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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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langsamer geworden und hatte an der Leine gezogen.
    »Was ist?«, hatte Amelia ihm zugeflüstert. Er hatte sich noch nie gegen die Leine gewehrt. Als sie sich zu ihm umgedreht hatte, hatte er den Kopf hochgeworfen und war ein paar Schritte zurückgewichen. Voller Sorge, er hätte etwas gehört oder gesehen, das ihr entgangen war, hatte sie ängstlich nach vorn geblickt.
    Im Hafen war Unruhe aufgekommen. Wahrscheinlich gingen dort Soldaten auf Patrouille. Die Fischerboote schaukelten untätig an ihren Ankerplätzen. Solange die Mündung zum Hafen versperrt war und die Patrouillenboote immer wieder auf die Marinan feuerten, konnte nicht gefischt werden. Kein Handel, kein Fisch … der Fürst hatte wahrlich ganze Arbeit geleistet und Oscham lahmgelegt.
    Mahagoni konnte zwar nichts von alledem wissen, doch er spürte deutlich die Gefahr um sie herum. Er war noch einen Schritt zurückgewichen, hatte zu ihrer Überraschung den Kopf gesenkt und die Schlinge der Halfterleine zwischen die Zähne genommen.

    »Was ist, Mahagoni?«, hatte sie geflüstert. »Wohin willst du mit mir?«
    Offensichtlich zufrieden, dass er ihre ganze Aufmerksamkeit hatte, hatte Mahagoni die Leine losgelassen und war in den breiten Eingang des Lagerhauses getreten. Schmale Lichtstreifen fielen auf Fässer und aufgeschichtete Netze und beleuchteten Rollen mit erstaunlich dicken Seilen. Amelia war Mahagoni ins Innere gefolgt und neben ihm auf den kalten Holzplanken stehen geblieben. Der Geruch sagte ihr unverkennbar, dass hier die Fischhändler ihre Waren abholten. Doch jetzt, wo die Boote nicht hinausfuhren, gab es keinen Fisch zu verkaufen. Bis auf die zurückgelassenen Gerätschaften stand das Lagerhaus leer.
    Sie umarmte Mahagonis warmen Hals. »Danke«, sagte sie aufrichtig. In dem Lagerhaus war es wärmer, und obwohl Mahagonis Hufe in der Leere hallten und ihre Einsamkeit noch herausstrichen, tat es gut, sich zumindest für den Moment sicher zu fühlen.
    Als die ersten Leute in der Straße unterwegs waren, schätzte Amelia ihre Chancen ab. Mit den Lagerarbeitern und Schauermännern würden die Banden sicher dorthin verschwinden, wo sie hergekommen waren. Dennoch würden Mahagoni und sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Am Hafen rechnete man lediglich mit Kutschpferden, die Karren und Wagen mit Fracht von den Schiffen wegschafften. Nur gab es im Moment keine Schiffe und keine Waren. Und Geflügelte Pferde sollten natürlich über den Hafen hinwegfliegen und nicht wie ihre flügellosen Brüder daran entlanglaufen. Sie konnte Mahagonis glänzende Flügel nicht verbergen.
    Im hinteren Teil des Lagerhauses fand sie ein Fass mit beinahe
sauberem Wasser und zog den Deckel zur Seite, so dass Mahagoni daraus trinken konnte. Als er fertig war, schöpfte sie etwas mit den Händen heraus und trank ebenfalls. Es schmeckte nur leicht nach Fisch; vermutlich war es Regenwasser. Nachdem sie den Großteil des Brombeergestrüpps und der Kletten aus Mahagonis Mähne und Schweif entfernt hatte, führte sie ihn zurück zum Eingang, stand im Dunkeln und spähte hinaus auf die Straße.
    »Wir gehen einfach dort lang, Mahagoni«, sagte sie. Er blähte die Nüstern und stieß mit dem Maul gegen ihre Schulter. »Ja, ich glaube, du hast Recht«, fuhr sie fort. »Es hat keinen Zweck, den ganzen Tag hier herumzulungern, bis es wieder Abend wird und die Banden zurückkommen. Bist du bereit?«
    Wieder blähte er die Nüstern. Sie tätschelte ihn und trat hinaus auf die trostlose, verschneite Gasse.
    Gerade bogen zwei Männer in dicken Jacken und weiten Segeltuchhosen um die Ecke und kamen auf sie zu. Sie blieben wie angewurzelt stehen und starrten das Mädchen in der verschmutzten Reitertracht mit dem langbeinigen Geflügelten Pferd an, das dort zwischen den Lagerschuppen herumspazierte. Amelia hob den Kopf, hielt den Blick auf den Nordturm gerichtet und lief weiter, als wäre ihre Anwesenheit das Natürlichste von der Welt.
    Trotz der eisigen Luft glühten ihre Wangen. Der Schneefall hatte nachgelassen, und nur vereinzelt flogen Schneeflocken an den schrägen Dächern und unverputzten Mauern der Lagerhäuser und Schuppen vorbei. Als sie die erste Ecke erreichten, blieb sie stehen, und Mahagoni stieß mit seiner Nase gegen ihren Nacken. Sie spähte zur Bucht, wo sie die Masten und zusammengerollten Segel der Fischerboote sehen konnte, die sanft hin und her schaukelten. Ein
Patrouillenboot mit der schwarzsilbernen Flagge des Fürsten segelte gerade in den Hafen hinaus. Einige

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