Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
als das Fohlen trank, und drehte sich zu den anderen Mädchen um. Tränen rannen ihr über das Gesicht, und ihr Mund bebte, als sie lächelte.
»Ist es nicht prachtvoll?«
Ihre Freundinnen lachten, vergossen selbst die eine oder andere Träne und stimmten ihr zu, dass es ein prächtiges Tier war. Ein weiteres von Kallas Wundern aus Fleisch, Fell, Knochen und Membranen. Ein brandneues geflügeltes Pferd, das Amelia Riehs durchs Leben begleiten würde.
Kapitel 39
I m Büro der Akademieleitung saßen Susanna Stern und Kathryn Tänzer Philippa gegenüber, die hinter Margrets Schreibtisch Platz genommen hatte. Zusammen brüteten sie über den Notizen, die aus dem Fürstenpalast, aus Beeht und von zwei weiteren Stallungen stammten, in denen Frühlingsfohlen zur Welt gekommen waren. Sie listeten die Schülerinnen auf, die im Herbst erwartet wurden, und auch die Mädchen, die bei Geburten dabei gewesen waren, bei denen leider Fohlen ohne Flügel geboren worden waren.
»Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals so ein schlechtes Ergebnis gehabt hätten«, sagte Philippa. »Das Zuchtprogramm ist eine einzige Katastrophe.«
»Das wäre Eduard nie passiert«, stimmte Kathryn zu. Eduard Krisp hatte Stunden mit Margret Morghen über den Genealogien gebrütet, Pläne erstellt, sich Notizen gemacht und Vergleiche angestellt. Jinson hatte nichts dergleichen getan.
Philippa seufzte, und alle drei Frauen schwiegen eine ganze Zeit lang. Schließlich sagte Susanna: »Hat der Rat immer noch keine Entscheidung gefällt?«
»Weder ja noch nein«, sagte Philippa. »Wir haben keine Leiterin, und wenn es so weitergeht, haben wir bald auch keine geflügelten Pferde mehr.«
»Bis jetzt ist es doch noch nicht ganz so schlimm, oder?«, erwiderte Susanna.
Philippa schob die soeben fertiggestellte Liste über den Tisch, so dass Susanna sie sehen konnte. »Dieses Frühjahr haben wir nur fünf geflügelte Pferde. Wir hatten mit fünf weiteren gerechnet, die alle flügellos wurden. Noch ein oder zwei solche Jahre, und wir bekommen keine vollen Formationen mehr zusammen.«
Kathryn berührte die Genealogie, in der eine Seite aufgeschlagen war, auf der die Zucht- und Muttertiere von Noblen standen. »Es wäre besser gewesen, einfach nur Eduards Paarungen zu wiederholen. Eduard weiß, welche Hengste geflügelte Fohlen zeugen«, sagte sie.
»Wenigstens ist das Mädchen aus Kleeh an ein Fohlen gebunden worden«, bemerkte Kathryn.
»Wir dürfen sie nicht so nennen, Kathryn! Sie gehört jetzt zu uns. Es ist wichtig, dass wir sie bei ihrem richtigen Namen nennen. Sie fühlt sich schon genug ausgegrenzt«, erklärte Philippa in scharfem Ton.
»Tut mir leid«, erwiderte Kathryn steif. »Wenn sie dabei ist, spreche ich sie natürlich mit ihrem richtigen Namen an.«
Philippa hob beschwichtigend die Hand. »Verzeih mir«, sagte sie weicher. »Ich entschuldige mich für meinen Ton. Ich wollte es gar nicht so sagen, aber es kommt einfach so aus mir heraus.«
»Ist schon gut, Philippa«, sagte Susanna. »Wir verstehen dich.«
Philippa fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. »Wir brauchen eine Leiterin. Jemand, der diplomatischer ist als ich«, erklärte sie.
Susanna lächelte sie an. »Du machst das schon ganz gut, Philippa. Es ist für uns alle eine schwere Zeit.«
Philippa lehnte sich im Sessel zurück. »Das ist nett von
dir. Aber ich wünschte aus tiefstem Herzen, dass Margret hier wäre. Ich wollte nie auf diesem Stuhl sitzen.«
»Wirklich?«, fragte Kathryn und klang dabei immer noch ein bisschen schroff. »Ich dachte, du hättest immer ihre Nachfolge angestrebt.«
Philippa presste die Lippen aufeinander. »Ich hatte lediglich immer vorgehabt, den Blutlinien und dem Fürsten zu dienen. Ich habe nie damit gerechnet, dass ich jemals Schwierigkeiten mit meiner Loyalität bekommen würde. Ich bin nicht sicher, ob ich mich als Leiterin der Himmelsakademie eigne.«
»Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um das zu diskutieren. Philippa steht unter furchtbarem Druck, Kathryn«, bemerkte Susanna.
»Wie wir alle«, erwiderte Kathryn.
Susanna legte eine Hand auf den Arm ihrer Kollegin. »Aber der Fürst hat gedroht, Philippa der Akademie zu verweisen. Mit so etwas müssen du und ich nicht fertigwerden.«
Kathryn machte große Augen. »Sie der Akademie verweisen?«
»Ich dachte, das wüssten alle.«
Philippa sah aus dem Fenster zu dem Frühlingstag hinaus, wo sich die Baumspitzen am Ende der Flugkoppel in einer kräftigen Windböe wiegten. Der
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