Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
chinesischem Porzellan zu hören. »Schildern Sie mir Ihren Vorschlag, edler Herr«, sagte er. »Obwohl ich nichts versprechen kann. Ich bin – ebenso wie Sie, glaube ich – nur der Zweitgeborene.«
»So ist es«, bestätigte Riehs. Er lehnte sich ebenfalls zurück und legte nachdenklich die Fingerspitzen aneinander.
Frans beobachtete ihn und bemerkte das intelligente Funkeln in den Augen und das Selbstbewusstsein, das diesem Mann trotz seiner geringen Körpergröße eine beeindruckende Persönlichkeit verlieh. »Mein älterer Bruder hat den Titel Baron geerbt, der Ländereien und Stand mit einschließt. Doch wir pflegen eine durchaus freundschaftliche Beziehung, und für gewöhnlich bin ich gern als Diplomat tätig. Zudem verschafft mir diese Betätigung die Möglichkeit, einer geheimen Leidenschaft zu frönen.«
Frans wartete. Riehs lächelte ihn an und sagte: »Ich habe eine Tochter, das heißt, um ehrlich zu sein, habe ich drei Töchter, aber auf diese eine bin ich besonders stolz. Sie ist klug, und sie ist überaus selbstständig. Sie ist nicht sonderlich hübsch, wobei ich darauf nicht viel gebe. Ich möchte, dass sie ein unabhängiges Leben führen kann und nicht wie eine kostbare Puppe verheiratet wird, die auf ihre eigenen Talente verzichten und die Bedürfnisse ihres Ehemannes befriedigen muss.«
»Und was möchte sie, Riehs?«
Mit kaum übersehbarem Stolz erwiderte Riehs: »Sie wünscht sich, ein geflügeltes Pferd zu fliegen.«
Frans öffnete den Mund, konnte jedoch eine ganze Weile nichts sagen. Die Idee war revolutionär, hatte allerdings ihre Vorzüge. Selbst Frans, der Politik verachtete, verstand, dass eine solche Bindung einer Tochter aus dem Hause Kleeh an ein geflügeltes Pferd die Beziehungen zwischen Kleeh und Isamar stabilisieren konnte. »Edler Herr«, sprach er langsam, »was bieten Sie dem Fürstentum Oc dafür, dass es Ihnen eine solche Ehre zugesteht?«
»Ich«, erwiderte Baron Riehs gelassen, »werde dafür ein Bataillon ausheben und anführen, um die entführten Kinder zu retten.«
Philippa wollte früh zu dem langen Rückflug nach Oscham aufbrechen. Eine der im Palast ansässigen Pferdemeisterinnen ließ ein frühes Frühstück für sie zubereiten und ordnete an, Wintersonne zu satteln. Philippa trank eine Tasse starken Kaffee und aß einen Teller vom Koch liebevoll zubereitetes Rührei. Der Mann hatte ihr auch ein Paket mit Broten für unterwegs bereitet, das Philippa dankbar annahm. Sie würde Soni auf halber Strecke eine Pause gönnen und dann schnell weiterfliegen. Mit etwas Glück und gutem Wetter konnte sie hoffen, zum Abendessen zurück an der Akademie zu sein.
Sie überquerte den Hof zu den Stallungen, knöpfte den Mantel über ihrer Tracht zu und zog ihre wärmsten Handschuhe über. Raureif zierte das Gras der Koppeln, und ihre Nase kribbelte von der morgendlichen Kälte. Für Soni würde der Flug in der kühlen Luft leichter sein, doch Philippa wusste, dass sie die erste Stunde, bis die Sonne hoch am Himmel stand, kalte Zehen und eisige Finger haben würde.
Soni war bereit und wartete bereits, als sie die Flugkoppel erreichte. Sie nahm dem Stallmädchen die Zügel ab, entfernte Sonis Flügelhalter und steckte sie in die Tasche ihres Wamses. Sie wollte gerade aufsteigen, als sie ihren Namen hörte. Sie drehte sich um und war erstaunt, Prinz Frans über den Hof auf sie zulaufen zu sehen. Am Zaun der Koppel blieb er atemlos stehen.
»Philippa! Ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie so früh aufbrechen«, keuchte er.
»Wieso, Frans? Ich hatte nicht erwartet, Sie heute Morgen noch einmal zu sehen. Ich weiß, dass letzte Nacht ein festliches Diner stattgefunden hat. Sie sind sicher spät zu Bett gegangen.«
Er zuckte die schmalen Schultern und grinste ironisch. »Hier findet jeden Abend ein festliches Diner statt«, erklärte er. »Ich habe mich früh zurückgezogen.«
»Es ist nett, dass Sie mir auf Wiedersehen sagen«, erwiderte sie.
Er lehnte sich gegen den Zaun und rang nach Luft. »Gewiss, ich wollte Ihnen einen guten Flug wünschen. Aber ich möchte noch etwas anderes mit Ihnen besprechen.« Er blickte über die Schulter zurück und hinüber zu den Ställen und bedeutete ihr, zu ihm zu kommen. Sie ließ Sonis Zügel fallen und ging auf den Zaun zu.
»Ich habe gedacht, ich wäre nicht in der Lage, Ihnen zu helfen, was diese Kinder angeht«, sagte Frans leise. »Aber jetzt sieht es so aus, als gäbe es doch eine Möglichkeit.«
Philippa legte eine Hand
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