Die Wolkenkinder
nach einem Diener und ließ Randolf ein Glas Wasser reichen, das dieser dann auch sofort gierig leerte.
„ Also, Madame! Jetzt sagt schon: Wer ist meine Mutter?“
„ Sie ist ... Sie kommt ... Sie wird sich dir zusammen mit deinem Vater hier im Schloss vorstellen. Solange musst du noch Geduld haben – aber das wird schon bald sein!“
„ Geduld? Wird bald sein? Was sind das für Antworten? Ich muss Euch bitten ...“ bettelte Randolf.
„ Nein, Randolf! Heute nicht! Wir erwarten deinen Vater alsbald am Hof und dann wird sich für dich alles klären!“
„ Bitte... bitte...“
„ Wie ich schon sagte... “
„ Aber, Madame! Sie können doch nicht einfach...
„ Schluss jetzt!“ wurde die Gräfin etwas energischer. „Ich muss dich bitten jetzt zu gehen – ich bin überaus müde und möchte mich zurückziehen!“
Als sie Randolfs tieftrauriges Gesicht sah, die Augen voller Tränen, berührte sie ihn fast unmerklich und nur mit den Fingerspitzen unter dem Kinn, Randolf hob den Kopf etwas an und sah ihr tief in die Augen „Bald! Sehr bald schon wirst du alles erfahren!“
Sechzehntes Kapitel
Die Nadelstiche gegen den Altgrafen gingen weiter und gefangene Söldner aus den Reihen des alten Burgherren berichteten, dass der Alte vor Wut sprühte und wilde Drohungen ausgesprochen hatte.
Das er diese Drohungen nicht einfach nur so machte, sondern wirklich Gegenmaßnahmen plante, war im Schloss jedem klar, doch als dann die ersten Bauerhöfe im Umland brannten und völlig Unbeteiligte Haus, Hof und Leben verloren, war man in Stadt und Schloss doch sichtlich geschockt.
Boos von Waldecks dicker Bauch wippte enorm beim Fluchen seines Besitzers. Er nannte seinen alten Herren einen geistesgestörten Verbrecher und schwor ihn endgültig zur Strecke zu bringen, ihn notfalls sogar eigenhändig gefangen zu nehmen!
Oberst Gottfried, der sich mittlerweile wieder ganz von seiner Niederlage bei den Höfen damals erholt hatte und fast wieder der Alte war, berief einen Kriegsrat ein.
Die wichtigsten Männer der Schlossbesatzung hatten sich eingefunden, darunter auch die Jungs und der Graf selbst. Oberst Gottfried wartete bis alle ihren Platz im Audienzsaal des Schlosses gefunden hatten und übernahm die Ansprache: „Eure Durchlaucht! Männer! Wir müssen der Sache schleunigst ein Ende machen – der Wahnsinnige da oben verheert noch das ganze Land!“
„ Sehr richtig!“ und „Schnappen wir ihn endlich!“ riefen einige Anwesende fast gleichzeitig ziemlich aufgebracht dazwischen.
Der Oberst bat um Disziplin und fuhr fort: „Unser Ziel den Altgrafen und seine Mannen zu demoralisieren gelingt nicht ganz! Wie mir zu Ohren gekommen ist, hat der alte Graf neue Männer angeheuert – ist ja in diesen Zeiten auch kein Problem: Es laufen ja genügend entwurzelte und halb verhungerte Männer im Land umher, die für eine Hand voll Brot ihre eigene Mutter verraten würden.“
„ Nun gut, Oberst“, unterbrach ihn der Graf. „Kommt zur Sache! Was schlagt Ihr vor?“
„ Sehr wohl, Eure Durchlaucht!“ verneigte sich der Oberst in Richtung des Grafen. „Was schlage ich also vor? Wir wissen, dass die Familie Bacher an der Sache entscheidend beteiligt ist. Wir gehen nach dem Motto vor: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Der Trombacher Hof der Bachers wird bis auf die Grundmauern niedergebrannt, die Familie wird vertrieben!“
„ So einfach können wir uns das nicht machen!“ warf der Graf ein. „Wir müssen Beweise haben, sonst stehen wir am Ende selbst als die Lumpen da!“
„ Diese Beweise, Eure Durchlaucht, liegen vor! Wir haben mehrere Zeugenaussagen, dass dieser Emmerich an den Brandlegungen der letzten Zeit beteiligt war!“
„ Gut, dann könnten wir zumindest den alten Bacher haftbar machen und seinen Hof beschlagnahmen und alle Güter konfiszieren, um die Schäden auszugleichen – denn selbstverständlich haftet die ganze Sippe für die Vergehen eines ihrer Familienmitglieder – so ist’s seit jeher Brauch!“ stellte der Graf eindeutig fest.
„ Nun gut!“ gab der Oberst sofort nach. „Dann eben das und zwar sofort!“
„ Nicht so eilig, lieber Gottfried!“ beruhigte der Graf seinen Oberst. „Ihr habt ja schon Recht: Wir müssen dieser Kassandra nach und nach alle Köpfe abschlagen und die Familie Bacher ist einer dieser Köpfe. Aber ich muss natürlich, als der zuständige Richter,
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