Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
Erdhütte am Rand der Siedlung kroch und durch den Schnee vor der Schlacht flüchtete. Frans lief den Hang hinab, vorbei an den Hütten der Barbaren, um Philippa abzufangen.
Wintersonne witterte ihre Reiterin selbst vom anderen Ende des Tals aus und galoppierte wiehernd den Hang hinab auf sie zu. Ihre Mähne und ihr Schweif wehten im Wind, und die Zügel baumelten lose von ihrem Hals herab.
Auf einmal tauchte einer der Wildländler zwischen den Erdhütten auf. Frans sah den Mann, dessen gedrungener Körper sich nur eine Armlänge von ihm entfernt vor dem Feuer abzeichnete. Die Aufmerksamkeit des Barbaren war ausschließlich auf das geflügelte Pferd gerichtet. Er hob den Arm mit dem Speer und zielte auf Soni.
Frans hatte keine Zeit nachzudenken. Ein geflügeltes Pferd aus Oc war in Gefahr. Sein Körper erinnerte sich seiner lang vergangenen Trainingsstunden; er wirbelte auf den Fußballen herum und rammte dem Mann seinen Degen in den Leib.
Als er die Klinge wieder herauszog, hörte er ein Geräusch, dass er sein Leben lang nicht vergessen würde: das Spritzen von Blut, das Schmatzen von zerrissenem Fleisch und das Gurgeln eines Sterbenden. Frans wurde übel, doch er kämpfte gegen seinen Brechreiz an. Er ließ den Barbarenkrieger achtlos am Boden liegen und rannte hinter Philippa her.
Als Wintersonne mit bebenden Flügeln und Schaum auf Brust und Lippen vor ihr zum Halten kam, war Philippa so erleichtert, dass sie beinahe auf die Knie gesunken wäre. Sie nahm Sonis lose Zügel, zog den Kopf der Stute an ihre Brust und hielt ihn eine ganze Weile fest. Soni und sie rangen beide vernehmlich nach Luft.
Im Tal vernebelte mittlerweile der Rauch von Feuer und Pulver die Schlacht, aber sie war weithin gut zu hören. Peter starrte mit großen Augen und offenem Mund auf die wabernden Rauchwolken.
»Meisterin«, flüsterte er. »Was wird aus Lissih?«
Kapitel 24
W ir waren der Meinung, wir sollten lieber nicht noch einen weiteren Tag warten«, sagte Riehs zu Philippa.
Sie saßen am Strand. Philippa hatte sich gegen die morgendliche Kälte in eine Decke gehüllt, Soni stand in ihrer Nähe. Die Pferdemeisterin warf Riehs einen müden Blick zu. »Soni hätte keinen Tag länger warten können, edler Herr, also haben Sie es ganz richtig gemacht.« Sie schauderte bei der Erinnerung. »Es ist schwer, so etwas Brutales zu verstehen. Und noch kann ich kaum begreifen, dass ich es überstanden habe und Soni unverletzt ist.«
»Ich bin ebenfalls sehr erleichtert.«
»Aber wie haben Sie …? Ich habe diese Männer und diese Hunde gesehen! Ich konnte mir einfach nicht vorzustellen, wie Sie in der Lage sein sollten, diese Barbaren zu überwältigen.«
»Mit einem klassischen Zangenmanöver. Außerdem hatten wir natürlich die Musketen. Sie sind zwar nicht sehr treffsicher, aber sie machen schrecklichen Lärm und eine Menge Rauch. So stiften sie Verwirrung und sorgen für eine unangenehme Überraschung unter unseren Gegnern … Natürlich war das riskant für Sie, aber Sie sind genau im richtigen Augenblick geflüchtet.«
Der Baron nickte seinem Koch zu, der vom Lagerfeuer auf Philippa zutrat und ihr noch mehr von seinem belebenden Kaffee einschenkte. Bevor sie trank, blickte sie über
ihre Schulter zu Soni, die geputzt und gestriegelt war, eine warme Decke über ihrem Körper hatte sowie einen Eimer voll Wasser vor sich. In ein oder zwei Stunden, wenn Philippa sicher war, dass Soni genug getrunken hatte, würde sie ihr etwas von dem Hafer geben, den Riehs vom Schiff hatte heranschaffen lassen. Dann konnte sich Soni den ganzen Tag ausruhen, und morgen würden sie nach Hause zurückfliegen. Bis dahin würde Soni wieder zu Kräften gekommen sein, und es war zwar kalt, aber wahrscheinlich klar und schneefrei.
Philippa sah hinauf zu dem Plateau. Über der Siedlung der Barbaren stand immer noch eine schwarze Rauchsäule. Der Baron hatte ihr erklärt, dass die Soldaten »aufräumten«. Als seine Männer in das Lager gestürmt waren, hatte das Knallen der Musketen aufgehört. Dann waren die Bogenschützen und Degenkämpfer zum Einsatz gekommen; zweifellos waren ihre Angriffe verheerend gewesen. Die ganze Nacht hindurch hatten sie die Schreie und das Heulen der Wildländler gehört. Jetzt lag eine bedrückende Stille über dem Tal.
Als Frans Philippa, Soni und Peter in einem großen Bogen um die Schlacht herum und hinunter an den sicheren Strand gebracht hatte, waren sie am Ende des Lagers bereits an einem Haufen Leichen
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