Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
Schuld von eurem Fürsten …«
Hester stieß sie mit dem Ellbogen an. » Unseres Fürsten, Riehs, weißt du noch? Du bist jetzt eine Isamarianerin.«
Amelia nickte. »Du hast Recht, Morgen. Das bin ich.« Sie setzte sich auf Larks Bett und zog ihre Freundin neben sich. »Der Fürst ist besessen von den Geflügelten Pferden. Dafür kannst du nichts.«
»Er ist verrückt«, stellte Hester leicht ungeduldig fest. »Das sieht doch jeder. Wieso sollte das deine Schuld sein?«
»Wenn jeder das doch sehen kann …«, hob Lark an, sprach aber nicht weiter.
Amelia legte einen schlanken Arm um Larks Schultern. »Du fragst dich, wieso er damit durchkommt?«, beendete sie Larks Satz. Lark nickte stumm und unglücklich. »Mächtige Leute sind erpicht darauf, ihre Macht zu erhalten«, erklärte Amelia. »Mein Vater hat mir das beigebracht, als ich ein kleines Mädchen war. Es ist selten, dass ein Mann …«
»Oder eine Frau«, warf Hester ein. »Stimmt.« Wieder nickte Amelia. »Es ist selten, dass einem Mann oder einer Frau«, ergänzte sie, »die Integrität wichtiger ist als der Erhalt ihrer Macht.«
»Stimmt«, pflichtete Hester ihr bei. Sie verschränkte die Arme und tippte sich mit den Fingerspitzen auf die Ellbogen. »Es gibt zu viele Edle im Rat, die hoffen, der Fürst würde ihnen zu mehr Macht verhelfen, und die nicht wollen, dass jemand ihre Autorität in Frage stellt. Sie haben das Gefühl, wenn der Fürst herausgefordert wird, werden sie es auch.«
»Aber was geschieht dann?«, fragte Lark. »Mit Nikh … und Meisterin Winter …«
»Meisterin Winter jedenfalls ist in Sicherheit«, erwiderte Amelia. Als Lark sie daraufhin neugierig ansah, setzte sie hastig hinzu: »Das muss sie sein. Es hat sie seit über einem Jahr niemand mehr gesehen oder etwas von ihr gehört.«
»Ich bin sicher, dass es ihr gutgeht«, sagte Hester. »Aber
Mama meint, es würde noch mehr Ärger auf uns zukommen.«
»Ja und ich wünschte, mein Bruder würde nicht mittendrin stecken«, entgegnete Lark.
»Wir alle stecken mittendrin«, entgegnete Hester. »Jede Einzelne von uns.«
Kapitel 3
M ein erlauchter Ehemann«, sagte Constanze mit ihrer leisen, belegten Stimme, »solltest du heute Morgen nicht in der Rotunde sein?«
»Herrgott, Constanze, sprich lauter, ja? Hör auf, mit mir zu flüstern!«, fuhr Wilhelm sie an.
»Es … es tut mir leid, Wilhelm. Ich dachte nur … Ich habe meine Zofe die Sachen zurechtlegen und mir die Haare richten lassen, weil ich dachte …«
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nahm die Gerte, die neben ihm auf dem Schreibtisch bereitlag. Er drehte das geflochtene Leder in den Händen und lachte, als Constanze zusammenzuckte. »Glaubst du etwa, ich würde dich schlagen?« Er grinste.
»Nein … oh, nein, Wilhelm, natürlich nicht …« Sie verstummte und senkte demütig den Blick.
Er deutete mit der Gerte auf sie und kicherte. »Vielleicht würde es dir ja gefallen, wenn ich dich ein bisschen damit traktiere, wie ein Pferd oder einen Hund …« Er streckte den Arm aus, so dass er ihre Wange mit dem Ende der Gerte streicheln konnte. Sie rang nach Luft und wich zitternd zurück.
Er lachte und ließ die Gerte wieder auf den Schreibtisch klatschen. »Also, was willst du hier, Constanze? Du siehst doch, dass ich zu arbeiten habe.«
Ihr Blick glitt nervös über den leeren Schreibtisch. »Ach
ja?«, flüsterte sie. »Es tut mir leid. Ich dachte, du wärst …« Sie trat noch einen Schritt zurück in Richtung Tür. »Ich dachte, wir würden heute in den Rat gehen. Ich werde mich umziehen und Anweisung geben … Vielleicht möchtest du …« Sie kehrte ihm den Rücken zu, und ihre Stimme wurde immer leiser, so dass er das Ende ihres Satzes nicht mehr verstehen konnte.
Er wandte den Blick von ihr ab und wartete auf das Klicken der Tür. Stattdessen hörte er sie beinahe unhörbar sagen: »Wilhelm?«
»Was!«, zischte er. »Bist du immer noch nicht weg? Du siehst doch, dass ich nirgendwohin gehe. Ich trage Reitkleidung.« Eigentlich hatte er an seinem Schreibtisch gesessen und mit sich gerungen, ob heute der entscheidende Tag sei.
Wieder flatterte ihr Blick ängstlich. »Ich habe mich nur gefragt, ob es keinen Ärger geben wird. Du bist seit über einem Jahr nicht mehr im Rat gewesen. Ich war sicher, dass du heute hingehen würdest.«
Er wandte ihr wieder sein Gesicht zu und starrte sie durchdringend an, bis sie den Blick senkte. »Seit wann interessiert sich meine werte Gattin«, sagte er mit
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