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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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stehen.

    Gerade als Wilhelm das Tor erreichte, sprang Lark auf die Beine. Das Fenster war zu hoch und hatte außerdem keinen Riegel. In einer Ecke lag ein Stapel Decken, der ihr auch nicht weiterhalf. Sie wusste nicht, wohin. Sie murmelte der Stute zu, sie möge bitte ruhig sein, dann huschte sie hinter das geflügelte Fohlen und schob das kleine Wesen zwischen sich und den Gang. Es versuchte, sich dichter an seine Mutter zu drängen, und blieb stehen, als es mit den Hinterläufen gegen Lark stieß. Sie legte eine Hand auf seine Kruppe und flüsterte: »Halt still, mein Kleines. Ach, bitte, halt doch still …«
    Als Wilhelm sie hinter dem Fohlen erblickte, blieb er stehen. Sein Gesicht war dunkelrot, und seine Haare waren schweißnass. Er keuchte und war immer noch erregt von ihrem Schmerz. »Komm da sofort heraus«, befahl er.
    Sie schüttelte den Kopf und sagte so fest sie nur konnte: »Nein.« Sie war nicht sicher, ob er das Fohlen schlagen würde, um an sie heranzukommen. Wenn er das tat, würde sie hervortreten müssen. Sie konnte nicht zulassen, dass er ein geflügeltes Fohlen verletzte, doch das wusste er nicht.
    Wilhelm hielt die Gerte in der Faust, und sein Gesicht sowie seine Körperhaltung drückten Unentschlossenheit aus. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, trug er keine bestickte Weste. Ihr Blick strich über seine Brust. Jetzt war die merkwürdige Schwellung deutlich zu sehen.
    Nach einer ganzen Weile ließ er die Gerte sinken und den Arm seitlich herunterhängen. Langsam normalisierte sich seine Gesichtsfarbe, und je mehr er die Kontrolle zurückgewann, desto ruhiger wurde auch seine Atmung. »Du blutest, Göre«, sagte er.
    Lark hob das Kinn und erwiderte: »Ja.«

    »Ich hatte dir gesagt, du sollst dich aus meinen Angelegenheiten heraushalten.«
    »Sie mischen sich in meine ein, Durchlaucht.«
    Er hob eine blasse Braue. »Meine Güte, wir sind aber ganz schön mutig, was?«
    »Ich sage nur die Wahrheit. Sie drohen, uns den Unteren Hof wegzunehmen, und stehlen mein Pferd.« Das Blut rann quer über ihre Braue und ihr Augenlid. Sie wischte es mit dem Finger fort. Darüber schürzte Wilhelm die Lippen.
    »Das haben Sie doch gern, oder nicht?«, fragte Lark. Sie hielt ihm den zitternden Finger hin und zeigte es ihm. »Blut und Schmerz.«
    »Ich liebe es«, murmelte er. »Ich liebe es wirklich.« Er drehte die Gerte in den Händen. »Ich könnte dich jetzt umbringen, und das wäre sogar noch besser.«
    »Meisterin Winter weiß, dass ich hier bin.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Dann sollte ich mich besser beeilen«, erwiderte er und trat einen Schritt auf sie zu. Lark dachte, dass das Fohlen vor ihr jetzt fliehen und sich hinter seiner Mutter verstecken würde, doch es rührte sich nicht vom Fleck.
    Sicher war der Fürst zu nah, als dass ein geflügeltes Pferd es ertragen konnte. Das Letzte, was sie wollte, war zu verschwinden, damit dieser Mann bekam, was er wollte. Sie zuckte zurück, stieß gegen den warmen Körper der Stute, und der Fürst verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln.
    »Sie ist nur ein flügelloses Pferd«, sagte er leichthin. »Was schert es sie, wenn eine Fliegerin stirbt?«
    »Aber das Fohlen …«, hob sie ohne wirkliche Hoffnung an.
    »Das ist mein Fohlen, dumme Göre.« Er machte einen weiteren Schritt. »Mein an mich gebundenes Fohlen.«

    »Das kann nicht sein!«, rief sie und sah sich verzweifelt nach einem Fluchtweg um. Der Fürst blockierte das Tor, den einzigen Weg nach draußen. Die Stute hinter ihr war, obwohl sie ihre Unruhe spürte, keine Hilfe, und das Fohlen …
    Das Fohlen machte einen taumelnden Schritt auf Wilhelm zu und streckte die Nase aus. Lark stand mit offenem Mund da und wunderte sich.
    Das Fohlen machte noch einen Schritt, schob die weiche Schnauze in die Hand des Fürsten und blieb vollkommen ruhig stehen, während er …
    Er streichelte es.
    Lark fasste sich mit einer Hand an den Hals. Ein geflügeltes Pferd und ein Mann … das war unmöglich! Es konnte nicht wahr sein. Aber es geschah, direkt vor ihren Augen.
    Wilhelm liebkoste das Fohlen, lächelte und strich über einen zarten Flügel, bevor er es so behutsam wie möglich zur Seite schob und Lark am Schlafittchen packte.

Kapitel 30
    P hilippa rannte in den Stall zurück und riss Sonis Zaumzeug von dem Haken, über den Lark es gehängt hatte. Soni wieherte und stampfte mit den Hufen, als Philippa das Tor öffnete. Sie brauchte eine Weile, das geflügelte Pferd so weit zu beruhigen, dass sie ihm

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