Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
kam aus dem Rhythmus und sackte wie ein Stein herunter.
Als der kleine graue Apfelschimmel beinahe mit ihm zusammenstieß, wirkte es, als würde Schwarzer Seraph mitten im Flug plötzlich stehen bleiben. Es erforderte eine unglaubliche Kraft, auf diese Art den Schwung abzufangen, und Philippa rief: »Seraph! Bei Kallas Zähnen!«, als der kleine schwarze Hengst in einer Wolke aus Schweiß und Schaum auf der Stelle schwebte und seine Brustmuskeln und die Sehen an seinem Hals von der Anstrengung hervortraten.
Diamant schlingerte weiter auf ihn zu, und Wilhelm hielt sich irgendwie im Sattel. Es war kaum zu glauben, dass das Fohlen immer noch in der Luft war. Wilhelm zog mörderisch fest an den Zügeln und zwang Diamants Kopf fast bis zu seinen Knien zurück.
Philippa konnte es kaum ertragen, mit anzusehen, wie die Tragödie ihren Lauf nahm.
Kapitel 39
W ilhelm sah, dass das Patrouillenboot den Angriff stoppte, als der kleine schwarz Hengst auf es zuschoss. Er wollte vor Wut schreien, war jedoch zu sehr aus der Puste. Er traute seinen Augen kaum, als Seraph wieder aus dem Sturzflug auftauchte und außer Gefahr war. Wütend packte er Diamants Zügel, duldete keinen Widerstand und peitschte sie vorwärts, entschlossen, diesem verdammten Schauspiel ein Ende zu setzen.
Das kühle Sonnenlicht glitzerte auf dem Wasser und blendete ihn. Als er Diamant zwang, auf Seraph zuzufliegen, wehrte sich die Stute aus Leibeskräften. Sie schwankte und taumelte in der Luft und verdrehte fast unmöglich den Hals. Wilhelms Wut und Hass auf diese Göre aus dem Hochland und ihren Bastard von einem Hengst war so groß, dass er jeden Gedanken an eine mögliche Demütigung oder eine Katastrophe verdrängte. Er wurde einzig von der Erkenntnis getrieben, dass Larkyn Hammloh seine Pläne durchkreuzt und ihn um eine große Chance gebracht hatte. Er wollte die Göre und ihr Pferd ins Meer stürzen sehen; sie sollten im Wasser versinken und für immer aus seinem Leben verschwinden. Er stellte sich vor, wie ihre schwarzen Locken sich mit Salzwasser vollsogen und ihr blasses Gesicht langsam im Wasser unterging. Der Hengst würde herumzappeln, bis seine Flügel ebenfalls schwer vom Wasser waren und ihn in die Tiefe zogen.
Wilhelm hatte vor, die beiden beim Aufstieg anzugreifen, wenn der Hengst sich nicht wehren konnte. Dann würde er sie beide auf einmal vernichten. Wenn die Göre erst tot war, brauchte er sich auch nicht mehr mit ihrer verfluchten Familie herumzuschlagen. Sollte Pamella ihn doch anklagen, man würde ihr sowieso nicht glauben, und dann hatten die Rebellen, die sich um Frans gesammelt hatten, kein Ziel mehr.
Er war sich seiner selbst so sicher, dass er sich jede weitere Frage, wie er das im Einzelnen bewerkstelligen wollte, versagte. Wenn die beiden erst erledigt waren, würde Diamant keinen Widerstand mehr leisten und ihn als Herrn akzeptieren. Sie würde sich wie andere Geflügelte Pferde von ihrem Reiter fliegen und lenken lassen.
Doch noch wehrte sie sich gegen die Zügel. Er schlug sie. Jetzt war nicht der richtige Moment für Schwäche oder Mitleid. Sein Bedürfnis nach Rache war stärker als Diamants Temperament. Er schlug immer wieder auf sie ein, hielt ihren Kopf mit eiserner Hand und zwang sie in Richtung des schwarzen Hengstes.
Doch als würde er einen Hang hinaufspazieren und eine Rast einlegen, hielt Seraph, dieser verfluchte Teufel, plötzlich mitten in der Luft an. Er ging in die Waagerechte und schwebte wie ein glänzender schwarzer Kolibri schwerelos auf der Stelle, als würde er von der Luft getragen. Lediglich an dem dunklen Schweiß auf seiner Brust und dem Schaum an seinen Flügeln war die Anstrengung dieses Manövers zu erkennen.
Und erst dieses verfluchte Mädchen! Diese Göre saß auf seinem Rücken wie festgewachsen und folgte den Bewegungen des Hengstes, als wäre sie mit seinem Körper verschmolzen. Sie schien die Zügel gar nicht zu benötigen,
sondern allein durch ihre Schenkel Halt zu finden. Das war einfach unglaublich ungerecht.
Für Wilhelm gab es jetzt nur noch diese beiden. Er wusste, dass Philippa Winter hinter ihm war, doch das interessierte ihn nicht. Die Sonne, das Meer, die Patrouillenboote unter ihm, das verfluchte Schiff aus Kleeh mit seinen verräterischen blau-weißen Fahnen am Mast, all das verblasste. Sein Blickfeld verengte sich und bestand nur noch aus dem schwarzen Hengst und dem schwarz gelockten Mädchen auf seinem Rücken. Er hob die Gerte, um wieder auf Diamant
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