Die Wolkenkinder
möglich wieder hierher! Ja, ja!“
„ Na dann!“ winkte ihm Randolf freundlich zu und der Hauptmann winkte mit verkniffenem Gesicht zurück. Sie packten Ferdinand an, hoben ihn hoch und eine verweste Ratte fiel aus dem Sack. Verdammt dachte Randolf, jetzt fliegt unser Beschiss auf. Er duckte sich und schielte mit wartendem Blick auf den Hauptmann – vielleicht hatte der das Vieh ja überhaupt nicht bemerkt.
Aber der hatte das Vieh bemerkt, sah kurz auf, schüttelte sich vor Ekel und rief: „He! Ihr da! Das ihr mir ja nicht die Ratte da liegen lasst! Einpacken und mitnehmen, sonst lass ich auf der Stelle auf euch schießen!“
Randolf atmete auf, packte die Ratte und warf sie in den Leinensack.
Der Hauptmann war erleichtert und dachte: Arme Irre! Wenn die bis jetzt nicht angesteckt waren, dann sind sie es spätestens jetzt! Ist ja richtig widerwärtig!
Randolf war begeistert: So leicht hatte er sich die Rettung des armen Ferdinand nicht vorgestellt. Sie hatten freie Bahn! Keine Menschenseele weit und breit! Niemand wollte sie überprüfen, keiner hielt sie an!
Kaum außer Sichtweite der Burg schnürten sie das Leinen auf, schmissen die Ratten heraus und kümmerten sich um den in der Zwischenzeit besinnungslos gewordenen Ferdinand. Etwas frisches Wasser und ein paar Happen aus Randolfs Wegzehrung und Ferdinand war schon wieder ganz gut beisammen. Man gab ihm Zeit und half ihm, sich an einem Gebirgsbach zu waschen, bevor man den Weg zum Lager zurück antrat.
„Was war denn das!“ stürzte Dietbert immer noch reichlich verärgert auf sie zu, als sie das Lager erreichten. „Erst haben wir mühsam den Scheiterhaufen aufgerichtet, dann habe ich die ganze Nacht unter Lebensgefahr ausgeharrt und dann schickt ihr mich unverrichteter Dinge weg! Was soll denn das!“
Randolf übernahm die Aufgabe, Dietbert zu beruhigen und erklärte ihm die Vorgänge, die sich im Kerker abgespielt hatten und als Dietbert dann noch dem zutiefst dankbaren Ferdinand in die Augen sah, wurde er wieder friedlich und quittierte den wirklich gelungenen Husarenritt mit einem anerkennenden Kopfnicken und einem schelmischen Grinsen.
Fünfzehntes Kapitel
„ Jede Menge gut bewaffnete Söldner versetzten die Burg in den Verteidigungszustand...“
Der Graf ging nervös in seinem überall von Gold glitzernden Audienzsaal auf und ab, setzte sich kurz, rieb sich den weißen Rauschebart und stand wieder auf.
„ Uneinnehmbar? Starke Verschanzung? Vorräte für ein halbes Jahr oder mehr...?“
Der Graf ging wieder auf und ab, verschränkte die Hände auf seinem Rücken, sah kopfschüttelnd zum Fenster hinaus und grübelte und grübelte.
„ Ich hab’s!“ durchbrach Lothar die bedrückende Stille: „Wir katapultieren ihnen wirkliche Pesttote in die Burg! Dann müssen sie einfach rauskommen!“
„ Geht nicht!“ wiedersprach Dietbert. „Wer soll die Pesttoten denn auf die Katapulte legen. Man würde selbst erkranken und außerdem würden die herausstürmen und uns alle verseuchen!“
„ Wir werfen Haken und reissen die Mauern mit Pferden ein!“
war Randolfs Vorschlag.
„Die Mauern sind zu stark!“ antwortete der Graf selbst. „Außerdem hat mein alter Herr sicher sehr gute Bogenschützen – die Verluste wären immens!“
„ Wir müssen sie halt doch aushungern!“ stellte Dietbert fest.
„ Dafür haben wir nicht genug Männer!“ antwortete der Graf erneut. „Ihr habt doch selbst gesehen, dass die dort oben Vorräte für ein halbes Jahr oder mehr haben und ihr wisst ja jetzt inzwischen auch, wie groß die Anlage ist! Um einen starken, geschlossenen Belagerungsring aufzubauen wäre eine riesige Armee von Nöten – so viele Männer kann ich nicht für ein halbes Jahr oder gar für länger finanzieren!“
„ Die Frage ist doch: Was wollen wir denn überhaupt?“ warf Amelie ein. „Eigentlich wollen wir den Emmerich, den Bader und den alten Grafen! Schnappen wir doch erst einmal die, die wir kriegen, nämlich den Emmerich und den Bader!“
„ Beide ausgeflogen!“ sprach der Graf seufzend zur riesigen Fensterfront gewandt. „So schlau war ich nämlich auch schon, die Kerle verhaften lassen zu wollen!“
„ Wir bilden kleine Gruppen und lauern ihnen auf!“ hatte Dietbert eine neue Idee. „Dazu brauchen wir nicht sehr viele Leute, schwächen sie so in der Zahl und untergraben zudem auf die Dauer
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