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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
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erst einmal offiziell ermitteln, ein Verfahren einleiten und eine Verurteilung aussprechen – sonst setzen wir uns selbst ins Unrecht und der Bacher könnte unser Vorgehen vor den Kaiser bringen.“
       „ Wir müssen sofort handeln, Eure Durchlaucht! Es gilt keine Zeit mehr zu verlieren!“ setzte der Oberst ernst nach. „Die Bevölkerung ist äußerst unruhig! Aufruhr könnte entstehen, dem wir vielleicht nicht mehr Herr werden!“
       „ Ist ja schon gut, Oberst! Ich werde die Sache beschleunigen! Ihr schafft mir die Zeugen bei und ich setze inzwischen ein Tribunal ein!“
       „ Wie lange wird die Verhandlung mit dem ganzen Drum und Dran denn dauern?“ fragte Dietbert. „Ich muss dem Oberst Recht geben: Lange hält die gepeinigte Bevölkerung nicht mehr still! Ich habe die Tage in den Gassen der Stadt die Männer murren und drohen gehört!“
       Der Graf überlegte. „Ich werde heute noch das Urteil aufsetzen lassen! Die Verhandlung ist eh nur Formsache – muss aber unbedingt noch vor der Vollstreckung stattfinden, sonst könnte man uns Manipulation vorwerfen! Also her mit den Zeugen und die Sache ist erledigt!“
       Am gleichen Abend noch fand in den Räumlichkeiten des Schlosses der Prozess statt und ergab natürlich den gewünschten Ausgang, mit Verlesung des bereits vorgefertigten Urteils gegen die Bachers.
       Tags darauf erschien der Oberst in würdevoller Prachtuniform auf dem Trombacher Hof, ließ den alten Bacher vorführen und verlas persönlich das Urteil.
       Konnte man den alten Bacher auch kaum halten vor Wut, so war an dem Urteil nichts zu ändern und der Hof wurde durch die Männer des Oberst gründlichst geplündert.
       Der Oberst beschied dem alten Bacher, dass er noch Glück gehabt hätte, dass er nicht sogar vom Hof und aus dem Land gejagt worden sei und er gefälligst dafür sorgen solle, dass seine Missgeburt von einem Sohn sich ergeben würde, sonst würde er wiederkommen und den Hof niederbrennen.
       Äußerlich hatte sich der alte Bacher wieder voll im Griff und setzte eine überhebliche Maske auf, damit der Oberst auf keinen Fall über ihn als gebrochenen Mann triumphieren würde, innerlich aber schwor er böse Rache.
       Im Moment begnügte er sich damit die Männer des Grafens als würdelose Lumpen zu beschimpfen, die einem Unschuldigen sein Hab und Gut stehlen würden; aber ab heute zählte er sich gänzlich zu den Leuten des alten Grafens! Für ihn keine große Kehrtwende, denn seine Loyalität dem jungen Grafen gegenüber war die ganze Zeit schon reichlich beschränkt gewesen. Zwar hatte er die Aktivitäten der Kinder der Nacht tatsächlich nicht unterstützt, sympathisierte aber mit dem Alten, der genau wie er ein strammer Kaiserlicher und zudem für die Sache des Papstes in Rom war. Der Neue hingegen verfolgte seit seiner Machtübernahme einen schwammigen Tolerierungskurs gegenüber den Protestanten und wer diese Abweichler nicht vehement bekämpfte, war sein Feind – erst recht ab heute.
       Boos von Waldeck war sehr zufrieden: Sie hatten die Gegenseite wieder entscheidend geschwächt! Jetzt hoffte er, dass der alte Bacher tatsächlich seinen Sohn zur Aufgabe bringen würde. Natürlich würde Emmerich sich nicht stellen, aber er würde verschwinden und das für immer, denn wenn man ihn fassen würde, hätte er kaum ein zweites Mal auf Gnade zu hoffen. Also, alles lief bestens – so dachte jedenfalls der Graf, bis er zwei Tage nach der Aktion am Trombacher Hof durch gellende Schreie unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde.
       Er wusste sofort, dass die Leute um den alten Grafen die Ursache dieser Aufregung sein mussten, ahnte aber noch nicht im Geringsten, welch enormes Ausmaß die erneute Attacke seines alten Herren hatte.
       Es klopfte hart und ungewöhnlich laut an der Tür seines Schlafgemachs.
       Er setzte sich auf und lies bitten. Herein kam seine aufgeregte Gemahlin mit einer bitteren Nachricht: „Schnell! Das Schloss brennt!“
       Mit den Worten: „Das wird er mir schwer büßen!“ sprang der Graf aus seinem Himmelbett und riss ungeduldig an der Quaste, die zur Klingel der Kammerdiener führte. In aller Eile und mit großer Aufregung wurde der Graf angekleidet, während an gleich zwei Flügeln des hufeisenförmigen Schlosses schon gegen den Brand gekämpft wurde.
       Noch bevor der Graf seinen Ankleideraum verließ, bemerkte er bereits den Brandgeruch. Er stürzte mit flatterndem Rock zur Treppe herab, knapp hinter ihm

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