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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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Wilhelm ging langsam, als er durch die Tür der Sattelkammer trat, und genoss die Vorfreude, das Fohlen wiederzusehen.
    Direkt vor der Box hielt er inne. Die Stute musterte ihn uninteressiert. Der Oc-Hund sprang steifbeinig auf und knurrte. Doch das Fohlen, sein Fohlen, trottete mit aufgestellten Ohren auf ihn zu und blähte die Nüstern, als es seinen Geruch wahrnahm. Wilhelm öffnete das Tor und ließ zu, dass das Fohlen ihn mit dem Kopf anstupste. Er fuhr durch seine helle kurze Mähne und strich mit den Fingern über die blassen Flecken auf dem silbernen Rücken. Jeder Zoll des Fells glänzte im winterlichen Sonnenlicht. Auch Wilhelm blähte die Nasenflügel, als er den frischen Geruch nach Hafer einsog. Er war immer noch überrascht, wie schön es war, das Tier zu berühren und das samtene Maul zu spüren, das in seiner Hand nach Nahrung suchte. Früher hatte ihn lediglich interessiert, wie schnell ein Pferd war. Er hatte nie damit gerechnet, dass er sich einmal für ein so kleines Wesen erwärmen würde.
    Der Oc-Hund stolzierte mit steifem Schwanz und hochgezogenen Lefzen an ihm vorbei. Wilhelm trat nach ihm,
und der Hund knurrte, rannte jedoch den Gang hinunter zu Jinson, der gerade aus der Sattelkammer kam. Jinson streichelte den Hund und richtete sich dann auf.
    »Kannst du keinen anderen Hund für das Fohlen besorgen?«, fragte Wilhelm gereizt. »Ich kann den hier nicht ausstehen.«
    »Es gibt eine Bindung zwischen den geflügelten Pferden und den Oc-Hunden, Durchlaucht«, erklärte Jinson verblüffend aufrichtig. »Wir gehen auch so schon ein hohes Risiko ein.«
    Wilhelm verspürte den Impuls, es Jinson einfach zu befehlen, doch die Wärme des Fohlens, das sich gegen seine Hüfte drückte, entspannte ihn. Er wiegte den zarten Kopf in seiner Hand. »Also gut, Kleines«, sagte er nachgiebig. »Wenn du ihn magst, will ich ihn nicht verscheuchen.«
    Jinson hielt respektvoll Abstand. »Es wächst sehr schnell, Durchlaucht«, sagte er. »Ich glaube, wir können ihm schon etwas Melasse geben.«
    »Es saugt doch aber noch?«
    »Ja, das schon, aber geflügelte Pferde reifen schneller als flügellose. Es kann mehr vertragen.«
    »Gut, Jinson. Kümmere dich darum.«
    »Ja, Durchlaucht.«
    »Wann wird es fliegen?«, fragte Wilhelm und streichelte immer noch das seidige Hinterteil.
    »Nun, Durchlaucht, die Pferdemeisterinnen meinen …«
    Wilhelm hob den Kopf. »Du bist mein Zuchtmeister!«, erwiderte er mit seidiger Stimme. Anscheinend wusste Jinson diese tückische Stimmlage mittlerweile richtig zu deuten. Er trat einen halben Schritt zurück. »Ich habe dich nicht gefragt, was die tun. Ich will wissen, was ich tun kann.«

    Jinson räusperte sich und sah überaus unglücklich aus. Wilhelm zupfte an dem Stirnschopf des Fohlens. »Nun«, sagte Jinson. »Sie … also, ich glaube, geflügelte Pferde fliegen mit ungefähr zwölf Monaten. Dann fangen sie an, Sättel und Sandgewichte zu tragen, um Muskeln aufzubauen. Bis sie ungefähr achtzehn Monate alt sind, tragen sie keine Mädchen … ich meine natürlich Reiter.«
    »Das kommt mir recht lange vor.«
    »Ja, Durchlaucht, aber Sie wollen Ihr Fohlen doch nicht verletzen.«
    Wilhelm hob wieder den Kopf und starrte Jinson streng an. Der Mann blickte auf seine Stiefelspitzen, und Wilhelm kicherte plötzlich. »Nein, nein, Jinson, du hast Recht. Ich möchte es nicht verletzen.« Er streichelte das Tier noch einmal, trat dann zurück und verließ den Stall. »Es ist vollkommen«, sinnierte er und betrachtete es. »Mein kleines Juwel.«
    »Ja.«
    »Ein Diamant.«
    »Wie bitte?«
    »Diamant. Sein Name ist Diamant. Es trägt nur einen Namen, so wie die anderen Gründer der Blutlinien.«
    »Wunderbar, Durchlaucht. Das ist perfekt.«
    »In der Tat. Genau wie das Fohlen.« Wilhelm schloss das Tor und nickte Jinson zu. »Du kannst den verdammten Hund jetzt wieder hineinlassen.«

Kapitel 35
    P hilippa erhielt eine knappe Einladung, zu Erldlin nach Inseehl zu kommen, doch sie warf sie gleich ins Feuer und hockte sich daneben, um zuzusehen, wie sich die Karte mit dem Familienwappen in Rauch auflöste. Sie hatte eine bessere Einladung erhalten, die sie anzunehmen gedachte. Die Postkutsche hatte ihr eine sorgfältige geschriebene Einladung vom Unteren Hof aus dem Hochland gebracht. Sie bestand aus einfachem Papier und war von allen Hammlohs unterzeichnet, doch Philippa war sich sicher, dass es Brohs Handschrift war. Sie zögerte nur einen Augenblick, bevor sie ihre Antwort auf ein Blatt

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