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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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ihr Buch hielt. Als sie Lark hereinkommen sah, legte sie das Buch hastig beiseite und stellte die Kerze auf ihren Nachttisch.
    »Amelia!« rief Lark leise. »Sie sollten doch sicher schon seit einer Stunde im Bett liegen.«
    »Das habe ich auch«, flüsterte Amelia angespannt. »Aber ich habe es gerade erst von der Hausdame erfahren … Mein Fohlen kommt! Ich soll morgen losfahren, damit es an mich gebunden werden kann!«
    »Endlich!«, flüsterte Lark. »Ach, Amelia, wie wunderbar.« Ihre Müdigkeit war mit einem Mal verflogen, und sie hüpfte vor Aufregung auf den Zehenspitzen. »Wo? Wann?«
    »Sie holen mich morgen früh ab«, erklärte Amelia. In ihren Augen glänzten Freudentränen. »Die Stute steht in den Stallungen von Beeht. Ach, du musst mich begleiten, Lark! Du und Hester! Ich habe solche Angst …« Sie merkte offenbar gar nicht, dass sie in das vertrauliche Du gefallen war.
    Lark setzte sich neben sie. »Aber es gibt nichts, wovor du dich fürchten musst!« Sie beschloss, Amelias Vertraulichkeit zu erwidern.

    Das Mädchen aus Kleeh vergrub die Hände in ihrem Schoß. So leise, dass sie kaum zu verstehen war, fragte sie: »Was, wenn es nicht gutgeht? Was, wenn das Fohlen stirbt oder keine Flügel hat?«
    »Du kannst nur abwarten, Amelia.«
    Amelia starrte hinunter auf ihre Hände. Mit noch leiserer Stimme gestand sie: »Und was ist, wenn es mich nicht mag, Lark? Was, wenn es weiß, dass ich aus Kleeh bin?«
    Lark legte eine Hand auf Amelias Arm und war überrascht, als sie feststellte, dass sie wie Espenlaub zitterte. »Tiere geben nichts auf Fürstentümer«, erklärte sie. »Tup hat es nicht gestört, dass ich keine Dame bin, und Beere auch nicht, noch nicht einmal Schweinchen, der mich mehr als ein Mal in den Dreck der Trockenkoppel geworfen hat. Dein Fohlen wird dich nur einmal ansehen und sich sofort in dich verlieben. Und Hester und ich werden dich begleiten.«
    Sie hoffte, dass sie ihr Versprechen halten konnte. Sie hatte immer noch Strafarbeiten wegen ihres letzten Vergehens zu erledigen, doch es war sicher wenig tröstlich für Amelia, wenn sie das jetzt erwähnte. »Leg dich hin, Amelia, und versuch ein paar Stunden zu schlafen. Morgen könnte ein langer Tag werden«, sagte sie in mütterlichem Ton, obwohl Amelia beinahe zwei Jahre älter war als sie.
     
    Baronin Beeht räumte auf ihre wirkungsvolle und entschiedene Art alle Widerstände aus dem Weg, die verhindert hätten, dass Lark und Hester Amelia zur Geburt des Fohlens nach Beeht begleiten konnten. Die Mädchen waren den ganzen Tag entschuldigt, und bereits kurz nach dem Frühstück fanden sich die drei in der Kutsche der Beehts wieder, die sie zügig zu den Stallungen brachte. Der Morgen
war kühl und klar, und die Knospen der Buchen und Baumwollsträucher sowie der grüne Flaum der Hecken war von einer dünnen Schicht Raureif überzogen.
    Amelia sah blass aus und hatte die sowieso schon farblosen Lippen fest zusammengepresst. Hester sagte herzlich: »Hören Sie auf, sich Sorgen zu machen, Kleeh. Das ist Ihr größter Tag!«
    »Ich weiß«, erwiderte Amelia, doch sie starrte weiterhin aus dem Fenster und presste die Finger in ihrem Schoß so fest zusammen, dass sie ganz weiß wurden. Hester grinste Lark über Amelias Kopf hinweg an, und Lark lächelte. Jedes Mädchen, das an ein Pferd gebunden war, hatte eine solche Geschichte erlebt. Es gab nichts, was sie tun konnten, um Amelias Furcht zu lindern.
    Als die Kutsche sanft aus der Auffahrt der Akademie auf die Hauptstraße einbog, sinnierte Lark darüber, dass es beinahe war, als würde man selbst entbinden. Der Ausgang einer Geburt war immer ungewiss, und damals bei Tup war zu dem Schmerz, der Kälte und der Sorge auch noch die unglaubliche Aufregung hinzugekommen, dass in der Scheune auf dem Unteren Hof ein geflügeltes Fohlen das Licht der Welt erblickt hatte. Doch jedes Mädchen musste seine eigene Erfahrung machen. Daran führte kein Weg vorbei.
    Lark war schon zweimal im Haus der Beehts gewesen, doch sie empfand immer noch Ehrfurcht, als die Kutsche langsam vor das große Haus rollte, zum Stehen kam und die Lakaien vom Tritt sprangen, um die Türen zu öffnen. Baronin Beeht kam persönlich hinaus und eilte die flachen, breiten Stufen hinunter, um sie zu begrüßen. Die Mädchen folgten ihr ins Haus. Der Koch hatte Becher mit Schokolade für sie vorbereitet, und Hester und Lark tranken gierig. Sie hatten zwar gerade erst gefrühstückt, aber sie waren
schon wieder hungrig. Amelia

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