mehr Waffen?“ war Dietbert überrascht. „Kein Wunder, das man sich in der Waffenkammer bei mir erkundigt hatte, was denn los sei, als ich für uns gerade Waffen holte.“
Und schon kam Gottfried über den Hof gestiefelt: „Man berichtete mir, dass massenweise Musketen ausgegeben wurden! Dürfte man vielleicht erfahren, was hier los ist?“
Die Jungs und Amelie schauten sich zögerlich an: Was tun?
Gottfried belog man nicht so leicht, das war Amelie klar. Außerdem hatte sie sowieso keine ausreichende Ausrede parat, so entschloss sie sich mit der Wahrheit herauszurücken. Sie schilderte die Sachlage kurz und knapp aus ihrer Sicht und den Jungs war es überlassen die Niedertracht der Gegner noch einmal so richtig zu unterstreichen. Eigentlich hätten sie sich gar nicht so viel Mühe zu machen brauchen, denn das war ein Ding, genau nach Gottfrieds Geschmack und der ließ sich deshalb sehr bereitwillig überzeugen – das war die Gelegenheit für ihn seine überragende strategische Begabung auszuspielen und allen noch einmal zu zeigen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehörte.
„ Na denen werden wir vielleicht einheizen!“ freute sich Gottfried bereits auf eine kleine Schlacht, als er, unter dem Siegel der Verschwiegenheit die Geschichte von den Kindern der Nacht vernommen hatte.
„ Aber Gottfried!“ sprach Amelie ihn noch einmal an. „Mein Vater darf nicht erfahren, wie wir zu all der Information gekommen sind! Ich bekomme sonst mindestens einhundert Jahre Hausarrest und die Jungs fliegen hochkant vom Hof! Versprich mir das!“
„ Ist mir vollkommen klar!“ gab Gottfried väterlich zurück. „Ab heute bin ich euer Verbündeter! Ist mir sowieso schon auf den Wecker gegangen, diese ewige Rumsitzerei in der Wachstube. Heute setze ich ein kleines Manöver in der Nähe des Jan-Hofes an. Erwartet mich und meine Männer dort in zwei Stunden. Das wird ein Spaß! Und jetzt erst einmal ab mit euch! Wir sehen uns später!“
Anselm und ein gutes Dutzend weitere Theosophen warteten bereits leidlich gut bewaffnet mit ihren Pferden am Waldrand. Dietbert ritt seiner kleinen Truppe voran und begrüßte die Theosophen freudig.
„ Wen habt ihr den da dabei?“ fragte Anselm etwas überrascht, als er die vier Gardisten in zivil bei Amelie sah.
„ Soldaten in zivil, zu unserem Schutz von der Gräfin abgestellt.“
„ Wissen die Bescheid?“
„ Jow!“ raunte Dietbert. „Sind prima Kerle! Haben sich schon einmal bewährt! Die werden voll hinhalten!“
„ Ist ja bestens! Bei den paar Leuten und den rostigen, uralten Vorderladern, die wir aufbieten können, sind wir natürlich um jeden Mann froh!“
„ Das Beste weißt du ja noch gar nicht!“
„ Na, was denn? Mach’s nicht so spannend und leg schon los!“
„ Och“, tat Dietbert nebensächlich, „Nichts weiter! Nur eben, dass durch reinen Zufall nachher der Oberst mit seinen Leuten am Jan-Hof auftauchen wird, um ein Manöver abzuhalten. Sonst nichts!“
„ Ist ja sagenhaft! Wie habt ihr das denn geregelt?“
„ Man tut was man kann!“ prahlte Dietbert.
„ Habt ihr am Ende doch den ganzen Hof informiert?“
„ Nö, das nicht! Aber der Oberst kam halt dazu und wir mussten ihn einweihen. Der Rest des Hofstaates, insbesondere das Herscherpaar, wissen von nichts!“
„ Na dann kann es ja so richtig losgehen! Das gibt ganz bestimmt ein heißes Tänzchen!“ war sich Anselm sicher und sollte auch in gewisser Weise recht behalten.
Circa dreißig Minuten später ritt die
Weitere Kostenlose Bücher