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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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standen Kutschen und Jagdwagen,
deren Kutscher Decken über die Pferde legten, sich unterhielten und unter den kahlen Zweigen der alten Bergulme, die den Platz beherrschte, Pfeife rauchten. Als sie die Pferdemeisterin erblickten, richteten sie sich auf und verneigten sich vor ihr. Sie antwortete mit einem Nicken, verabschiedete sich kurz von Herbert und schritt dann die breiten Stufen hinauf.
    Heute konnte sie nicht im äußeren Gang des Rundbaus auf und ab gehen, was ihr viel lieber gewesen wäre. Die Genealogie unter den Arm geklemmt, lief sie hinunter, an den Rängen vorbei, in denen die Edlen des Rates saßen. Sekretäre und Diener standen dahinter aufgereiht. Sie sah nicht nach oben zu der Galerie, doch sie hörte die Stimmen der Damen, die miteinander flüsterten. Sie hatten vermutlich von ihren Männern gehört, dass noch eine weitere Klage gegen den Fürsten eingereicht worden war. Obwohl sie nicht das Anrüchige der Vaterschaftsklage hatte, dürfte sie einige Aufmerksamkeit erregen und für Gesprächsstoff am bevorstehenden Erdlinsfest sorgen.
    Ein Diener kam auf Philippa zu, verneigte sich vor ihr und deutete auf einen Stuhl, der neben zwei anderen Klägern hinter einem langen Tisch für sie bereitstand. Sie setzte sich, wickelte die Genealogie aus und legte sie auf den Tisch. Die geprägten Buchstaben glänzten. Sie ließ ihre Hand darauf sinken und wartete.
    Wilhelm musste mit seinem Auftritt bis zu ihrer Ankunft gewartet haben. Es verging keine Minute, bis die Türen zu den Privatgemächern des Fürsten aufgingen und Wilhelm und Fürstin Constanze hereinkamen. Die Fürstin wirkte blass und verschwand beinahe in ihrem aufwendigen, mit Nerz eingefassten Mantel, als sie wie ein verlorenes Kind langsam hinter dem Fürsten herging. Wilhelm präsentierte
sich stolz mit seinen golden glänzenden Haaren. Die hohen Absätze seiner Stiefel klackten laut auf dem Marmorboden.
    Die trägt er, damit er größer ist als sie, dachte Philippa und musste beinahe lachen. Er war in eine moderne Weste gekleidet, die an Kragen und Manschetten mit Fell besetzt war und die er bis zum Hals fest zugeknöpft hatte. Sie kaschierte die Wölbung seiner Brust fast vollkommen.
    Hinter den beiden erschien Jinson. Er mied Philippas Blick.
    Philippa blieb zusammen mit den Edlen des Rates und den Zuschauern stehen, bis Fürst und Fürstin das Podium in der Mitte erreicht und sich hingesetzt hatten. Jinson stand an der Seite und starrte auf seine Stiefel. Als Philippa wieder Platz genommen hatte, entdeckte sie eine junge Frau im Gang über den Rängen. Sie war schlank, in Schwarz gekleidet und stand halb versteckt hinter einer Säule. Philippa kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, wer es war, doch da ergriff der Vorsitzende das Wort.
    »Edle Herren«, hob er an und schlug mit einem winzigen Marmorhämmerchen auf einen Sockel. »Fürst Wilhelm von Oc ist nun bereit, die Edlen des Rates anzuhören. Lasset uns hören und erinnern.«
    Aus Philippas Vorladung war hervorgegangen, dass sie der letzte Fall war, der heute gehört werden sollte. Ihr Anliegen war sehr ernst und erforderte ausführliche Beratung und Diskussion durch die Edlen.
    Die ersten beiden Klagenden wurden angehört und schnell abgewiesen. Philippa nahm ihre Fälle gar nicht wahr. Sie hielt den Kopf gesenkt und konzentrierte sich auf das, was sie sagen wollte, darauf, was sie und Margret besprochen hatten. Sie erschrak, als der Vorsitzende ihren
Namen nannte, und fragte sich einen schrecklichen Augenblick lang, ob er sie bereits zum zweiten Mal aufgerufen hatte.
    Sie holte tief Luft, stand auf und zog ihr Wams glatt. Sie hob den Kopf und blickte die achtunddreißig Edlen des Rates an. Ihr Bruder Mersin war ebenfalls dort und starrte auf sie herab. Er würde ihr das hier niemals verzeihen, doch sie konnte nicht anders. Er musste inzwischen begriffen haben, dass er sie nicht davon abhalten konnte, ihre Pflicht zu tun. Es geschah ihm jedenfalls recht. Er war erpicht darauf gewesen, sie an ein geflügeltes Pferd binden zu lassen, und zwar deshalb, weil er sich beim Palast hatte einschmeicheln wollen. Er hatte sie damals nicht ein einziges Mal nach ihren Gefühlen gefragt.
    Sie wandte ihr Gesicht dem Fürstenpaar zu. Constanze bog den Kopf ein wenig zur Seite, um an Wilhelms Schulter vorbeisehen zu können. Wilhelm fuhr sie über die Schulter hinweg an, und sie schreckte zurück, ließ den Kopf sinken und spielte eingeschüchtert mit ihrer großen Perlenkette.
    »Edle

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