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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
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war sie.
       „ Und was machen wir, wenn es so ist“, fragte Randolf blauäugig.
       „ Belagern und aushungern!“ antwortete Dietbert knapp.
       Da der Fels unter der Burg fast ebenso steil wie die Mauern selbst in den trocken gefallenen Burggraben stürzten, hatten die Jungs kaum halt und waren deshalb gezwungen, gepresst an den grob behauenen Quadern der Anlage entlang zu rutschen. Mit den Wangen an die Steine gepresst hörten sie dumpf die Geräusche vom Leben innerhalb der Burg. Man konnte Pferde wiehern hören, es wurde noch geschmiedet und irgendjemand beschimpfte einen anderen. Nach vielen weiteren, mühseligen Minuten erreichten sie ein kleines vergittertes Fenster. Dietbert bedeutete Randolf mit dem Finger auf seinem Mund, sich ruhig zu verhalten und versuchte vorsichtig einen Blick in den Raum hinter den Gittern zu erhaschen. Schließlich wagte er es, sich an den Gitterstäben hoch zu ziehen und starrte gebannt in ein dunkles Nichts. Modergeruch drang von unten empor und ein schlürfendes, dann rasselndes Geräusch war zu hören. Dietbert ertastete mit seinen Fußspitzen eine Mauerritze und fand etwas besseren Halt, seine Augen suchten weiter im Leeren, konnten dem Geräusch jedoch kein Bild zuordnen. Plötzlich drang eine zaghafte, schwache Stimme von unten herauf: „Hallo? Hallo ... Ist da wer?“
       Dietbert überlegte kurz ob er antworten und sich damit verraten sollte.
       „ Sagt doch was! Wer seid Ihr?“ krächzte es mühsam von unten herauf.
       Dietbert rang sich durch, denn alles deutete darauf hin, dass er es hier auf keinen Fall mit einem Mann der Burgbesatzung zu tun hatte, sondern wahrscheinlich eher mit einem Gefangenen, der angekettet war: „Ich bin Randolf! Und Ihr?“
       „ Ferdinand!“
       „ Ferdinand, der Theosoph?“
       „ Ja! Woher kennt Ihr mich?“
       „ Meine Freunde waren auf eurer letzten Theosophen-Versammlung, wo ein gewisser Ruppert von deiner Gefangennahme berichtete.“
       „ Holt mich hier raus! Ich bin am Ende! Ich überlebe die nächsten Tage nicht mehr!“
       „ Ruhig, alter Freund! Ganz ruhig! Wenn uns jemand hört, sterben wir alle!“
       Von unten drang kein weiteres Wort mehr empor, lediglich ein weinerliches Schluchzen war zu hören.
       „ Du musst durchhalten! Sag selbst: Siehst du eine Möglichkeit zu dir vorzudringen!“
       „ Nein! Dieses Verlies hier ist sehr tief und nur vom Inneren der Burg her zu erreichen.“
       „ Schöne Scheiße“, murmelte Dietbert einen weiteren Spruch seines früheren Tross-Kameraden.
       „ Was meint Ihr?“
       „ Nichts, nichts! Bleib ruhig! Ich werde mich jetzt zurückziehen, aber keine Angst, ich komme wieder!“
       „ Wo wollt ihr hin?“ flehte Ferdinand aus der Tiefe empor. „Lasst mich nicht allein!“
       „ Nur ruhig Blut! Ich berate mich mit meinen Freunden und dann befreien wir dich. Versprochen!“
       Dietbert musste sich für seine letzten Worte etwas schämen, denn er wusste genau, dass er diesem armen Teufel wahrscheinlich nicht helfen konnte. Aber was sollte er ihm sagen? Dietbert tröstete sich damit, dass er Ferdinand noch einmal Hoffnung gegeben hatte. Einem Sterbenden Hoffnung zu machen, war eine Lüge wert! Er war sich sicher, dass er diese Lüge nicht beichten musste, denn auch Gott würde dies so sehen und war mit seiner Handlungsweise letztlich zufrieden.
       Zurück bei Randolf erklärte er die Situation.
       „ Wir müssen alles versuchen ihm doch noch zu helfen!“ Randolf schlug sich selbst – wie er es immer tat, um sich selbst zu motivieren - verbissen mit der Faust in die flache Hand:    „Wenn du mir jetzt noch sagst wie, dann bin ich sofort dabei“, gab Dietbert spöttisch und ungewohnt mutlos von sich.
       „ Das weiß ich im Moment auch noch nicht, aber wir werden einen Weg finden!“
       „ Das würdest du nicht sagen, wenn du, wie ich, die Tiefe diees Verlies gespürt hättest – da ist nichts zu machen!“
       „ Wir müssen die Burg komplett umrunden! Da muss sich einfach ein Weg auftun!“
       „ Ganz wie du meinst. Aber dann mal los jetzt!“
       Sie brauchten knapp eine Stunde, bis sie auf der Vorderseite, unter der hölzernen Zugbrücke der mittelalterlichen Veste, angekommen waren. Das wuchtige Torhaus ließ nur einen schmalen Durchgang zu, der überdies gut bewacht schien. Wie überhaupt die ganze Anlage mit ihren Zinnen und Türmen, mit ihren Pechnasen und Schiessscharten einen

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