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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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vorbeigekommen. Philippa hatte sofort den Blick abgewandt. Nach dem, was die Barbaren Rosella angetan und Soni angedroht hatten, fiel es ihr schwer, Mitgefühl für diese Leute zu empfinden, aber ein solches Gemetzel war ihr ebenfalls zuwider. Die reetgedeckten Häuser brannten lichterloh, und sie konnte nur hoffen, dass die Menschen, insbesondere die Kinder, deren Schreie sie geradezu verfolgten, aus den Häusern fliehen konnten, bevor die brennenden Dächer einstürzten.

    Außerdem war irgendwo dort noch Lissih.
    Die Ruhe am Strand wirkte beinahe erschreckend friedlich. Riehs’ Koch hatte ein herzhaftes Frühstück aus Rühreiern, einer Art Fladenbrot, Butter sowie dicken Scheiben Speck serviert. Der kleine Peter aß so viel, dass Philippa schon fürchtete, er werde gleich platzen. Der Junge grinste alle an, wobei seine frische Zahnlücke leuchtete, und tat seine Erleichterung darüber kund, dass es keinen Fisch gab. Nachdem Philippa zwei Tage lang nichts als fettige Fischsuppe zu sich genommen hatte, griff sie trotz ihrer Sorge um die noch vermisste Lissih ebenfalls beherzt zu. Doch als der Koch sie aufforderte, noch mehr Brot zu nehmen, wehrte sie ab. »Ich muss morgen fliegen«, sagte sie lächelnd. »Wenn ich so weiteresse, bin ich bald so fett wie diese Möwe da drüben.«
    Der Mann verneigte sich und nahm ihr Teller und Stoffserviette ab. Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel und glitzerte auf dem schwarzen Sand und den Felsen. Philippa saß sogar auf einem Sessel; eigentlich war es mehr ein Stuhl aus Stoff und Holz, aber er stand vor einem hübsch gedeckten Tisch und neben einem umsäumten Stück Stoff, das man als Windschutz aufgespannt hatte. Es war schwer zu glauben, dass gerade ganz in der Nähe eine Schlacht zu Ende ging. Menschen waren gestorben und starben vermutlich immer noch, aber der Koch schien davon vollkommen unbeeindruckt.
    Baron Riehs saß mit finsterem Gesicht etwas abseits und sprach leise mit einem Hauptmann. Frans schritt an dem schwarzen Strand auf und ab und beobachtete, wie der Rauch von der Siedlung in den Himmel quoll. Philippa hätte nie gedacht, dass seine freundlichen Gesichtszüge einmal so hart wirken könnten. Sie ließ Peter in Ruhe das
letzte Stück Brot verschlingen, stand auf und ging zu dem Prinzen.
    Er blickte sie an, als sie auf ihn zukam. »Wintersonne wird sich schnell wieder erholen, habe ich Recht?«, fragte er.
    »Es geht ihr recht gut«, bestätigte Philippa. »Morgen kann sie wieder fliegen.«
    »Und Sie?«
    »In Anbetracht dessen, was ich in den beiden letzten Tagen erlebt habe, kann ich mich nicht beklagen. Obwohl ich dringend ein Bad brauchte«, fügte sie lachend hinzu.
    Frans lächelte nicht. »Es war Irrsinn. Das hätte nie geschehen dürfen. Wir hätten diese Barbaren sofort verfolgen müssen, nachdem sie das Dorf angegriffen hatten.«
    »Sie haben getan, was Sie konnten, Frans.«
    Er schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Es fehlt immer noch ein Kind.«
    Eine Windböe wehte vom Meer zu ihnen herüber. Philippa schlang die Arme um ihren Körper und spürte die Kälte durch ihr Wams. Frans runzelte die Stirn. »Wo ist Ihr Mantel?«
    »Den hat irgendein Barbar. Wahrscheinlich ist er mittlerweile zu Asche verbrannt.«
    Frans schlüpfte aus seinem Mantel, ein aufwendig gearbeitetes Kleidungsstück aus schwarzer Wolle, das von einer Silberschließe am Hals gehalten wurde. »Hier, Philippa. Bitte.«
    Sie zog ihn an und genoss die saubere Wärme, die ihr nach den zerrissenen, stinkenden Decken der Wildländler noch viel süßer erschien. »Sie haben Blut am Hals, Philippa«, bemerkte er. »Sind Sie verletzt?«
    »Das ist nur ein Kratzer.«

    Er antwortete nicht. Ein Muskel in seinem Mundwinkel zuckte, und seine Augen glitten wieder zu dem Rauch über dem Strand. Er legte die Hand auf die Scheide seines Degens. »Ich gehe noch einmal in die Siedlung«, erklärte er leise.
    »Nein, Frans, nein. Überlassen Sie das Riehs’ Soldaten«, widersprach Philippa hastig.
    »Das kann ich nicht. Ich bin mein ganzes Leben lang immer gehätschelt worden. Wir Edelmänner von Oc sind vollkommen verweichlicht.«
    »Frans, Sie sind niemals ein Weichling gewesen.«
    »Aber ich habe auch niemals wirklich etwas bewerkstelligt.« Er schüttelte den Kopf. »Und ich will mich nicht mehr damit abfinden, dass ich so über mich selbst denken muss.«
    »Reden Sie keinen Unsinn, Frans! Sie haben das alles hier organisiert! Ohne Ihr diplomatisches Geschick wäre es gar nicht möglich gewesen.

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