Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
am Himmel, polsterten das Kopfsteinpflaster des Hofes und dämmten jedes Geräusch. Philippa blickte nach links, wo sie gerade noch die Ecke der Trockenkoppel sehen konnte. Dort stand der Bedienstete von Baron Beeht mit einer Laterne. Er trug zum Schutz gegen die Kälte einen schweren, dicken Mantel. Es würde eine sehr lange, sehr kalte Nacht werden. Sie musste Herbert unbedingt auftragen, dem Mann etwas Warmes zu trinken zu bringen.
Der Weg zur Straße war bereits verschneit, und die Koppeln verschwanden fast hinter den weißen Schleiern. Die Mädchen lachten, während sie über den Hof strömten, und hielten die Gesichter in den Himmel, um mit Lippen und Wimpern die Flocken aufzufangen. Philippa hatte Soni zugedeckt, wandte sich dem Wohnhaus zu und freute sich darauf, früh schlafen zu gehen.
Als sie unter die Laken kroch und die Decke bis zum Kinn zog, dankte sie Baronin Beeht. Natürlich war es für die Baronin keine große Sache, einen Mann als Wache zu schicken,
doch für sie hier war es ein großer Trost. Es ist schade, dass nicht mehr Adelige den Pragmatismus von Hesters Mamá besitzen, überlegte Philippa. Man konnte sich darauf verlassen, dass Baronin Beeht handelte, wenn es erforderlich war, und nicht lange zauderte, irgendjemanden um Erlaubnis bat oder bei jeder Kleinigkeit auf die Zustimmung von anderen wartete.
Philippa drehte sich auf die Seite, um zu beobachten, wie die Schneeflocken an ihrem Fenster vorbeitanzten. Es war wunderschön, sich geborgen und sicher zu fühlen. Soni war in ihrem Stall und sie in ihrem eigenen Bett, an ihrem richtigen Platz. Sie wurde auf einmal ganz schläfrig.
Als der Morgen graute und sie von einem lauten, hartnäckigen Klopfen an ihrer Tür geweckt wurde, schneite es immer noch.
Philippa kämpfte sich aus einem tiefen Schlaf und war im ersten Moment verwirrt. Es klopfte wieder, und dann hörte sie die Stimme der Hausdame. »Meisterin Winter! Meisterin Winter!«
Philippa stellte die Füße auf den Boden und schnappte beinahe nach Luft, so kalt war es. Sie suchte nicht erst nach ihren Hausschuhen, sondern lief direkt zur Tür, strich sich die Haare aus dem Gesicht und rieb sich die Augen. Als sie die Tür öffnete, stand sie der Hausdame gegenüber, der die Tränen nur so über das Gesicht liefen.
Sie starrte sie an. »Bei Kallas Fersen, was ist passiert?«
Sie hätte es natürlich wissen müssen. Sie hätte es ahnen und Margret noch einmal besuchen müssen, bevor sie ins Bett gegangen war.
Noch Tage danach versuchte sie sich zu erinnern, was sie zu ihrer alten Freundin gesagt hatte, was ihre letzten Worte gewesen waren, ob sie ihr mit irgendeinem Wort oder
einer Geste ihre Zuneigung gezeigt hatte. Aber jetzt war es zu spät. Es war nicht so, dass sie sie hätte retten und das Unvermeidliche irgendwie hätte aufschieben können. Aber wenn sie irgendetwas geahnt hätte, hätte sie sich wenigstens von ihrer alten Freundin verabschieden können.
Sie warf sich einen Morgenmantel über, schlüpfte in ihre Hausschuhe und hastete hinter der Hausdame her zu Margrets Gemächern. Margret lag noch so da, wie die Hausdame sie vorgefunden hatte. Sie ruhte auf der Seite, und ihre Haare, die beinahe so weiß wie das Kissen waren, umgaben ihren Kopf wie ein Fächer. Die Augen hatte sie halb geöffnet, und ihr Blick war friedlich ins Jenseits gerichtet.
Philippa kniete neben Margrets Bett nieder und berührte ihre Wange. Sie war ganz kalt. Zärtlich und behutsam drückte sie ihr die papierenen Augenlider zu, dann flocht sie ihre Haarsträhnen zu einem langen Zopf. Margret hätte nicht gewollt, dass man sie mit unordentlichen Haaren sah.
Die Hausdame weinte immer noch und trat auf die andere Seite des Betts, um Margret gemeinsam mit Philippa auf den Rücken zu drehen und die blassen Hände auf ihrer Brust zu falten. Wie ein feines Spinnennetz zeichneten sich immer noch die blauen Adern unter ihrer Haut ab. Sie breiteten die Decke über sie und schlugen sie bis zu ihrer Hüfte zurück.
Schließlich legte Philippa eine Hand auf Margrets Arm, streckte sich und trat dann zur Seite. »Bis der Dekan kommt, ist nichts mehr zu tun«, erklärte sie.
Die Hausdame brach erneut in Tränen aus. »Ach, Meisterin Winter! Ich hatte keine Ahnung, dass sie so krank war! Ich hätte bei ihr bleiben sollen …«
»Aber nein«, erwiderte Philippa freundlich. »Margret war alt und müde. Und jetzt fliegt sie wieder mit ihrem Himmelsstürmer. Sie würde nicht wollen, dass wir lange um sie
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