Die Wolkenkinder
Neugier! Ich bin kein Mitglied! Das müsst ihr mir glauben!“
„ Er lügt!“ warf Randolf erregt ein. „Ich erinnere mich genau, dass er bei den anderen Mitgliedern dieser Bande wohl bekannt war und sich höchster Beliebtheit erfreute. Einen solchen Status erreicht man nicht als Fremder!“
„ Also gut!“ ergab sich Ruppert endgültig. „Ich bin Mitglied! Aber mit den Plänen des Altgrafens habe ich nichts zu tun! Ich will keinen Umsturz!“
„ Was machst du heute hier? Du bist ein Spion?“ beschuldigte ihn Anselm hart.
„ Nein, auf keinen Fall!“ wehrte sich Ruppert. „Ich bin überzeugter Theosoph und nur durch Dummheit bei den Kindern der Nacht gelandet!“
„ Und was ist das hier!“ Anselm langte unter Rupperts Hemd und zog ein Lederbändchen hervor an dem Knochen von Stier, Luchs, Fuchs und Wolf hingen.
Ruppert lief vor Wut rot an, knirschte hörbar mit den Zähnen und sagte gar nichts mehr. Nach einer kleinen Weile des Schweigens konnte Amelie nicht mehr an sich halten und fragte genervt: „Und was ist das nun?“
„ Eine Freiskette!“ sagte Anselm mit fragend vorgerecktem Kinn in Richtung Ruppert. „Das tragen nur Leute, die sich heidnischen Kulten verschrieben haben! Sie glauben daran, dass diese Kette sie stark macht. Was gilt die Wette, dass wir auf deinem Unterarm auch die Tätowierung eines Drudenfußes finden werden!“
„ Was ist das denn schon wieder?“ war Amelie mürrisch, weil sie sich wie ein kleines, unwissendes Gör vorkam.
„ Das, meine Liebe, ist ein Stern mit fünf Spitzen“, erklärte Anselm, „ein weiteres untrügliches Zeichen für alle Brüder des Nachtvolkes!“
„ Brüder des Nachtvolkes?“
„ Ja! Das ist so eine Art Überorganisation dieser Gruppen, wie es die Kinder der Nacht sind. Sie beziehen sich auf Sagen und Mythen, hauptsächlich aus dem Alpenraum. Sie treffen sich an Plätzen mit alter religiöser Bedeutung und glauben an Kobolde, Feen, Baumwesen und Krafttiere. Das wäre ja alles nicht so schlimm, sie beten aber auch Beelzebub an und veranstalten Totentänze, bei denen sich einer als Tod verkleidet und als Spielmann auftritt!“
„ Ich nicht!“ warf Ruppert abwehrend ein.
„ Was meinst du mit: Ich nicht?“ schüttelte Anselm ihn am Arm. „Willst du immer noch bestreiten, dass du zu diesen Leuten gehörst und uns nur ausspionierst?“
„ Nein, das nicht! Ich gebe zu, dass ich bei denen mitgemacht habe!“ sackte Ruppert weinerlich zusammen. „Aber mit den Totentänzen und dem anderen Hokuspokus habe ich nichts zu tun! Ich schwöre!“
„ Du schwörst also!“ lachte Anselm höhnisch auf. „Was kann der Schwur einer Kreatur wie du eine bist schon bedeuten?“
„ Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe! Aber ich will da wieder raus! Ich glaube nicht an den Teufel, aber ich habe Angst vor der Rache der Nachtkinder!“
„ Ich glaube viel mehr, dass du Angst vor uns hast und uns hier nur eine fette Lügengeschichte auftischst, damit wir dich verschonen! Hab’ ich recht?“
„ Nein, nein, nein!“ flehte Ruppert den Tränen nah. „Ich will wieder ganz und gar auf eurer Seite stehen! Ich war nur neugierig und bin da so reingeschlittert. Ihr müsst mir noch einmal verzeihen und mich wieder in eure Reihen aufnehmen!“
„ Beweise uns deine Treue!“ forderte der Älteste. „Berichte über die Kinder der Nacht und deren Schandtaten!“
Ruppert zeigte sich wirklich reumütig und bestätigte alle Vorwürfe gegen den alten Grafen und gegen Emmerich. Er erzählte von geheimen Treffen an den Dolmen mit herbeigeholten Druiden und Schwarzkünstlern. Berichtete über den Ahnenkult der Kinder der Nacht, über Drogenkonsum der zu Hirngespinsten führte und über Hexenmeister die Veitstänze vollführten.“
„ Also gut, Ruppert“ setzte der Bombast nach den ausführlichen Berichten des Delinquenten neu an. „Was du uns da erzählt hast, ist ja alles schön und gut, war uns aber leider schon alles bekannt! Um wirklich wieder zu uns zu gehören, musst du wichtigeres Preis geben!“
„ Ich riskiere mein Leben ...“ stammelte Ruppert.
„ Wusste ich’s doch!“ fuhr ihn Anselm an. „Du meinst es nicht ehrlich! Du weißt etwas wichtiges und verheimlichst es uns!“
„ Ihr müsst mir Schutz bieten ... Die werden mich hinrichten ...“
„ Red’ schon Mann! Sonst werden wir dich hinrichten!“ drohte
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