Die Wolkenkinder
Henriette von Waldeck einen Ruck, drehte sich zu ihm um und setzte zu einer Erklärung an: „Ich... Ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll...“
Randolf sah sie mit großen Augen an und ruckte selbst im ganzen Körper, er ballte die Fäuste, er knirschte mit den Zähnen und die Gräfin quälte sich selbst noch immer!
„ Dein Vater ist ein schwedischer Offizier! Von ihm hast du die Gemme, den Dolch und das Amulett! Daher auch dein außergewöhnliches Aussehen, deine blonden Locken, deine blauen Augen, deine Größe; vielleicht hast du auch von ihm deine überragende Intelligenz geerbt!“
„ Wo ist er jetzt? Ist er gefallen?“
„ Nein, er lebt!
Randolf bebte in Erwartung seines Aufenthaltsortes.
„ Aber er ist bei den kämpfenden Truppen von Gustav II Adolf
von Schweden!“
„Wo befinden sich dessen Truppen im Augenblick?“
„ So weit ich gehört habe bei Lützen in Sachsen. Sie wollen dort ihr Winterquartier nehmen, nachdem sie vor einem Monat bei Fürth fürchterliche Verluste haben hin nehmen müssen.“
„ Wo genau liegt dieses Lützen, Madam?“
„ Etwas nördlich von Leipzig in Richtung Magdeburg!“
„ Da muss ich hin!“
„ Das untersage ich dir strikt!“
„ Wieso, Madame? Ich muss meinen Vater kennen lernen!“
„ Wir haben Informationen vom schwedischen König, dass dieser noch in diesem oder im nächsten Monat den in der Nähe liegenden Wallenstein überraschen will – er hat nämlich bei uns um Männer nachfragen lassen, weil er weiß, dass unser Haus seiner Sache nahe steht.“
„ Na und! Ich gehe trotzdem hin!“
„ Du weißt offensichtlich nicht, dass dies eine der größten Schlachten der Geschichte werden wird! Uns wurde berichtet, dass auf jeder Seite ca. 20 000 Mann stehen! Wallenstein verfügt über seine berühmten kroatischen Reiter, die für ihre erbarmungslose Grausamkeit im ganzen Land bekannt sind. Auch sind auf Wallensteins Seite die Pappenheimer im Tross – und die machen kein langes Federlesen! Du bist einer solchen Auseinandersetzung nicht gewachsen – dein Auftauchen dort wäre dein sicherer Tod! Willst du das?“
Randolf kannte all die Namen gut, hatte schon die schlimmsten Berichte über die unbarmherzige Vorgehensweise der wild kämpfenden Kroaten gehört und kannte auch die mutigen und rigoros zuschlagenden Pappenheimer. Auf der anderen Seite stand der unnachgiebige König Gustav II Adolf von Schweden, wahrscheinlich wieder unterstützt von Bernhard von Weimar, dem schlauen Strategen, der vor keiner Schandtat zurückschreckte, um seine Gegner zu demoralisieren. Die Gräfin hatte recht: Diese Schlacht würde fürchterlich werden! Wahrscheinlich würden Tausende, wenn nicht sogar Zehntausende fallen! Und Diejenigen, die davon kommen würden, würden zum Großteil verstümmelt und entstellt sein.
Nach all diesen inneren Einsichten sagte er: „Ja, Madame, Ihr habt Recht!“
Die Gräfin atmete tief auf.
Randolf fuhr betrübt fort: „Aber was soll ich nur tun, um meinen Vater kennen zu lernen?“
„ Warten!“
„ Warten? Das ist nicht Euer Ernst!“
„ Oh doch, mein Lieber! Er wird nach dieser Schlacht an unseren Hof zurückkehren!“
„ Wenn er sie überleben wird! Und warum seit Ihr Euch so sicher, dass er zu Eurem Hof kommen wird?“
„ Er war schon einmal hier und dabei sehr glücklich – das Resultat bist du!“
„ Und Ihr seid Euch sicher, dass er bestimmt nach der Schlacht wieder hier her kommen wird?“
„ Da bin ich ganz sicher! Ich selbst habe ihm bereits vor drei Tagen einen Boten geschickt, um ihn zu holen, damit er seinen Sohn kennen lernen kann!“
„ Wollt Ihr damit sagen, er wusste bislang nichts von meiner Existenz?“
„ So ist es: Er wusste nichts von seinem prächtigen Sohn!“
„ Aber wie kam ich dann zu der Gemme, dem Amulett, dem Dolch und wer hat die ganze Zeit für mich gesorgt, für mich bezahlt?“
„ Deine Mutter!“
Randolf erstarrte zur Salzsäule. Erst nach vielen Sekunden fand er wieder zu sich: „Meine Mutter!“ sagte er ungläubig und völlig verblüfft zugleich.
„ Wieso denn nicht? Eine Mutter tut doch so was! Oder etwa nicht?“
„ Ja aber ... Was für eine Mutter den? Wer, um alles in der Welt, ist denn meine Mutter ?“
„ Beruhige dich doch! Du bist ja ganz außer dir!“
Die Gräfin klingelte
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