Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
Blutlinien ab. Man sieht doch sofort, dass das eine Kreuzung ist.«
Es folgte eine Pause. Lark kaute auf ihrer Unterlippe und wusste nicht, ob sie lospreschen und Petra auffordern sollte, sich zu entschuldigen, oder ob sie nicht besser abwartete, um zu hören, was Amelia Riehs sagte.
Schließlich sprach Amelia mit einer Klarheit, die Lark an den Baron erinnerte: »Man hat ja schon häufig festgestellt, dass Kreuzungen die Linie beleben, nicht wahr?« Petra schien darauf keine Antwort zu haben, und so fuhr Amelia fort: »Bei Pferden, Hunden und sogar bei Menschen .« Lark nahm die leichte Betonung auf dem letzten Wort wahr. »Wie mein edler Vater so häufig sagt, braucht jede Familie hin und wieder frisches Blut.«
»N… nun«, stammelte Petra. »Ich nehme … natürlich
an, Baron Riehs … ich meine doch, dass es gewisse Normen gibt …«
Amelia lachte unverbindlich. »Ach, Normen. Als ich Kleeh verlassen habe, mussten die Frauen laut Norm Röcke tragen, die eine Elle weit waren, und die Haare bis zum Himmel hoch frisieren. Ich bin sehr froh, nicht von Normen anderer abhängig zu sein.«
Als Lark Stiefel durch das Sägemehl schlurfen hörte, beeilte sie sich mit brennenden Wangen, in Tups Box zu kommen, und schloss das Tor hinter sich. Sie griff schnell nach dem Hufkratzer und suchte in den Hufen nach einem nicht existenten Stein, um nicht beim Lauschen erwischt zu werden. Sie wartete eine angemessene Zeit, dann richtete sie sich auf. Molly stand am Tor und blickte zu Amelia Riehs hoch.
Amelia legte beide Ellbogen auf das Tor. »Wissen Sie was, Schwarz? Ich glaube, das ist die sauberste kleine Ziege, die ich je gesehen habe.«
Am nächsten Morgen wachte Philippa früh auf. Die Welt war so dunkel, dass sie zuerst dachte, es wäre noch mitten in der Nacht. Sie trat an das Fenster, wickelte gegen die Kälte die Decke um sich und setzte sich in den Armsessel, von wo aus sie in den friedlichen Hof der Akademie blicken konnte. Sie war noch nie in ihrem Leben so glücklich gewesen, wieder zu Hause zu sein.
Der Fußboden war kalt, und sie zog ihre nackten Füße unter sich, um sie zu wärmen. Sie lehnte den Kopf an das Polster und blickte hinaus auf die Winterlandschaft. Immer wieder flogen Schneeflocken gegen das Fenster, und die Wolken hingen so tief, dass sie den Eindruck hatte, sie müsste sich nur aus dem Fenster lehnen, um sie berühren zu
können. Die Koppeln lagen noch unter einer makellosen Schneedecke. Nichts rührte sich im Hof oder in den Ställen, noch nicht einmal ein Oc-Hund.
Auf einmal fiel Philippa auf, dass Beere am Vortag gar nicht gekommen war, um sie zu begrüßen. Sie runzelte die Stirn und setzte sich wieder auf. Ihre Schläfrigkeit war schlagartig verschwunden. Vielleicht sollte sie vor dem Frühstück nur kurz zu den Stallungen laufen, nach Soni sehen und sicherstellen, dass Beere dort war.
Sie ließ die Decke fallen, wo sie stand, und zog sich eilig an. Sie trug dicke Strümpfe und ein warmes Unterhemd unter ihrem Wams, als wollte sie fliegen. Hastig kämmte sie ihre Haare zu einem Reiterknoten.
Als sie angezogen war, lief sie auf Zehenspitzen nach unten. Die anderen Pferdemeisterinnen waren noch in ihren Wohnungen. Die Lampen brannten noch nicht, und das Wohnhaus war zu dieser frühen Stunde ruhig und kalt. Sie hörte, wie die Hausdame gerade in der kleinen Küche unter der Treppe anfing zu arbeiten.
Sie hätte zu ihr gehen und sie um eine Tasse Tee bitten können, doch sie entschied sich zu warten. Die Frage nach Beere beunruhigte sie. Als sie hinaus in den Schnee trat, zog sie ihren Reitermantel über, kümmerte sich nicht weiter um ihre Kappe und schritt über das glatte Kopfsteinpflaster hinüber zu den Stallungen.
Als sie eintrat, wurde sie von einer warmen Wolke aus Pferdegeruch, Heu und Leder begrüßt. Sie konnte Beere nicht entdecken, verlangsamte jedoch ihren Schritt, um den Duft zu genießen. »Bei Kallas Fersen, es ist so schön, wieder hier zu sein«, sagte sie laut, als sie den Gang hinunterging und den hübschen Wesen in ihren Boxen zunickte, Füchsen, Grauschimmeln, Braunen und Falben, alle – samt
gepflegt und zugedeckt, die kostbaren Flügel sicher in den Flügelhaltern. Während sie an ihnen vorbeiging, stellten sie die Ohren in ihre Richtung, und ihre Augen strahlten, als sie sie wiedererkannten. Als sie zu Larkyns Schwarzer Seraph kam, ließ er sein leises Wimmern ertönen, und Philippa blieb an seiner Box stehen.
Er kam auf sie zu und schob das Maul in ihre
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