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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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fröstelte sie allein bei dem Gedanken, dass sie ihn um ein Haar verloren hätten. Sie hob den Blick und sah dem alten Stallburschen direkt in die Augen. »Ich glaube nicht, dass Jinson ihn töten wollte. Der Fürst hat ihn bestimmt dazu gezwungen«, erklärte sie.
    Herbert spannte den Kiefer an. »Ich verstehe das nicht. Wenn ich daran denke, wie viele Fohlen dieser Hund schon begleitet hat!«
    »Ja.« Lark strich die Decke unter Beere glatt und hielt ihm eine Schale mit Wasser hin, damit er etwas trinken konnte. »Was sie ihm angetan haben, ist grausam.«
    »Ich verstehe nur nicht, warum«, murmelte Herbert. »Was versprechen sie sich davon?«
    Lark biss sich auf die Lippen und antwortete nicht. Es schien ihr nicht angemessen, Herbert in ihre Schwierigkeiten mit dem Fürsten hineinzuziehen. »Das Wichtigste
ist«, sagte sie nach einer Weile, »dass sie es nicht noch einmal versuchen werden. Das wagen sie nicht.«
    »Ich werde auf ihn aufpassen. Das verspreche ich Ihnen.«
    »Ja, Herbert. Ich weiß.«
    »Kein anderes Mädchens hätte getan, was Sie heute Abend getan haben.« Seine Stimme klang irgendwie rau, und als Lark zu ihm aufsah, bemerkte sie, dass seine Augen rot gerändert waren.
    »Ich bin ein Mädchen vom Land. Die Tiere mögen mich und ich sie.«
    »Ich weiß, Larkyn.« Er räusperte sich abrupt. »Sie sind wirklich ein gutes Mädchen.«
    Sie lächelte ihn an und berührte seine Hand. »Danke, Herbert.« Als er steifbeinig aufstand, fügte sie hinzu: »Herbert, haben Sie einen Schlägel?«
    Er blickte sie verwirrt an. »Einen Schlägel?«
    »Oder irgendeinen anderen Fetisch.« Lark errötete, und sie zuckte leicht mit den Schultern. »Ich weiß, wir sollen nicht an Zauberei glauben, aber …«
    Er legte einen Finger an die Seite seiner Nase und runzelte die Stirn. »Ich glaube … mir ist so, als wäre da noch etwas, das Rosella immer ganz gern benutzt hat.«
    »Haben Sie es noch?«
    »Warten Sie kurz.« Er drehte sich um und ging die Treppe zu dem Zimmer hinauf, das Rosella bewohnt hatte, bevor Erna gekommen war. Kurz darauf war er wieder da und hielt einen abgenutzten, verblichenen Gegenstand in der Hand. Er reichte ihn Lark.
    »Ich weiß nicht, wie man das nennt. Aber Rosella hatte viel für Zauberei und Aberglauben übrig.«
    Lark strich mit den Fingern darüber. Sie hatte den Eindruck, dass immer noch ein bisschen Meeresluft daran
hing, und obwohl der Fetisch fast keine Form mehr hatte und nur aus einem Bund weichen Garns mit etwas getrocknetem Gras bestand, besaß er sicherlich etwas von der Kraft, die Rosella in ihm gesehen hatte.
    So wie sie früher ihr Tarn über der Teekanne oder dem Suppentopf hatte kreisen lassen, ließ sie nun den Fetisch über Beeres Wunde kreisen und schob ihn dann am Kopf des Hundes in die Decke. Beere zuckte mit den geschlossenen Augenlidern und seufzte tief.
    Lark streichelte die Flanke des Hundes und flüsterte: »Hier, mein Kleiner. Rosellas Talisman wird auf dich aufpassen.«
    Als sie die Stallungen verließ, zitterte sie in der klirrenden Kälte, und obwohl es bereits spät war, glitt ihr Blick automatisch zum nördlichen Himmel, in der Hoffnung, dort Meisterin Winter und Wintersonne zu entdecken. Sie sah jedoch nichts als leuchtend weiße Sterne am dunklen Nachthimmel; noch nicht einmal eine Mondsichel war zu erkennen. Sie blieb stehen, schlang die Arme gegen die Kälte um sich, nahm das Zeichen von Kalla in die Hände und betete leise, dass die beiden sicher zurückkehren würden.
    Auf der anderen Seite des Hofes brannte noch Licht im Büro der Leiterin sowie im Speisesaal. Das Wohnhaus war hell erleuchtet. Vermutlich würden sich die Pferdemeisterinnen im Lesesaal versammeln. Der Eingang zum Schlafsaal leuchtete ebenfalls in der Dunkelheit. Als sie das Amulett in der Hand hielt, überkam Lark plötzlich eine Welle der Angst, und sie wusste nicht, warum. Weder drückte sich eine große, dunkle Gestalt mit eisblonden Haaren zwischen den Gebäuden herum noch schlich sie über den Hof. Beere war sicher im Stall, wo Herbert auf ihn aufpasste. Tup und Molly hielten an seiner Seite Wache. Dennoch stimmte
etwas nicht. Sie wusste weder was es war, noch konnte sie sagen, wieso sie sich dessen so sicher war.
    Mit zittrigen Knien ging sie über das Kopfsteinpflaster zur Halle und versuchte sich einzureden, dass sie sich bloß etwas einbildete, dass sie einfach nur von dem anstrengenden Tag und der Angst um Beere erschöpft war, doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass ein

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