Die Wolkenkinder
herauszuhören. „Was hat sie denn bloß gegen mich? Ich habe ihr doch überhaupt nichts getan!“
„ Weiß ich auch nicht so genau – muss wohl eine Standessache sein. Anscheinend bist du nur von niederer Herkunft. Aber mir ist dein Stand völlig egal: Ich will nur dich und davon bringt mich keiner ab!“
Eben noch ein Bündel Zorn, musste sich Randolf nach Amelies süßen Treueschwur sofort geschlagen geben. Seine Wut war im Nu verflogen, er nahm seine Amelie in die Arme, spürte ihren Körper, ihre Wärme, ihre Liebe und alle Probleme dieser Welt rückten weit, weit in den Hintergrund.
„Mensch! Das man dich auch mal wieder sieht!“ begrüßte ihn Dietbert, als Randolf ihr gemeinsames Zimmer betrat.
„ Hatte wichtige Dinge zu tun“, antwortete Randolf knapp.
„ Natürlich! Verstehe schon: Amelie!“ kommentierte Dietbert belustigt.
„ Nicht nur, aber auch! Sie ist halt deutlich hübscher als ihr beiden Galgenvögel.“
„ Da muss ich dir ausnahmsweise sogar mal recht geben“, erkannte Dietbert Randolfs Geschmack an. „Und weil wir gerade so schön von Galgenvögeln reden: Anselm, der Theosoph, war hier und hat nach dir gesucht!“
„ Anselm?“ stutzte Randolf. „Den hatte ich ganz vergessen!“
„ Kein Wunder! Wenn ich ihn mit deiner Amelie vergleiche ...“
„ Jetzt hör schon auf! Was hat er denn gewollt?“
„ Das Treffen stünde heute Abend an. Er käme am späten Nachmittag, um dich abzuholen!“
„ Richtig! Das Treffen der Theosophen!“
„ Hattest du wohl auch vergessen, was?“
„ Amelie hat dir ja ganz schön den Kopf verdreht! Pass bloß auf sonst lernst du demnächst noch Männchen machen und brav laut geben“, nahm ihn jetzt auch, der lässig auf seinem Bett flötzende, Lothar aufs Korn.
„ Nur kein Neid, Leute!“ nahm’s Randolf gelassen und dachte laut vor sich hin: „Also heute Abend ... Kommt ihr mit?“
„ An so was habe ich kein Interesse“, gab Dietbert gelangweilt und abwinkend von sich.
„ Aber ich würde mir das Treffen und die Leute dort schon einmal anschauen“, meldete sich Lothar wieder aus dem Hintergrund. „Könnte ganz interessant werden!“
„ Na gut, dann gehen wir also zu zweit“, schloss Randolf das Gespräch.
In der riesigen Scheune, durch deren Bretter das Restlicht der untergehenden Sonne schimmerte, hatten sich bereits gut drei Dutzend Theosophen eingefunden, als Anselm, Randolf, Lothar und auch Amelie hereinkamen - Amelie hatte von dem Treffen erfahren und war, wie immer, nicht davon abzubringen gewesen, unbedingt dabei sein zu müssen.
Anselm kannte jeden hier und war offensichtlich eine geachtete Persönlichkeit, dessen Rat sehr gefragt war. Während die anderen sich auf einer provisorischen Bank, die aus einem Brett das auf zwei Steinen lagerte, bestand, niedergelassen hatten, war Anselm am Rundumgehen, um auch jeden zu begrüßen und Neuigkeiten auszutauschen.
Der Raum füllte sich weiter und weiter und Randolf staunte nicht schlecht, wie viele Theosophen es doch hier in dieser Gegend gab.
Das Tageslicht war nun fast völlig erloschen, sodass man die vorbereiteten Kohleschalen anzündete, die vorsichtshalber auf Steinen gelagert waren, um die Brandgefahr zu mindern.
Anselm kehrte zurück, setzte sich neben Randolf und berichtete freudig erregt von seinen Gesprächen: „Es gibt wie immer eine Menge neuer Rezepte! Einer unserer Leute hat phantastische Erfolge mit Weihrauch!“
„ Weihrauch?“ war Randolf zunächst ungläubig. „Das, was in den Kirchen zum Räuchern verwendet wird?“
„ Ja, genau! Ganz normaler Weihrauch!“ wiederholte Anselm nachdrücklich. „Das heißt, so normal ist das Zeug nun auch wieder nicht: Es ist das Harz eines Baumes, der nur in Somalia vorkommt - die Weihrauchstraße verbindet Saba mit Damaskus, musst du wissen! Und nur dort wächst dieser wertvolle Baum – niemand weiß warum!“
„ Dann ist es sicher unheimlich teuer!“
„ Kommt darauf an ...“, erklärte Anselm weiter. „Es gibt verschiedene Qualitäten, die man an der Farbe der Klümpchen erkennt: Weihrauch kann weiß, braun, oder lilaschwarz sein und je heller er ist, desto teurer ist die Ware.“
„ Was hat dein Kollege gesagt, was er damit heilen könnte?“
„ Èr nutzt den Rauch, setzt er es zur Beruhigung der Sinne ein, er desinfiziert Räume, vertreibt
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