Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
weiß, was das heißen soll. Und ich bin genauso hungrig wie du.«
Sie drehte sich um und sah die zwei Beiboote auf die Küste zukommen. Vorn am Bug stand je ein Mann, der sich mit einer Stange in der Hand nach vorn beugte und prüfte, wie tief das Wasser war, damit die Boote sicher an die Küste fanden. Als Philippa Soni abgekühlt, Sattel- und Zaumzeug entfernt und sie trockengerieben hatte, waren die Boote an der Küste angelangt und wurden gerade von den Soldaten an Land gezogen. Einige der Männer machten sich sogleich an die Arbeit und bauten einfache Zelte aus Jute in einem Kreis auf. Andere machten sich mit Eimern auf den Weg, um aus dem Bach, der aus den Felsen kam und über den Strand ins Meer floss, Wasser zu holen.
Soni stupste gegen die Tasche mit der Verpflegung. »Gleich gibt es etwas zu fressen, mein Mädchen«, sagte Philippa und nahm die Leine ihres Halfters. »Es ist ein bisschen zu schnell nach deinem Flug. Aber wir können dir Wasser besorgen.« Sie führte Soni den Hang zum Strand hinunter und bahnte sich vorsichtig mit ihr den Weg durch spitze Felsen und Algenhaufen.
Frans trat neben sie an den Rand des Baches, während Soni soff. »Ich nehme an, Sie haben nichts gesehen?«, erkundigte er sich.
»Schnee und noch mehr Schnee. Und Felsen. Wie können die Wildländler an solch einem Ort überleben?«
Frans hob den Kopf und blickte auf das Plateau jenseits des Kliffs. Der Wind zersauste seine hellen Haare. »Ihnen müssen selbst die Fischer von Onmarin reich erscheinen.«
»Genau das habe ich auch gedacht«, erwiderte Philippa. Sie zog an Sonis Leine. »Das reicht, Soni. Gönn deinem Bauch eine kleine Pause. Du bekommst später noch mehr.«
Frans fragte aus angemessener Entfernung: »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
»Ich brauche Sonis Decke aus meinem Gepäck. Ich glaube, die Männer von Baron Riehs haben es mit an Land gebracht.«
Rasch ging Frans zurück zu dem schnell wachsenden Lager und durchsuchte die Stapel von Gepäck. Als er mit der zusammengefalteten Decke über dem Arm zurückkam, sagte er: »Sie errichten ein eigenes Zelt für Sie.«
»Und für Soni?«
Frans lächelte. »Das ist Ihnen überlassen. Das Zelt bietet ausreichend Platz für drei Pferde und ihre Reiterinnen.«
»Gut.« Philippa blickte zum Himmel. Der Wind hatte die Wolken auseinandergerissen, und große blaue Flächen kamen zum Vorschein. »Es klart auf. Heute Nacht wird es ziemlich kalt werden«, stellte sie fest.
»Riehs meint, es wäre zu spät, um heute noch mit der Suche zu beginnen.«
»Er hat Recht. Soni muss sich erholen. Wir werden morgen ganz früh starten. Die Hochebene ist riesig, sie können überall sein. Die Suche kann dauern«, sagte Philippa.
Frans gab einen leisen Ton von sich, der sowohl ein Seufzer als auch ein Lachen hätte sein können. Philippa hatte eine Hand auf Sonis Hals gelegt und betrachtete ihn neugierig.
»Was ist mit Ihnen, Frans?«
Er zuckte mit den Schultern und mied ihren Blick. »Ich hatte … ich hatte, ehrlich gesagt, Angst. Doch jetzt, wo wir so nah dran sind, kann ich es kaum abwarten. Ich komme mir ein bisschen albern vor, wie ein kleiner Junger, der beweisen will, wie mutig er ist.«
»Das ist überhaupt nicht albern. Sie hatten zu Recht Angst, und es ist nur natürlich, dass man es nicht abwarten kann, das Unternehmen hinter sich zu bringen.«
»Ich verfüge nicht über Ihre Erfahrungen, Philippa.«
»Sie Glücklicher«, erwiderte sie.
Ein Gerücht machte die Runde in der Akademie, und die Mädchen tuschelten aufgeregt in der Halle und im Schlafsaal. Lark hörte es zuerst von Anabel, die zu ihr kam und sich über das Gitter von Tups Stall beugte. »Es geht um Geraldina«, flüsterte sie mit vor Aufregung weit aufgerissenen Augen. »Um Geraldinas Kind!«
Lark bürstete gerade Mollys strubbeliges Winterfell und richtete sich auf. »Geraldinas Kind? Das muss jetzt etwa sechs Monate alt sein oder sogar älter.«
Geraldina, vormals Geraldina Prinz, war an ein geflügeltes Pferd gebunden gewesen und hatte eine strahlende Zukunft vor sich gehabt. Ihre Schwangerschaft jedoch, etwas, was kein geflügeltes Pferd ertragen konnte, hatte ihrer Karriere ein frühzeitiges Ende bereitet und den Tod ihres Pferdes herbeigeführt. Lark würde den Tod von Prinz und die Rolle, die sie dabei übernommen hatte, niemals vergessen.
Sie konnte nicht begreifen, wie Geraldina etwas Derartiges zugelassen hatte.
Anabel winkte ab. »Ich weiß nicht, wie alt es ist – er,
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