Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
Kapuzenmantels und musterte Amelia aus seinen kleinen dunklen Augen. »Sieh mal an, Jinson«, sagte er mit rauer Stimme, »wen haben wir denn da?«
Kapitel 10
L ark blieb vor den riesigen Türen des Palastes stehen, um ihre Kappe abzusetzen. Sie faltete sie sorgfältig zusammen und schob sie neben die Handschuhe in ihren Gürtel. Rasch fuhr sie sich einmal mit den Fingern durch die kurzen Locken und stampfte mit den Füßen auf, um die Stiefel von Staub und Dreck zu befreien. Sodann streckte sie die Hand aus, um die Tür zu öffnen.
Sie schwang auf, bevor Lark überhaupt die Klinke berührt hatte.
Im Eingang stand in der dunkelrot-weißen Uniform des Prinzen ein Mann mit silberfarbenen Haaren und musterte ihre Reitertracht, die Stiefel und ihre kurz geschnittenen Haare. Sein Blick blieb genau wie der des Stallmädchens an ihrem Kragen hängen. Dann hob er eine schmale weiße Augenbraue. »Zum Dienstboteneingang geht es hier um die Ecke und durch den hinteren Garten.«
Larks Wangen brannten, und sie kämpfte gegen das Erröten an, doch sie hob den Kopf und schob trotzig das Kinn nach vorn. »Ich muss Baron Riehs von Kleeh sprechen«, erklärte sie nachdrücklich. »Ich bin heute den ganzen Weg von Oscham hierhergeflogen und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich anmelden würden.«
Bei diesen Worten hob der alte Diener auch die andere Braue, verzog kurz die Lippen und richtete sich auf. Er machte eine übertriebene Verbeugung. »Sehr wohl … Mistress«,
erwiderte er näselnd. »Dann gestatten Sie mir bitte, Sie in einen der Salons zu geleiten.«
Sie folgte ihm und achtete darauf, nicht auf dem frisch gebohnerten Holzfußboden auszurutschen. Erst als er sie in ein kleines Gelass geführt hatte, in dem unbequem wirkende Stühle in einem dicken Teppich zu versinken schienen, sah sie sich um. Der Diener verschwand und ließ sie allein. Sie schlenderte umher, betrachtete die riesigen Gemälde an der Wand, zog die Vorhänge ein bisschen zur Seite und spähte in einen Hinterhof. Sie probierte einen der harten Stühle aus, sprang jedoch augenblicklich wieder auf und schritt erneut auf und ab.
»Wie Meisterin Winter«, murmelte sie vor sich hin. »Ich kann nicht stillsitzen.« Wenn die Situation nicht so beunruhigend gewesen wäre, hätte sie der Gedanke amüsiert.
Als die Türen wieder geöffnet wurden, erschien nicht Baron Riehs, sondern ein anderer Diener. Diesmal war es ein jüngerer Mann, der in die blaue Livree der Kleehs gekleidet war. Auch er musterte sie von oben bis unten. Sie kam sich langsam wie ein Ochse auf dem Markt vor. Jeder hier sah sie prüfend an, als wolle er ihr Gewicht und ihr Alter schätzen. »Mir wurde gesagt, Sie hätten darum gebeten, den Baron zu sprechen?«
»Ich bin Larkyn Schwarz«, stellte sie sich etwas ungeduldig vor. »Ich bin heute den ganzen Weg von Oscham hierhergekommen, und ich muss – dringend – Baron Riehs sprechen.«
»Der Baron hat selbstverständlich zu tun. Sie können mir Ihr Anliegen mitteilen, und ich werde den Baron informieren.«
Die Müdigkeit, der anstrengende Tag, der lange Flug und ihre extreme Angst um Amelia waren plötzlich zu viel für
Lark. Ihr riss der Geduldsfaden, und sie stampfte zornig mit dem Fuß auf. »Ich besuche die dritte Klasse der Wolkenakademie«, fauchte sie, »und ich bringe Nachrichten von Amelia, der Tochter des Barons. Es sind schlechte Nachrichten, beängstigende Nachrichten, und er wird sie zweifellos sofort hören wollen!«
Der Mann zögerte und runzelte nachdenklich die Stirn. Jetzt erst bemerkte sie, dass er kaum älter war als sie. Etwas freundlicher fügte sie hinzu: »Sie können mir wirklich vertrauen, mein Herr. Der Baron kennt mich. Ich würde ja direkt zu ihm gehen, wenn ich mich in diesem riesigen Haus auskennen würde!«
Schließlich nickte der Mann. »Kommen Sie mit«, sagte er. »Der Baron ist in einem der Besprechungszimmer.«
Er drehte sich energisch um und verließ mit forschem Schritt den Salon. Sie folgte ihm eine breite Treppe mit einem elegant geschnitzten Geländer hinauf, über einen langen Flur mit einem gewebten Läufer, der zwar dick war, sich unter ihren Stiefeln jedoch irgendwie hart anfühlte. Dann folgte noch eine Treppe, die diesmal schmaler war. Sie kamen an einer riesigen Bibliothek vorbei. Die Regale, die bis zur Decke reichten, quollen über von Büchern. In der Mitte stand der längste Tisch, den Lark je gesehen hatte. Auf dem Tisch aus heller Eiche waren in regelmäßigen Abständen Lampen
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