Die Wolkenkinder
Theosophen beklatschten ihn heftig.
„ Setz dich wieder Bruder Randolf! Ab heute darfst du dich Theosoph nennen! Sei aber am Anfang bitte etwas zurückhaltend mit diesem Titel, sodass man dich nicht überschätzt und zuviel von dir erwartet!“
Randolf war hoch erfreut und nachdem er von Anselm, Amelie und Lothar beglückwünscht worden war, sich gesetzt hatte und wieder Ruhe eingekehrt war, fuhr der Älteste fort: „Ich darf nun zur freien Aussprache aufrufen und um Meldungen bitten! Zunächst vielleicht neue Erkenntnisse und Rezepte, anschließend allgemeine Anmerkungen!“
Wie bei jedem Treffen trugen Einzelne nun ihre neuen Rezepte vor, so wusste einer, dass man Kallmus als Bad gegen Schwäche einsetzen konnte, ein anderer beschrieb die Herstellung einer Salbe aus Kamille, zum Stillen von Nasenbluten und wieder einer berichtete über ein Elixier aus Bärlapp, dass gegen Gicht eingesetzt werden konnte. Nach einigen weiteren Meldungen dieser Art, hatte einer der Theosophen noch etwas ganz Besonderes zu bieten: „Ich habe hier von einem Bauern ein Buch bekommen, das der gute Mann selbst als kostbares Erbstück bezeichnete! Da er aber nicht lesen konnte, hat er es mir zu treuen Händen überlassen, sodass es durch unser Wirken Segen bringen soll!
„ Sehr schön, lieber Bruder!“ lobte der Älteste. „Lies uns bitte etwas daraus vor!“
„ Das ist gar nicht so einfach, Brüder!“ quälte sich der Theosoph. „Das Werk ist uralt und in einer seltenen Handschrift verfasst – auch ich habe meine liebe Mühe, die Texte zu entziffern. Da ich mir aber schon dachte, dass das Interesse groß sein würde, habe ich mit einem alten Pastor zusammen schon Einiges entziffert. Also! Das Buch nennt sich „Buch der Alpenkräuter gegen jedes Übel“. Es beginnt mit einer interessanten Aussage, die mir sehr plausibel erscheint. Der Verfasser schreibt: „Alpenkräuter haben besonders viel Kraft, weil hier der Winter recht lange ist und die Pflanzen in nur wenigen Wochen zur vollen Entfaltung kommen müssen!“ Weiter haben wir schon ein Rezept aus Melisse, Liebstöckel und Johanniskraut entziffert, das gegen schwarze Gedanken hilft und den Geist aufhellt. Interessant sind auch die Rezepturen für Liköre aus Quitte oder Schlehe. Bei unserer nächsten Versammlung hoffe ich euch schon einige erste Abschriften mitbringen zu können, denn der Pastor und ich haben uns vorgenommen das ganze Werk zu entziffern und es mehrfach abschreiben zu lassen.“
„ Sehr schön, lieber Bruder!“ lobte ihn der Bombast erneut. „Ich glaube wir können nun zu dem Punkt „Verschiedene Anliegen“ kommen. Ich bitte um Wortmeldungen!“
Anselm hob zunächst die Hand und stand dann auf: „Liebe Brüder! Einige von euch haben es ja vor kurzem selbst erlebt, aber für diejenigen, die nicht dabei waren, muss ich noch einmal davon berichten, wie stark mittlerweile die Bedrohung durch die Kinder der Nacht geworden ist!“
Während Anselm die Ereignisse schilderte, beobachtete Randolf einen Anwesenden, der sich immer nervöser umsah. Randolf wusste, dass er diesen Mann schon einmal gesehen hatte, brauchte aber eine ganze Weile, bis ihm einfiel wo. Als er sich einhundertprozentig sicher war, sprang er auf, deutete auf den Mann und schrie: „Schnappt euch den Kerl – das ist einer von denen!“
Der Mann versuchte fortzuspringen, wand sich aus etlicher Umklammerung, fiel zu Boden, sprang über Bänke und war trotz alledem zum Schluss gefangen genommen.
„ Los Mann rede!“ nahm ihn Anselm in die Mangel. „Wenn du nicht redest werden wir dir Gift einflößen und du wirst jämmerlich zu Grunde gehen!“
„ Was wollt ihr von mir? Ich habe nichts getan!“ log der Mann zitternd vor Angst.
„ Zunächst deinen Namen!“ forderte Anselm.
„ Ich heiße Rupert und komme aus dem Lehen unseres Grafen Herrn von Waldeck!“
„ Du bist erkannt worden!“ setzte Anselm nach. „Du bist Mitglied bei den Kindern der Nacht! Ihr versucht unseren Grafen zu stürzen und selbst die Macht zu übernehmen!“
„ Ich weiß nicht, von was Ihr redet!“
„ Von was ich rede?“ erregte sich Anselm. „Du weißt sehr genau, von was ich rede! An Randolfs Aussage gibt es keinen Zweifel! Weitere Zeugen haben dich identifiziert!“ erfand Anselm hinzu.
„ Ja, gut!“ gab Ruppert gequält zu. „Ich war ein oder zwei Mal bei den Sitzungen der Kinder der Nacht dabei. Aber nur aus
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