Die Wolkenkinder
ihre Moral!“
„ Könnte funktionieren!“ meinte der Graf und setzte sich wieder in seinen Prunksessel. „Also gut! Versuchen wir es erst einmal so! Dietbert! Du setzt dich morgen mit unserem Oberst in Verbindung und arbeitest Detailpläne mit ihm aus!“
„ Wie Ihr befehlt, Eure Durchlaucht!“ verneigte sich Dietbert.
„ Also Schluss dann mit dem Gequatsche!“ brach der Graf genervt die Beratung ab. Mir reicht es jedenfalls für heute! Und ihr müsst ja auch ziemlich abgekämpft sein. Also beschließen wir die Sache an dieser Stelle. Ihr seid für den Rest des Tages frei, ihr dürft euch zurückziehen!“
Die Jungs verneigten sich tief, gingen einige Schritte rückwärts und machten kehrt zum gehen. Auch Amelie wollte die Situation nutzen und schnell davon huschen.
„ Du meine liebe Tochter bleibst noch ein wenig!“ sagte der Graf streng. „Ich glaube, da gibt es noch ein paar Punkte zu besprechen!“
„ Ja, Papa!“ antwortete sie schuldbewusst und setzte schnell ihren treuen Hundeblick auf, mit dem sie den gestrengen Herrn Papa noch immer weich gekriegt hatte, doch diesmal würde es härter kommen als gewohnt, denn die Frau Mama hatte sich in Amelies Abwesenheit fürchterlich gegrämt und das musste gesühnt werden!
In den nächsten Wochen schlugen der Oberst und Dietbert mit ihren Gruppen immer und immer wieder zu: Sie machten jede Menge Gefangene, von denen sie so gut wie alle davon überzeugen konnten, überzulaufen. Diejenigen, die Überzeugungstäter für die Sache Altgrafen waren, und sich nicht bekehren ließen, warf man in den Kerker, wo sie bis zum Ende der Kampfhandlungen darben sollten. Natürlich kam es auch zu Verletzten, aber nur wenigen Toten, wobei auch Dietbert ein paar weitere Schrammen an seinem eh schon vernarbten Körper zu beklagen hatte. Solche Kleinigkeiten schockten ihn, der quasi im Krieg aufgewachsen war, allerdings schon lange nicht mehr.
Auch Randolf stand bei den Überfällen auf die Leute aus den Bergen bestens seinen Mann und fand so kaum Zeit, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Amelie jedenfalls fühlte sich stark vernachlässigt, wusste aber, dass Randolf so handeln musste, wie er es tat, schmollte aber nichts desto trotz – das erhöhte das Schuldkonto Randolfs bei ihr, was ihr bei Gelegenheit zu Gute kommen würde, dachte Amelie.
Randolf plagte immer noch der Gedanke, dass die Gräfin wusste, wie seine Vergangenheit aussah. Aber er wusste, dass nur die Gräfin allein bestimmte, wann der Zeitpunkt gekommen schien, ihm Auskunft zu geben.
Als er nach mehreren erfolgreichen Einsätzen wieder einmal ziemlich abgekämpft und sogar leicht am Unterarm verletzt am Hof eintraf, empfing ihn Amelie aufgeregt und teilte ihm mit, dass er zur Audienz bei der Gräfin geladen war. Die Nachricht schlug in seinem Gehirn ein wie eine Granate – in Windeseile machte er sich fein und begab sich schnurstracks durch die endlosen Gänge des Barockschlosses zu seiner Herrin.
„ Ihr habt mich rufen lassen, eure Hoheit?“
„ Ja, habe ich! Setz dich, Randolf!“
Randolf konnte kaum noch an sich halten, hätte die Gräfin am liebsten beim Kragen gepackt und sie angeschrieen: Redet! So redet doch endlich! Er wusste aber, wie er sich zu benehmen hatte und wollte auch durch unbedachte Handlungen im letzten Moment nicht alles verderben. Jetzt hatte er so lange gewartet, da kam es auf ein paar Minuten mehr oder weniger auch nicht mehr an.
Die Gräfin - wieder aufs Feinste herausgeputzt, mit hochtoupiertem Haar und grandioser Robe – ging nervös auf und ab und fächerte sich, obwohl es in den riesigen Räumen des Schlosses in dieser spätherbstlichen Jahreszeit bereits empfindlich kalt war, Luft zu. Nach endlosen Minuten des Schweigens gab sich die Gräfin einen Ruck und setzte zu einer Erklärung an: „Randolf ...“
„ Ja, bitte, eure Hoheit!“ antwortete Randolf flehentlich.
„ Nenne mich bitte nicht Hoheit.“
„ Wie Ihr wünscht, Hoh... - Wie soll ich Euch denn nennen?“
„ Nennt mich... - Ach lassen wir das!“
Die Gräfin verstummte wieder und ging erneut auf und ab.
Wieder verstrichen endlose Minuten – Randolf wollte schier der Schädel platzen, aber zu machen war da nichts – wenn die Gräfin nicht wollte, dann wollte sie einfach nicht! Für Randolf gab es da keine Möglichkeit: Er musste warten!
Plötzlich gab sich Gräfin Marie
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